O Stern und Blume, Geist und Kleid… 75 Blumenbilder und Gedichte

Zu Ehren der Übersetzerin, Herausgeberin, Autorin die neue Marianne Schneider Reihe des Schirmer/Mosel Verlages

75 Blumenbilder und Gedichte. “Vor einer Blütenwand saß ich beim Zechen;/Der Becher schlug mein Herz in süßen Bann./Da war mir Angst, die Blumen könnten Sprechen:/Wir blühen nicht für einen alten Mann.”, bangte es Liu Yü-hsi schon im 8. Jahrhundert.
Zum 50. Geburtstag des Schirmer/Mosel Verlags 2024 erscheint schon jetzt die Jubiläumsausgabe der
Blumenbilder und Blumengedichte aus fünf Jahrhunderten.

Blumen und Gedichte durch die Jahrhunderte

Das vielleicht “poetischste Buch aus 50 Jahren Schirmer/Mosel Verlagsgeschichte” stellt Kostbarkeiten der deutschen Lyrik – vom Hohelied Salomos in der Übersetzung Martin Luthers über Walter von der Vogelweide, Goethe, Eichendorff und Trakl bis zu Paul Celan, Ingeborg Bachmann und Ernst Jandl – neben Kostbarkeiten der Kunstgeschichte, von Leonardo über Dürer, Runge, van Gogh, Matisse, Beuys und Cy Twombly bis zu Man Ray, Robert Mapplethorpe, Nick Knight und Thomas Struth vor. Aber es geht eben nicht nur um die Gedichte, sondern auch um die Blumen selbst, deren Darstellungen über die Jahrhunderte stark variierten. Im 20. Jahrhundert kam durch Man Rays Technik der Solarisation und Rayographie Experimentierfreudigkeit ins Geschehen, aber auch die Rosenphotographien von Edward Steichen oder Tina Modotti, Imogen Cunninghams weiße Callas oder Georgia O’Keefe gemalte Petunias stehen im Mittelpunkt dieser bibliophilen Publikation. Das Pflanzliche ist schließlich untrennbar mit der Dichtung verbunden, das beweist schon der Ausdruck “Anthologie”, schreiben die Autoren, denn “anthos” bedeutet Blüte.

An Leib und Seele grünen

Ich kam gegangen/zuo der ouwe:/do was min Frieder kommen e./da wart ich enpfangen,/here frouwe,/daz ich bin saelic iemer me“, dichtete einst Walther von der Vogelweide in “Unter den linden”, schon um 1200. Seinem Gedicht wird eine Abbildung Albrecht Dürers aus dem Jahre 1503 gegenübergestellt, “Das große Rasenstück” in Aquarell- und Deckfarben. Fröhlich dichtet auch Paul Gerhardt auf die Blumenpracht, in “Sommergesang” hofft er auf die schöne Blum, des Garten Ruhm, “erwähle mich zum Paradeis/Und laß mich bis zur letzten Reis/An Leib und Seele grünen“. Clemens Brentano – von dem auch der wiederum bezaubert mit “Hörst du die Blumen rauschen” und entführt die Leser:innen heraus aus einem Wintertraum in einen Sommer, wo die Grillen zirpen und der Mond ein Schlaflied singt. Bloß nicht aufwachen, weiterträumen, weiterlesen, der Frühling, der kommt bald.

75 Blumenbilder und Gedichte

Der vorliegende Band zeigt in Wort und Bild, dass Blumen als universelles Sinnbild für den Rausch der Schönheit und die Macht der Gefühle und damit letztlich auch für alle Abschnitte des menschlichen Lebens von der Geburt bis zur Hochzeit und hin zum Tod stehen. Die Neuausgabe der 2001 erstmals erschienen Anthologie ist gleichzeitig auch der erste Band der neuen Marianne Schneider-Edition des Schirmer/Mosel Verlages zu Ehren der langjährigen Übersetzerin, Herausgeberin und Autorin des Verlages, die im Februar 2023 verstorben ist.

O Stern und Blume, Geist und Kleid …
75 Blumenbilder und Gedichte
Hrsg. v. Marianne Schneider und Lothar Schirmer
184 Seiten, 75 Tafeln in Farbe und Duotone
ISBN 978-3-8296-0993-7
Lp. € 29,80 €(Ö) 30,70 CHF 34,30
Schirmer/Mosel


Genre: Anthologie, Blumen, Gedichte, Pflanzen, Poesie
Illustrated by schirmer/mosel

SILVER MARILYN

Silver Marilyn – neu aufgelegt zum 60. Todestag

Marilyn Monroe. Zum 60. Todestag präsentiert der Schirmer/Mosel Verlag die Film-Diva auf drei Ebenen: Von derEntstehung der Ikone des 20. Jahrhunderts; der Geschichte der internationalen Glamourphotographie der 1950er Jahre, und Marilyn als Mensch hinter dem Mythos erzählt der vorliegende Bildband mit 152 Tafeln in Farbe und Duotone.

Neuauflage mit Extra MM

Die Silver Marilyn erschien 1989 erstmals als Schirmer/Mosel-Produktion und avancierte zum weltweiten Bestseller avanciert. Es zeigt klassische Marilyn-Ikonen der berühmtesten Photographen der Welt – von Avedon bis Weegee – und dazu eine Fülle selten gesehener Aufnahmen versammelt. Für die vorliegende Neuauflage hat die Schauspiel-Kollegin Jane Russell das Vorwort verfasst. Zudem gibt es Marilyn in einem großen Interview, das sie dem befreundeten Journalisten Georges Belmont 1960 gab.

Gegen den Mythos: die echte MM

Hier spricht Marilyn Monroe persönlich und nicht als Kunstfigur und so erweist sich, dass sie durchaus – entgegen ihrem Mythos – als kluge, humorvolle und äußerst eloquente Gesprächspartnerin glänzen kann. Auch wenn sie als Pin-up-Girl anfing und in kurzen 17 Jahren zum Megastar avancierte, änderte sich doch alsbald ihre Eigenwahrnehmung. Auch wenn ihr ihr Publikum dabei erst sehr viel später folgen sollte, kann man sich auch in dieser Ausgabe der Silver Marilyn überzeugen, dass mehr hinter einem Mythos steckt, als man vermutet. Und gerade das macht es so interessant, auch 60 Jahre nach ihrem Abschied, diesen Mythos wieder aufs Neue aufleben zu lassen.

Ikone des alten Milleniums

Dass Marilyn auch im neuen Millennium, das sie nie erlebte, noch nichts von ihren Popularitätswerten eingebüsst hat, beweist nicht zuletzt die Rekordsumme von 195 Millionen Dollar, die Andy Warhols “Shot Sage Blue Marilyn“ kürzlich bei einer Auktion erzielte. Sammler wissen warum.

