Toter geht’s nicht

Henning Bröhmann ist Kriminalhauptkommissar in der mittelhessischen Provinz und pflegt am liebsten sein Phlegma. Damit ist es jedoch schlagartig vorbei als ihn seine Frau verlässt, die eine Auszeit braucht und nach dem Faschingsumzug ein toter Tod entdeckt wird. Nun ist der Kommissar gefordert; er muss die Kinder und Hund Berlusconi versorgen und einen Mörder suchen, dessen Opfer zunächst keinerlei Anhaltspunkte liefert. Entsprechend schleppend gestalten sich die Ermittlungen, sie bescheren schaurige Schlagergalas und ungebetene väterliche Ratschläge, nichts was wirklich weiterhilft. Doch dann gibt es einen zweiten Toten…

Dietrich Faber, der bisher hauptsächlich kabarettistisch tätig war, hat mit “Toter geht’s nicht” ein durchaus respektables Romandebüt abgeliefert. Seine Herkunft kann (und will) er dabei freilich nicht verleugnen, denn trockener Humor und Satire mit bewusst bedienten Klischees überwiegen im Buch, der kriminalistische Teil mit der eher zufälligen Auflösung des Falles ist eher Beiwerk. Dennoch funktioniert der Roman als erster Teil einer Serie, die Figuren werden eingeführt und können deshalb entsprechend ausführlich in ihrem Lebensumfeld verankert werden.

Das Buch ist flüssig geschrieben und witzig, der Kommissar als plötzlich alleinerziehender Vater sympathisch und auch die anderen Charaktere kommen stilsicher daher, Leute eben, wie es sie nicht nur in der hessischen Provinz gibt. Mundart kommt kaum vor, die Leserschaft muss also nicht regional beschränkt werden.

Fazit: Macht richtig Spaß, Fortsetzung erbeten und beim nächsten Mal vielleicht etwas mehr Krimielemente.


Genre: Kriminalromane
Illustrated by Rowohlt Polaris

Die Allmacht des Geldes und die Zukunft der Phantasie

Der Autor, begeisterter Leser und Büchersammler, stand von 1975 bis 1992 an der Spitze großer ostdeutscher Verlagshäuser. Als Verleger des Berliner Aufbau-Verlags begleitete er den Umbruch von der sozialistischen Plan- zur freien Marktwirtschaft. 1990 gründete er zwei neue Unternehmen: den Aufbau-Taschenbuchverlag in Berlin und den Verlag Faber & Faber in Leipzig. Als Verleger, der Traditionen überblickt, als praktizierender Idealist und Akteur in zwei unterschiedlichen Gesellschaftssystemen liefert er uns in seinem neuen Essayband engagierte Betrachtungen zur Bücherwelt, die als fällige Einwürfe in die fatalen Bewegungsspiele einer weithin gestreßten Buchbranche angesehen werden dürfen. Er meditiert über Lieblingsautoren, Bestseller und Flops der Bücherwelt, das Taschenbuch von gestern, heute und morgen, über Büchersammeln und Buchgeschmack und über das Beziehungsge?echt zwischen Autoren und Verlegern, das wunderlichste Wechselverhältnis des literarischen Marktes von Luther bis Grass. In zwei umfangreichen Interviews »Was von den Träumen blieb – Als Verleger in der DDR« und »Die Allmacht des Geldes und die Zukunft der Phansasie – Als Verleger in der deutschen Bundesrepublik« zieht er Bilanz über ein bewegtes Verlegerleben. Leider merkt man dem alten Haudegen der DDR-Verlagsliteratur an, dass er doch dem DDR-Literaturgeschehen hinterhertrauert, aber es ist trotzdem interessant, wie er sich freut, dass er alte DDR-Titel z.B. Morgner, Amanda, wieder auflegen kann, um sie dem eiligen heutigen Literaturgeschehen wieder einzufügen, damit sie ihren literarischen Bestand behalten.


Genre: Erfahrungen
Illustrated by Verlag Faber&Faber Leipzig