Die Launen der Reichen

Irma Ondra ist ein „dienstbarer Geist“, wie es in vergangenen Jahrhunderten hieß, eine Haushälterin, die überall positiv wirkt, sich ständig zurücknimmt, die Klappe hält, nie über ihre Auftraggeber redet und möglichst wenig kostet.

In eine Branche, in der hohe Fluktuation herrscht, täglich Arbeitsplätze frei werden und das Arbeitspensum von den Auftraggebern locker unterschätzt wird, muss man/frau vielleicht hineingeboren werden, um den Wünschen, Anforderungen und Launen der „Herrschaft“ gewachsen zu sein. Der Autorin jedenfalls ist Sauberkeit und die Freude am Putzen in die Wiege gelegt, und so entscheidet sie sich eines schönen Tages, als Haushälterin tätig zu werden.

Was sie auf ihrer Suche nach einem passenden Arbeitgeber erlebt hat, schildert sie in der vorliegenden Autobiografie. Dabei sind die Erwartungen des Lesers hoch gespannt, denn schon die Titelei verspricht allerlei Indiskretionen und Blicke unter die Bettdecken der Reichen und Schönen. Irma Ondra bleibt in ihren Schilderungen allerdings bodenständig, ihr geht es in erster Linie um die persönliche Anerkennung ihrer Leistung und eine angemessenen tariflichen Bezahlung und Urlaubsregelung.

In ihren Erlebnissen wird deutlich, dass die Haushaltsvorstände vermögender Familien, die sich den Luxus einer ständigen Hilfe leisten können, zu diesen Punkten eher Ansichten aus der Feudalzeit vertreten. Denn Menschen, die Zeit ihres Lebens an Hauspersonal gewöhnt sind, haben selbst meist keinen blassen Schimmer davon, wie lange man für Arbeiten in Haus und Garten benötigt.

Der Text liest sich fließend und leicht. Er ist unspektakulär geschrieben und braucht allerdings rund hundert Seiten, um zur ersten Arbeitsstellenbeschreibung zu kommen. Hier wäre eine Straffung wünschenswert.


Genre: Erinnerungen
Illustrated by BoD Norderstedt

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