SILVER MARILYN
Marilyn und die Kamera
Photographien aus den Jahren 1945-1962
Mit einem Vorwort von Jane Russel
und einem Interview von Georges Belmont
248 Seiten, 152 Tafeln in Farbe und Duotone
ISBN 978-3-8296-0952-4
Schirmer/Mosel Verlag
€ 29,80 € (Ö) 30,70 CHF 34,30


Genre: Biographie, Film, Fotografie
Illustrated by schirmer/mosel

Über Gemälde von Segantini

Über Gemälde von Giovanni Segantini

Giovanni Segantini (1858–1899) wurde im damals österreichischen Arco am Gardasee geboren. Als Siebenjähriger verlor er nicht nur seine Mutter, sondern auch seine Staatsangehörigkeit. Eine Halbschwester war dafür verantwortlich und so blieb Segantini sein Leben lang staatenlos. Schon sein erstes größeres Gemälde sorgte für Aufsehen: der gewählte Lichteinfall richtete den Spot(t).

Verkannter, zu Unrecht vergessener, staatenloser Heimatmaler

Was in Frankreich gemeinhin als Pointilismus bezeichnet wurde, nennt man im Falle Giovanni Segantinis Divisionismus. Krüger nennt es “Flechttechnik”, die ein Ineinanderweben von unzähligen Einzelheiten, die dennoch differenziert und Schaft gesondert aber als Einheit dargestellt wurden. Das Faszinierende an Segantinis Gemälden sind für Krüger aber nicht nur die Farben und Lichteinfälle, sondern auch die Tatsache, dass er als einer der wenigen Maler seiner Zeit Landwirtschaft auch als harte Arbeit darstellte. Die idyllischen Bilder anderer Maler suggerierten stets, dass die Natur uns von selbst ernähre solange man sie respektvoll behandle und nicht malträtiere (Krüger). Gerade darin seien Segantinis Bilder moderner und nähmen Sujets vorweg, die erst nach seinem Tod populär wurden.

Über Gemälde von Giovanni Segantini

Segantini habe das Schicksal erlitten, zwei drei Jahrzehnte als Maler europäischen Ruhm zu ernten, danach aber weitgehend der Vergessenheit anheimzufallen und heute in der Kunstgeschichte nur mehr am Rande erwähnt werde, zitiert Krüger den marxistischen Kunstkritiker Konrad Farner. Mitte der Sechziger sei es zudem nicht “diskursfähig” gewesen, einem Maler zu huldigen, der sich ins Hochgebirge zurückgezogen hatte und hauptsächlich Tiere und Pflanzen malte. Selbst die Kuh wird heutzutage als Treibgasproduzent unter Generalverdacht gestellt, wie Krüger ironisch bemerkt. Aber es braucht keiner Rechtfertigung die Bilder Segantinis zu betrachten, denn was Kunst und Kitsch unterscheidet ist einzige der Lauf der Zeit.

Faszination des Verlorenen

„Voglio vedere le mie montagne“ („Ich will meine Berge sehen“) waren die letzten Worte Segantinis, die über 70 Jahre nach seinem Tod Joseph Beuys zu der gleichnamigen Rauminstallation inspirierten. In vorliegendem Bildband betrachtet man etwa die “Vanità” (Eitelkeit), “la fonte del male” (die Quelle des Übels), aus dem Jahr 1897, das eine nackte Frau vor einem Bergtümpel zeigt, in dem sie ein Bad zu nehmen gedenkt. Es zeigt eine einfache, gebirgige Landschaft in aller Schlichtheit und mit eher düsterer Farbwahl, die der Szenerie etwas Geheimnisvolles verleiht. Der Tümpel in dem sie zu baden gedenkt könnte nämlich ebenso der Abgang in den Hades sein, der Eingang zum Styx, der Fluss, der die Toten von den Lebenden trennt. Viele weitere Gemälde Segantinis werden von Michael Krüger vorgestellt und kommentiert und so der Vergessenheit entrissen. Denn seiner Bedeutung als Maler waren sich seine Zeitgenossen durchaus bewusst und stellten ihn sogar neben Rembrandt van Rijn (Kunsthistoriker Carl Brun). Die Fasznition für Giovanni Segantini fasst Michael Krüger am Ende mit einer profunden Antwort in Worte: “Wahrscheinlich schauen wir die Bilder an, weil sie das sind, was von uns übrig bleibt, und das zeigen, was wir für immer verloren haben.”

Michael Krüger
Über Gemälde von Segantini
2021, 208 Seiten, 47 Farbtafeln. Format: 18,5 x 26 cm, gebunden. Deutsche Ausgabe.
ISBN: 9783829609517
Schirmer/Mosel
€ 38,-


Genre: Bildband, Kunstgeschichte, Malerei
Illustrated by schirmer/mosel

Jim Morrison: Der König der Eidechsen

Jim Morrison: Der König der Eidechsen. 50 Jahre ist Mr. Mojo Risin‘ tot und dieses Mal wohl endgültig. Das Akronym unter dem er sich wieder melden wollte, Mr. Mojo Risin‘, taucht auch in dem Titelsong der letzten Langspielplatte der Doors, „L.A. Woman“ auf: „Mr. Mojo Risin‘, got to keep on rising“ heißt es dort bedrohlich. Jim Morrison, dessen weltliche Überreste auf dem Pariser Friedhof Père Lachaise ruhen, ist wohl zu ewigen Wiedergeburt verdammt. Dem Stehaufmännchen des Rock huldigt die vorliegende bebilderte, überarbeitete und erweiterte Ausgabe mit dem Titel „Jim Morrison. König der Eidechsen“.

Paris liegt (auch) in Afrika

The Doors  am Venice Beach (1967), Robert Klein, Courtesy by Schirmer/Mosel

 

Die „endgültige Biographie und die großen Interviews“ spielt auf „Keiner kommt hier lebend raus“, die eigentliche Biographie Morrisons an, die der Autor, Jerry Hopkins 1980 mit Danny Sugerman herausbrachte. Diese Biographie begründete den Kult um Morrison, ließ sie doch zwei mögliche Enden realistisch erscheinen: entweder Morrison ist wirklich in seiner Badewanne in Paris gestorben oder er hat sich – wie sein literarisches Vorbild Arthur Rimbaud – nach Afrika abgesetzt. „Do you remember when we were in Africa?“ ruft er scheinbar unzusammenhängend als Intro auf dem Song „Whishful Sinful“. Aber es wird schon einen Grund gehabt haben, warum sich Jim Morrison Anfang 1971 nach Paris absetzte, um dort mit seiner Lebensgefährtin Pamela Courson ein neues Leben anzufangen. Er wollte dort vor allen Dingen schreiben und seine Filme in Frankreich veröffentlicht sehen. Denn Jim Morrison war mehr als nur ein Rockstar.

Jim Morrison in seinen eigenen Worten

Angels dance, angels die: Jim Morrison (1967); Courtesy Schirmer/Mosel

 

Als 1991 Oliver Stone’s Doors Film heraus, gab es einen Passus im Vertrag mit Pamela’s Eltern, der besagte, dass kein Zusammenhang zwischen Jim’s Tod und Pamela hergestellt werden dürfe. Allein das erweiterte den Rahmen für Spekulationen um ein Vielfaches und so kann Jim Morrison regelmäßig zu seinem Todestag immer wieder erneut auferstehen. Denn alles was seinen Tod 1971 betrifft ist ungesichert und wird wohl nie restlos aufgeklärt werden können. Die vorliegende „endgültige Biographie“ erschien erstmals unter dem Eindruck des x-ten Doors-Revivals, das durch den Stone-Film ausgelöst wurde. Insofern verteidigt Hopkins Jim, denn er sei keinesfalls der „gemeine, zügellose, selbstzerstörerische Alkoholiker“ gewesen als den Stone ihn darstelle, sondern vielmehr ein „charmanter, witziger, intelligenter, beredter“ Mensch mit „viel Sinn für Humor und Selbstironie“. Das

Jim Morrisons Augenzwinkern in Paris, 1971; Andrew Kent, Courtesy Schirmer/Mosel

beweisen unter anderem auch die Interviews (darunter zwei Gespräche von 1969 und 1970 aus „The Village Voice“ und „Creem Magazine“), die ungefähr die Hälfte des vorliegenden Buches ausmachen und Jim Morrison auch selbst zu Wort kommen lassen. In his own words. Alles andere steht ohnehin in seinen Liedern und Gedichten oder seinen Filmen.

 

Jerry Hopkins
Jim Morrison: Der König der Eidechsen
Die endgültige Biographie und die großen Interviews
Aus dem Englischen von Manfred Ohl, Hans Sartorius, Carl Ludwig Reichert und Marion Kagerer
Überarbeitete und erweiterte Ausgabe
2021, 280 Seiten, 57 Abbildungen, Format: 16,5 x 24 cm, broschiert
ISBN: 9783829609340
Verlag Schirmer Mosel


Genre: Biographien, Musik, Rockmusik
Illustrated by schirmer/mosel

Pola Woman Helmut Newton

100 Jahre Helmut Newton

Pola Woman Helmut Newton. Zum 100. Geburtstag des deutschen Photographen Helmut Newton werden einige Bücher von ihm wieder aufgelegt. Der vorliegende Band, Pola Woman, aus dem Jahre 1992 zeigt eine Auswahl von Helmut Newtons Polaroid Portraits in einer deutsch/englischen Ausgabe.

Pola Woman Polaroids

Der zu Halloween 1920 in Berlin geborene Fotograf ist nicht nur ein Jahrgänger von Charles Bukowski, sondern auch von seinen Sujets her ein Kollege des amerikanischen Frauenliebhabers. Helmut Newton, der am 23. Januar 2004 in Hollywood verstarb, ist Träger des Großen Bundesverdienstkreuzes wurde mit dem französischen Grand Prix national de la photographie und dem Word Image Award ausgezeichnet. Schon mit 18 Jahren war er nach Australien emigriert, hatte sich später in Paris niedergelassen und lebte ab den Achtzigern in Monte Carlo und Los Angeles. Wie kein anderer sonst, schaffte er es, über seine Photographie an die Reichen und Schönen der Welt so nahe ranzukommen, dass sie sich sogar vor ihm auszogen. Körperlich und geistig. So entstanden einige der besten und oft auch ironischsten Portraits einer Gesellschaftselite, die ihren Zenit längst überschritten hatte. Helmut Newton wurde zum Portraitisten der Haute Bourgeoisie der Welt, skurrile Situationen, selbstbewusste Frauen und weibliche Freude an der Sexualität zeichneten seine – oft überdimensionalen – Photographien aus.

Polaroid Women als Imaginations-Skizzen

„Das Polaroid ist ein phantastisches Skizzenblatt“, soll Helmut Newton über das damals neue Medium geschwärmt haben. Als er 1992 mit Pola Woman eine Auswahl seiner Polaroids der Öffentlichkeit präsentierte, habe sich der Meister der erotischen Photographie auch zum ersten Mal in die Karten und über die Schulter schauen lassen.

Denn was die Skizze für den Maler, war in analogen Zeiten das Polaroid für den Photographen. Eine erste Formulierung einer Bildidee, das Rohmaterial der Imagination sozusagen. Pola Woman zeigt den oft magischen, stets intensiven Prozess, wie aus erotischen Phantasien Bilderfindungen werden, also die Vorstufen eines perfekt gestylten Newton-Photos. In seiner Einführung zu Pola Woman gewährt Helmut Newton einen Einblick in seine Arbeitsweise. Mit seinen Fotos einen Weg durch den Dschungel seiner Phantasien.

Pola Woman

Mit einer Einführung von Helmut Newton

Deutsch/Englische Neuauflage

152 Seiten, 175 Abb, in Farbe und Duotone

ISBN 978-3-8296-0887-9

€ 29,80, €(Ö) 30,70, CHF 34,30

Schirmer/Mosel Verlag


Genre: Fotografie, Kunst
Illustrated by schirmer/mosel

Hitchcock’s Blondes

Hitchcock’s Blondes: „Fake it!“, habe Hitchcock seiner Lieblingsschauspielerin Ingrid Bergman zugerufen, als diese sich einmal während der Dreharbeiten zu Notorious beklagt hatte, mit ihrem Kleid nicht durch die Türe zu passen. So legendär wie dieser Ausspruch sind auch Alfred Hitchcocks Vorlieben für blonde Frauen, die allesamt in vorliegender hochwertiger Publikation des Schirmer Mosel Verlages mit ihren Filmen vorgestellt werden: Joan Fontaine, Ingrid Bergman, Grace Kelly, Shirley MacLaine, Doris Day, Vera Miles, Kim Nowak, Eva Marie Saint, Janet Leigh, Tippi Hedren, Julie Andrews und Karin Dor.

Der Hitchcock-Touch

Grace Kelly ©courtesy Schirmer/Mosel

Wie Thilo Wydra im „Vorspann“ schlüssig erklärt sind Hitchcocks 53 Filme wesentlich an der Erfindung eines bestimmten Frauentyps beteiligt gewesen: Die Blondine. Aber auch seine Frau, Alma Reville, hatte einen großen Anteil daran, denn sie stand dem Regieass bei allen seiner 53 Filme als Ehefrau und Mitarbeiterin zur Seite. Sie stammt so wie Hitchcock ebenfalls aus England und arbeitete als Cutterin und Drehbuchautorin bis sie ihren nur einen Tag älteren Ehemann Alfred kennenlernte. 53 Ehejahre und 53 Kinofilme blieben sie zusammen. „Der Hitchcock-Touch hat vier Hände“, schrie die Los Angeles in einem Nachruf einmal, „- zwei davon gehören Alma. Aber Hitchcock liebte seine Schauspielerinnen wohl ebenso wie seine Ehefrau indem er ihnen ein Celluloid-Denkmal setzte, ihnen Close Ups widmete oder sie einfach berühmte Schauspieler küssen ließ. So auch in „Notorious“ (1946): Laut dem damaligen Production Code durften Filmküsse nicht länger als drei Sekunden sein, aber Hitchcock machte daraus drei Minuten. Er verstand es einfach, die Zensur geschickt zu umgehen, indem er Cary Grant und Ingrid Bergman immer wieder reden oder das Telefon klingeln ließ. So machte er aus drei Sekunden drei Minuten voller Intensität, die damals das Kinopublikum so fesselte, dass der Film schon allein deswegen in die Geschichte einging.

Zehn Porträts von Hitchcock’s Blondes

Ingrid Bergman ©courtesy Schirmer/Mosel

Aber auch diese „seine“ Blondine, Ingrid Bergman, wird er bald an einen anderen Mann verlieren, nämlich an Regisseur Roberto Rosselini mit dem die Bergman fortan in Italien drehte. Zuvor hatte er schon Grace Kelly an den Fürsten von Monaco verloren, aber das schmerzte „Hitch“ – wie seine Freunde ihn nennen durften – weit weniger. Dennoch kommt es nach „Spellbound“ und „Notorious“ noch zu einem dritten gemeinsamen Film: „Under Capricorn“ (Hitchcocks zweiter Farbfilm, der 38. von 53), eine Literaturverfilmung, die er nur in Angriff nahm, weil die Rolle der Protagonistin, Lady Henrietta, darin – seiner Ansicht nach – perfekt zu seiner Lieblingsschauspielerin Ingrid Bergman passte. Wie so oft geht es auch in diesem bei Publikum und Kritikern leider durchgefallenen Film um eine Dreierkonstellation, um Liebe, das Sich- Erkennen, emotionale Wahrhaftigkeit, schreibt Thilo Wydra. Alle Psychothriller Hitchcocks seien im Kern tief romantisierte Liebesfilme. Romanzen. Melodramen. „Under Capricorn“ sei aber vor allem ein Film über ein Gesicht. Ingrids Gesicht. So Thilo Wydra. Hitchcock resümierte über die zehnjährige Zusammenarbeit mit der Bergman: „Ich trauere immer noch um die Filme, die ich mit Ingrid Bergman hätte machen können, die Filme, die es nie gegeben hat. Als sie nach Italien ging und dort blieb, war das ein Verlust für mich, für die Welt und für sie.

Für Cineasten und Filmfreaks

Alle zehn Essays im vorliegenden Fotoband widmen sich einer der zehn Schauspielerinnen Hitchcocks und ihren Filmen mit Standfotos, Szenenfotos, Porträts und geben Hinweise und Informationen zu den Dreharbeiten, Originalzitaten und Hintergründen wieder. Eine wunderschöne Publikation für Filmfreaks und Liebhaber schöner Frauen. Im Anhang befindet sich auch ein Nachwort mit „Abspann“ betitelt, eine Biblio- und eine Filmografie.

Thilo Wydra

Hitchcock’s Blondes

232 Seiten, 83 Abb. in Farbe und Duotone. Format: 21,5 x 24 cm, gebunden. Deutsche Ausgabe.

ISBN: 9783829608350

Schirmer/Mosel

39,80.-


Genre: Bildband, Film, Psychothriller
Illustrated by schirmer/mosel

Antonin Artauds Zeichnungen

Dem Schriftsteller, Schauspieler, Regisseur Antonin Artaud (1886–1948) wird im vorliegenden Band u.a. in einem begleitenden Text vom Dekonstruktivsten Jacques Derrida und auch der Nachlassverwalterin und Herausgeberin Paule Thévenin in ihrer Einführung den historisch-biographischen Entstehungsbedingungen von Artauds zeichnerischem Werk gehuldigt. Die insgesamt 62 Farbtafeln und 58 Farb- und Duotone-Abbildungen sind im Format 19 x 24 cm und stammen entweder von Artaud selbst oder von Fotografen und Zeitgenossen wie Man Ray.

Artaud als Zeichner

Artaud als Zeichner

„La vie est un songe“ (Das Leben ist ein Traum) hieß ein Theaterstück von Calderon de la Barcas, bei dessen Inszenierung Artaud die Kostüme entwarf. Aber sein Leben war alles andere als ein Traum, verbrachte Artaud doch ab 1937 immer wieder seine knapp bemessene Zeit (er wurde nur 62 Jahre alt) in verschiedenen Irrenanstalten. Es wurde Schizophrenie diagnostiziert und deswegen kam es zu jahrelangen Behandlungen mit Elektroschocks, Lithium, Insulin, Quecksilber- und Wismutpräparaten. Erst 1946 wurde er durch das Engagement von Freunden aus dem Asile d’aliénés de Paraire, einer Anstalt in Rodez, entlassen. Er schrieb in den letzten zwei Jahren vor seinem Tod noch das für das Radio erarbeitete Stück „Pour en finir avec le jugement de dieu“ (Schluss mit dem Gottesgericht) und hielt an der französischen Eliteuniversität Sorbonne einen Vortrag gegen die Psychiatrie.

Artaud, Prophet wider Willen

Artauds Zeichnungen sind „Ausdruck halluzinatorischer Hellsichtigkeit, eines magisch-transzendenten Körperbewusstseins und psychischer wie physischer Leidensfähigkeit“, meinen die Herausgeber und bis heute seien dies ja auch die Komponenten der sogenannten „wilden“, subjektiven Malerei. Artaud war vielleicht so etwas wie ein Prophet derselben. Genauso wie seine Worte, seien auch diese (seine) Zeichnungen „gehaucht“, wie er es selbst so unverwechselbar ausdrückt: „Sie sind schlicht und einfach in der Reproduktion/einer magischen Geste auf dem Papier,/ einer Geste, die ich/in dem wahren Raum/ausgeführt habe/mit dem Hauch meiner Lungen/und meinen Händen,/ mit meinem Kopf/und meinen zwei Füßen/mit meinem Rumpf und meinen Arterien“.

Die einzelnen „sorts“ (Lose), wie er seine Zeichnungen nannte, sind in vorliegender Publikation jeweils auf der rechten Seite abgebildet, während auf der linken ein paar Erklärungen zur Entstehung und dem Format hinzugefügt werden. Ein unvergesslicher Einblick in eine ganz eigene Welt, der man sich schwer entziehen kann.

 

Antonin Artaud

Zeichnungen und Portraits
Übertragen aus dem Französischen von Simon Werle
Herausgegeben von Paule Thévenin. Mit Texten von Paule Thévenin und Jacques Derrida.
2019, 256 Seiten, 62 Farbtafeln und 58 Farb- und Duotone-Abb. Format: 19 x 24 cm, gebunden. Deutsche Ausgabe
ISBN: 9783829607759
Schirmer/Mosel
39.80€


Genre: Surrealismus, Theater, Zeichnungen
Illustrated by schirmer/mosel

Tarkovskij Film für Film

Andrej Tarkovskij: Der Regisseur von Filmen Iwanowo detstwo (Iwans Kindheit), Andrej Rubljow, Soljaris (Solaris), Serkalo, Stalker, Nostalghia und Offret (Sacrificatio; Opfer) ist zwar schon seit mehr als 30 Jahren tot, sein Werk wird aber wohl die Ewigkeit überdauern. In einer neuen Publikation des Schirmer/Mosel Verlages wird nun noch einmal Rückblick und Einkehr gehalten, auf das Vermächtnis einer der bedeutendsten Regisseure unseres Jahrhunderts. Das Werk ist auf Deutsch und Englisch mit unterschiedlichen Titeln erhältlich.

Film für Film, Polaroids und Essays

Die vorliegende Publikation, die von seinem Sohn herausgegeben wir, versammelt visuelles Material über jeden seiner sieben Spielfilme, seine Aufzeichnungen, private Fotografien und neuesten Einsichten über sein Werk und Leben. 350 farbige oder s/w Fotografien, darunter auch Polaraids, Stillbilder seiner Filme, stehen im Mittelpunkt dieses hochwertigen Buches, das 2018 erschienen ist und sich gleich in den ersten Zeilen mit der Krankheit aller im Exil lebenden Künstler unabhängig ihrer Nation oder Herkunft beschäftigt: Nostalgia. Am 29. Dezember 1986 starb Tarkovsky im Exil an eben dieser „Krankheit“, wohl auch darum, weil ihm Zeitlebens jedwede Anerkennung in seiner Heimat – der UdSSR – verweigert worden war. Aber gerade in diesem Jahr regte sich in der Sowjetunion erstmals ein Lichtstrahl: Glasnost und Perestroika manifestierten sich in Michael Gorbatschow, der Mann, der die Geschichte beendete.

Der “goldene Westen” ohne Seele

Andrei Tarkovsky fand aber auch kritische Worte für seine Gastgeber, den Westen, die Hans-Joachim Schlegel in seinem Vorwort auszugsweise zitiert: „Here in the West people are mainly prroccupied solely with themselves. If you tell them that the meaning of life lies in sacrificing oneself for others, they will probably laugh themselves silly and won’t take you seriously. Nor will they believe you when you say that man was certainly born solely to be happy. And that there are certainly more important things than personal success and commerical advantage. But obviously here in the West no one believes any more in the immortality of the soul.“ Ernste Dinge schön gesagt, beinahe wie Tarkovsky’s Filme die von den meisten Cinematagraphen neben den Werken Ingmar Bergmans, Robert Bressons, Louis Bunuels, Akira Kurosawas stehen und die Spiritualität auch in den Westen wieder zurückbrachten.

Neben den bereits erwähnten Bildern finden sich auch kurze Essays von Sartre, Nykvist, Bergman, Sokurov sowie Interviewauszüge mit Andrei Tarkovsky in vorliegendem Bildband.

Andrej Tarkovskij jr./Hans-Joachim Schlegel/Lothar Schirmer
Andrei Tarkovsky
Film by Film, Stills, Polaroids & Writings
ISBN: 9783829608114
2018, 288 Seiten, 350 colour and duotone plates.
Format 19 x 24 cm, Hardcover. Englische Ausgabe.
Film by Film, Stills, Polaroids & Writings
Schirmer/Mosel.


Genre: Bildband, Biographien, Film, Fotobuch
Illustrated by schirmer/mosel

Paul Cézanne Ausstellung Paris 1907

Cezanne Ausstellung 1907 von Rilke besucht

Als der berühmte Schriftsteller und Poet Rainer Maria Rilke im Oktober 1907 in Paris weilte, fand ebendort eine Gedächtnisausstellung zu Ehren des ein Jahr zuvor verstorbenen Malers Paul Cézanne statt. Diese Ausstellung umfasste 49 Gemälde und sieben Aquarelle und begründete Cézannes Ruf als Vater der modernen Malerei und trug seinen Ruhm in die Welt, post mortem oder wie man halt so sagt. Rilke besuchte die Ausstellung mehrmals und schrieb über seine Eindrücke eine Serie von Briefen an seine Frau, die Bildhauerin Clara Rilke Westhoff. Diese Briefe gehören zu den wohl bedeutendsten Zeugnissen einer frühen Rezeption des Werks von Cézanne durch einen Dichter, der es vermag, seine Gedanken auch vom Werk des Malers inspirieren zu lassen. Rilkes Briefe enthalten zum einen erstaunliche künstlerische Einsichten und gehen inhaltlich weit über die klassische Kunstkritik hinaus, da sie auch viele persönliche Seiten des Dichters zeigen.

Briefe Rilkes über Cezanne

Rilke macht sich in einem Brief – viele davon werden übrigens auch mit der Originalhandschrift Rilkes als Faksimile abgedruckt – auch Gedanken über die künstlerische Arbeitsweise und das Arbeiten an sich. So schreibt er über Rodin und Van Gogh, dass der eine oder andere vielleicht die Fassung verlieren konnte, aber die Arbeit wäre noch hinter der Fassung gewesen, aus ihr hätte man nicht herausfallen können. „Es ist lauter Freude; es ist das natürliche Wohlsein in diesem Einen, an das nichts anderes heranreicht.“ Rilke sieht auch die Verkäufer am Seine-Ufer, die scheinbar nie ein Geschäft machen, „aber man sieht hinein und sie sitzen und lesen, unbesorgt, sorgen nicht um morgen, ängstigen sich nicht um ein Gelingen, haben einen Hunde, ver vor Ihnen sitzt, gut aufgelegt, oder eine Katze, die die Stille um sie noch größer macht, indem sie die Bücherreihen entlang streicht, als wischte sie die Namen von den Rücken“. Welch’ wunderbare Gedanken dieser Rilke doch formulieren kann, über scheinbare Nebensächlichkeiten, die doch den Reiz des Ganzen ausmachen!

Weiße Schwäne und schwarze Damen

„Leda“ heißt eines der hier abgedruckten Gemälde Cézannes und zeigt, wie der Schwan ihr in die ausgestreckte Hand beißt. Ihr Blick ist dabei so teilnahmslos, wie willig, denn sie nimmt es hin, was ihr beschert ist, ihre Brüste ebenso entblößt, wie ihre Gedanken. „La Dame en noir“ heißt ein anderes Gemälde aus den Jahren 1891/92 und ihr Blick ist melancholisch, ihr Kleid schwarz, aber die Blumen an der Wand und der Kirschbaum im Hintergrund zaubern einen Schatten auf ihre roten Bäckchen und gefalteten Hände. Auch Alte (Vieillards) porträtiert Cézanne und Rilke findet in seinen Briefen treffende Worte zum Werk Cézannes wie zum Leben zwischen Paris, Prag und Venedig. Der vorliegende, reich bebilderte Band führt erstmals und in höchster Druckqualität alle Werke Cézannes zusammen, die 1907 im Salon d’Automne zu sehen waren. Ihnen gegenübergestellt werden Rilkes Briefe, wodurch sich ein Zusammenhang zwischen bildender Kunst und ihrem Einfluss auf den Dichter herauskristallisiert. Zusätzlich wurden auch Einschätzungen und Zeugnisse bedeutender Zeitgenossen hinzugefügt, sodass die Publikation zu einem reich bebilderten, einzigartigen Gipfeltreffen zwischen einem der bedeutendsten Maler und einem der wichtigsten Dichter an der Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert gerät.

Lothar Schirmer
Paul Cézanne Ausstellung Paris 1907. Rainer Maria Rilke
Rekonstruktion der Cézanne-Ausstellung im Grand Palais, …besucht, betrachtet und beschrieben von Rainer Maria Rilke, zusammengestellt und eingeleitet von Bettina Kaufmann, hrsg. von Lothar Schirmer.
200 Seiten, 69 farbige Abb. Format: 20 x 26 cm, gebunden.
Deutsche Ausgabe.
Schirmer/Mosel Verlag
ISBN: 9783829608213
39.80€


Genre: Briefe, Kunst, Poesie
Illustrated by schirmer/mosel

Romy Schneider – Film für Film

romyRomy Schneider Film für Film: 63 Filme hat die im Alter von nur 44 Jahren verstorbene Romy Schneider in ihrem kurzen Leben gedreht. Die Liste der berühmten Regisseure (Luchino Visconti, Orson Welles, Andrzej Zulawski und immer wieder Claude Sautet, u.v.a.m.) mit denen sie zusammengearbeitet hat ist lang, auch die ihrer Filmpartner und berühmten Kollegen, obwohl sie wohl am liebsten mit Alain Delon gedreht hat. Der vorliegende prächtige Bildband zeichnet die Karriere der Femme fatale Film für Film noch und kann so wie ein Lexikon benutzt werden für Filmfreaks und Romy-Fans ebenso wie für einfache Cineasten. Isabelle Giordano zeichnet in ihren Film-Rezensionen, die reich illustriert sind, ein intimes Porträt der Schauspielerin und des Menschen Romy Schneider. Vor allem soll aber eine selbstbewusste Frau gezeigt werden, die zum Symbol ihrer Zeit wurde, denn sie prägte nicht nur das Bild von Generationen, sondern wurde auch zum Vorbild für die heranwachsende neue Generation von Frauen.

Chronologie Romy Schneider Film für Film

Chronologisch nach den Jahrzehnten ihres Wirkens geordnet beginnt die Zusammenstellung mit einem Film aus den Fünfzigern „Wenn der weiße Flieder wieder blüht“ und endet mit „Der Spaziergängerin von Sans-Souci“, ihrem letzten Film. Dazwischen liegen weitere 61 Filme, die sich mit unterschiedlichen Thematiken beschäftigen. Von den „Mädchenjahren einer Königin“ einmal abgesehen, stammt auch der verstörende Thriller „Nur die Sonne war Zeuge“ noch aus diesem ersten Jahrzehnt von Romys Schaffen. Spätestens ab den Sechzigern habe Romy Schneider die moderne Frau verkörpert, schreibt Giordano, die „sich befreien und ihr Schicksal selbst bestimmen wollten“. Ihre Persönlichkeit stehe für „eine Epoche, eine Generation und, noch tiefer reichend, für eine leidenschaftliche Suche nach Freiheit, einen Durst nach Anspruch und Perfektion“, so die Herausgeberin. Giordano sieht in ihr eine moderne Antigone, die wie einst die griechische Heldin laut und deutlich betone „Ich will alles!“

Romy und Alain am Pool

Der erste Film von Romy, der in den Sechzigern gedreht wurde, war „Die Sendung der Lysistrata“, allerdings fürs Fernsehen und nicht fürs große Kino. Aber „Lysistrata“ ist ein sehr politischer Film mit einem politischen Inhalt, geht es doch darum, dass sich die Frauen ihren Männern verweigern, um den Krieg zu verhindern. Der „Sexstreik“ steht somit am Beginn der Filmkarriere Romys in den wilden Sechzigern, in denen sie am Ende mit Alain Delon an einem Swimmingpool liegt und der Liebe frönt. „La piscine“ – so der Originaltitel von „Der Swimmingpool“ kam 1968 heraus und zeigt Romy in „voller sonnengebräunter und strahlender Schönheit“ zusammen mit Alain Delon in „katzenhafter Anschmigesamkteit (…) auf dem Höhepunkt ihrer Kunst und ihrer Verführungskraft“. Neugierige erfahren übrigens auch wo genau in Frankreich sich der Swimmingpool mit der dazugehörigen Villa befinden. Die einzigartige Atmosphäre des Films verdankt er wohl auch dem wirklichen Leben: Romy und Alain hatten ihre Beziehung schon hinter sich und wurden nun – durch die Drehareiten – zu echten Freunden. Aber das erotische Knistern zwischen den beiden ist vielleich gerade darauf zurückzuführen und – dass Romy schon Mutter geworden war.

Ein schöner Bildband mit einmaligen Szenen- und Standfotos, interessanten Geschichten zu den Dreharbeiten und viel Details über Romy. Die Journalistin und Kinoexpertin Isabelle Giordano zeichnet eine reich bebilderte Filmographie und ein intimes Portrait der großen Darstellerin, Bild für Bild von den Anfängen als Tochter des deutschen Vorzeige-Schauspielerpaars Magda Schneider und Wolf Albach-Retty über ihre ersten filmischen Ausflüge nach Frankreich (mit Alain Delon) und die Jahre der Hollywood-Produktionen bis zum Image der Grande Dame des französischen Films der 1970er Jahre und ihrem tragischen Ende in Paris.

Isabelle Giordano (Hg.)
Romy Schneider Film für Film
2017, Schirmer/Mosel, 256 Seiten,
206 Abbildungen in Farbe und Schwarzweiß.
Format: 24,5 x 28,5 cm, gebunden.
Deutsche Ausgabe.


Genre: Biographien, Biographien, Briefe, Dokumentation, Erinnerungen, Fotografie, Frauenliteratur, Kulturgeschichte, Memoiren, Reportagen
Illustrated by schirmer/mosel

Alexander McQueen – Unseen

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Robert Fairer war lange Zeit Fotograf für die Vogue und öffnet in der vorliegenden Prachtpublikation des Schirmer/Mosel Verlages sein Privatarchiv, eines der wohl bestgehüteten Geheimnisse der Modebranche. Der Designer Alexander McQueen steht als weltbekannter Designer etwa für „Plato’s Atlantis“. Das Vorwort von Sally Singer, Creative Digital Director von Vogue, erzählt die Geschichte der legendären Shows des Star-Designers als Gesamtkunstwerk. In ihrem Narrativ spielt die rasante technische Entwicklung eine große Rolle, ohne die vieles auch in der Modewelt nicht möglich geworden wäre. Modeschauen seien früher hauptsächlich private Angelegenheiten gewesen, heute gäbe es instagram, twitter, snaps, pins, live streams, apps oder sogar Insta-Images.

McQueen: Atlantis für Modebewusste

Das vorliegende Buch sei ein „hinreißendes Protokoll einer untergegangen Welt“, das sich atemberaubend, aufregend und anmutig schön betrachten lasse. Der britische Fotograf Robert Fairer hat in beinahe zwanzig Jahren bis zu 100 Modenschauen pro Saison fotografiert und davon zehn Jahre exklusiv für die amerikanische Vogue. Für den Designer Alexander McQueen (1969-2010) hat er viele Aufträge übernommen, angefangen bei dessen ersten düster-morbiden Laufsteg-Inszenierungen in London in den 1990er Jahren bis zur letzten Kollektion „Plato’s Atlantis“.

Edles Tuch, schöner Sch(r)ein

Der allein schon durch sein Cover durchaus als opulent zu bezeichnende Bildband „Alexander McQueen – Unseen“ ist als deutsche Ausgabe bei Schirmer/Mosel erschienen und zeigt in 376 Fotografien von Robert Fairer was Mode alles kann. Federn, Metall, vergoldete Tiergerippe, mit Swarovski-Eiern bestückte Vogelnester oder auch alte Getränkedosen wurden von McQueen für seine phantasievolle Kreationen instrumentalisiert. Auf turmhohen Plateausohlen schickte er seine Modells durchs Wasser wateten oder er ließ einen Roboter ein Model in weißem Kleid mit Farbe besprühen.

Stil und Mode für Voyeure und Flaneure

Die Essays von Sally Singer (Vogue) und Claire Wilcox (Victoria & Albert Museum) machen das vorliegende Buch „Alexander McQueen – Unseen“ auch zu einem Insiderbericht über die Modewelt und verstehen sich ebenfalls als eine opulente Hommage an eine untergegangene, äußerst elitäre Welt auf der einen und an die einzigartige Schönheit von McQueens Kreationen auf der anderen Seite. Ein ganz besonderes Buch für alle Mode-Aficionados, Fashion Week-Interessierte und auch ein bisschen für Voyeure und Flaneure.


Genre: Biographien, Fotografie, Mode
Illustrated by schirmer/mosel

Brigitte Bardot

bardot_081956 hatte die Bardot schon 18 Filme gedreht und mit „Und immer lockt das Weib“ von Roger Vadim, der vor genau 60 Jahren in die Kinos kam, schon damals Kinogeschichte geschrieben und sich zur Ikone der Weiblichkeit nicht nur stilisiert, sondern auch inszeniert. Die 1934 Geborene hat das vorliegende Buch des renommierten schirmer/mosel Verlages sogar mitgestaltet und mit den schönsten Photographien aus ihrem Privatarchiv ergänzt. Das Vorwort hat sie ebenso beigesteuert wie ein exklusives Interview, das nur in der vorliegenden Publikation ungekürzt erhältlich ist.

Die Schöne und das Biest

Angefangen hatte sie als Mannequin und Tänzerin, später wurde sie zur Schauspielerin und Fotomodell einer bestimmten Epoche, die seither immer wieder mit ihr assoziiert wird, da sich gerade heute wieder Menschen nach dieser sorglosen Zeit sehnen: die Sechziger. Als Ehefrau von Gunter Sachs, dem Playboy und Industriellensohn, wuchs sie damals auch dem deutschen Publikum ans Herz, obwohl ihr „typisch“ französischer Schmollmund, ihr Pfirsichteint und ihre Samthaut und ihre Figur sie ohnehin schon zum erklärten Liebling des Wirtschaftswundermannes machte. 90-50-89 waren die Maße die damals die Welt aus den Angeln heben konnte und ihr auch von ihren Kollegen viel Lob und Bewunderung einbrachten. Francoise Arnoul, Mylène Demongeot, Marisa Berenson oder Pamela Anderson kommen in diesem Buch ebenso zu Wort wie die Ikone selbst. 189 Abbildungen auf 256 Seiten erzählen die Geschichte einer ganzen Epoche, die in Mode-, Film-, Foto- und Stil eindeutig französisch war.
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Stilikone mit Sauerkrautfrisur

„Et Dieu créa la femme“ machte aus der BB „die“ Bardot und das obwohl sie auch heute noch beteuert, nichts anderes als sich selbst gespielt zu haben oder gewesen zu sein. Sie habe sich nie einem Stil oder einem Trend untergeordnet oder etwas getan, um modisch zu sein. Als natürliche Frau stellt sie sich auch heute noch gerne Frau, die eben einfach nur so sei, „wie Gott sie schuf“. Was für die Bardot damals ganz natürlich erschien führte etwa in den Vereinigten Staaten zu Vorführungsverboten, da man Farbige „um ihr Blut nicht zu sehr zu erhitzen und Vorfällen vorzubeugen“ von Kinos, die den Film zeigten, ausschloß. Im Interview zeigt sich BB allerdings nicht besonders gesprächig und antwortet zumeist in kurzen Hauptsätzen. Ihre „Sauerkraut“-Frisur mag besonders in Frankreich anstößig gewirkt haben, und auch ihr Auftritt im Regierungspalast Élysée in Hosen war revolutionär. Im Laufe des Gesprächs wird Bardot immer gesprächiger und zeigt, dass sie niemand anderer ist, als die, die sie eben nicht vorgibt zu sein. Das Geheimnis der Bardot wird hier schon verraten: sie habe das Gesicht einer kleine Katze und das war perfekt für die Leinwand, so der französische Philosoph Edgar Morin.

Bardot: Traumfrau vieler Philosophen

Ihr Stil ist die Noblesse, die Unschuld, schreibt Anne Vernon, der Sex-Appeal sei Marlene Dietrich, der Glamour Ava Gardnbardot_cover_fuller, ihr „Oomph“ Jane Russell und der Pepp Marilyn Monroe, meint Georges Baumes, Chefredakteur von Cinémonde. Mit letzterer hatte sie nur ihre ursprüngliche Haarfarbe gemein. „Brigitte Bardot“, die Publikation, ist eine Hymne an die Frau. Selbst Jean Cocteau streckte die Waffen vor ihr und bezeichnete sie als etwas „Göttliches“, Woody Allen sah in ihr „die schönste Frau der Welt“ – für immer! Henry-Jean Servat zeigt in seiner Publikation mehr als nur 189 Abbildungen, er zeigt auch, wie die Welt die Bardot damals empfand.

Henry-Jean Servat
Brigitte Bardot
schirmer/mosel Verlag
189 Abbildungen, 256 Seiten


Genre: Mode
Illustrated by schirmer/mosel

Almost young

cohenZwischen 2008 und 2010 war Leonard Cohen nochmals auf Tournee, darunter auch Auftritte in Europa und vielleicht beschlich schon damals einige Zuschauer das mulmige Gefühl, dass es ja die letzte sein könnte. Im selben Jahr war er auch in die Rock and Roll Hall of Fame aufgenommen worden. Im Herbst 2016 trat der „bibelfeste Jude aus Westmount/Montreal“ wie ihn zuletzt ein Kollege nannte seine letzte Reise und viele mögen dabei in das von ihm oft gespielte „Hallelujah“ eingestimmt haben, leise, zum Abschied eines Sängers, der eigentlich Schriftsteller werden wollte: „I did my best, it wasn’t much/I couldn’t feel, so I tried to touch/I’ve told the truth/I didn’t come to fool you/And even though it all went wrong/I’ll stand before the lord of song/With nothing on my tongue but hallelujah“. Leonard Cohen starb mit 82 Jahren und hinterließ einen „Tower of Songs“, also viel mehr als in dem Song Hallelujah anklingt: it was really much and it it still is.

Kanadischer Star der Melancholie: Leonard Cohen

In der Hippie-Ära lebte Cohen auf der griechischen Insel Hydra und versuchte dort sein schriftstellerisches Werk voranzubringen, aber aus Geldnot musste er dann doch die Bühne betreten. 1967 erschien sein erstes selbstbetiteltes Album, das vor allem aufgrund seiner tiefsinnigen Melancholie den europäischen Zeitgeist traf, denn der „Summer of Love“ war bereits in einen ernüchternden Herbst übergegangen und führte zu dem Aufbruch der Jugend von 1968, in dem die eben verloren gegangene Woodstock-Idylle neu eingefordert wurde. Leonhard Cohen verweigerte es ebenso wie Bob Dylan zum Sprachrohr seiner Generation zu werden, aber er traf dennoch den Nerv der Zeit. Der vorliegende Bildband feiert den 80. Geburtstag Leonhard Cohens im Jahre 2014 und zeigt intime Bilder aus Hydra, aber auch Konzertfotos seiner unzähligen Auftritte in Farbe und Duotone.

Wiedergeburt im Kloster in L.A.

Wie Sparschuh in seinem Vorwort erzählt, habe Cohen auch einmal den Versuch unternommen, mit seiner Olivetti unter Wasser zu schreiben – in der Badewanne. Sein Großvater sei der Rabbi Solomon Klonitzki-Kline gewesen, der lebte allerdings nicht in Kanada, sondern in Litauen. Der selbsternannte „lazy bastard living in a suit“, der nie ohne Zigarette abgelichtet wurde, schuf mit „Suzanne“, „So long, Marianne“ und „Sisters of Mercy“ Meilensteine des Songwritings und lernte seine Stimme durch Hypnose zu beherrschen: „Senken Sie Ihre stimme tiefer und tiefer, bis sie beinahe einem Flüstern gleicht“, eine Erinnerung aus Jugendjahren, die er später auch auf den Bühnen der Welt so eindrücklich beherzigte. Federico Garcia Lorca, der von den Faschisten Francos umgebrachte spanische Dichter, gehörte zu seinen dichterischen Vorbildern, aber das Gitarrespielen soll er von einem in einem Park Montreals spielenden Zigeuner gelernt haben. Woher seine Melancholie kam? Vielleicht weil er seinen Vater schon im Alter von neun Jahre verloren hatte? „Jikan“ war der Name den er in dem Mount Bald Zen Kloster 80 km östliche von L.A. erhielt: der Stille. Die Jahre im Kloster hatte er dringend benötigt, denn als er wieder zurück kam, erfuhr er, dass seine Managerin und Vertraute Kelley Lynch (nomen est omen) sein ganzes Geld beiseite geschafft hatte. Totalverlust. Ein Grund, warum er sich 2008 wieder auf Tournee begab: er wollte sich seine Pension verdienen.

Ein intimes Porträt voller schöner Eindrücke und eine wunderbare Möglichkeit, Abschied von Leonard Cohen Abschied zu nehmen, während im Kamin ein Feuer brennt und eine Flasche Rotwein entkorkt am Couchtisch steht. Auf die Frage nach seiner Wiedergeburt soll Cohen 2012 auf einer Pressekonferenz in Paris geantwortet haben: „Als Hund meiner Tochter.“

Leonard Cohen
almost young
Eine Bildbiographie
Mit einem Text von Jens Sparschuh
schirmer/mosel, 168 Seiten, 75 Abbildungen in Farbe und Duotone
ISBN: 9783829606639


Genre: Bildbiographie, Biographien, Biographien, Dokumentation, Fotobuch, Kunst, Sachbuch
Illustrated by schirmer/mosel