Schnee und schwarze Hunde

SMRT HEISST DER TOD
Sarajevo 1995: Persönliche Anmerkungen zu einem wichtigen Buch

Vor mir liegt ein Buch, eine Romantrilogie, umfangreich, fast 500 Seiten dick, gewichtig und wichtig. ein Denk- und Literaturwerk. Jeder sollte es lesen, vor allem jene, die über ,,Jugoslawien“ reden und nichts wissen, nichts begreifen. Die Politiker sowieso; aber die lesen keine Bücher, jedenfalls nicht solche. Seinen Autor kenne ich nicht. jedenfalls ist mir eine Begegnung mit ihm nicht in Erinnerung. Oder sind wir uns doch einmal begegnet, im ehemaligen Jugoslawien, als es Jugoslawien noch gab? Haben sich unsere Wege doch vielleicht irgendwann einmal gekreuzt, ohne daß wir es wußten?

,,Der Balkan ist ein Wahnsinn“, sagte ich damals auf die Frage, wie es war, nachdem ich, vor jetzt mehr als dreißig Jahren, von einer wochenlangen Reise kreuz und quer per Autostopp durch dieses damalige Jugoslawien, ebenso durch Bulgarien und Griechenland. zurückgekommen war; mit Ausgangspunkt Paris. Und ich meinte damit: Die Länder und die Menschen dort sind etwas Großartiges, etwas voller Gegensätze, etwas Unbegreifliches, etwas Schwieriges etwas Abenteuerliches, etwas Wunderbares, etwas Unberechenbares, etwas Nicht-Normales, etwas Wahnsinniges auch, wie ich es formulierte. Aber in dem Sinne, wie es Alexis Sorbas im gleichnamigen Film meinte, als er seine Lebensformel ausdrückte mit dem wunderbaren Satz: ,,Weißt Du. Boß. ein bißchen Wahnsinn gehört einfach zum Leben dazu!“

Heute hat sich der Wahnsinn, ein anderer Wahnsinn, auf dem Balkan, in Ex-Jugoslawien, vor allem in Bosnien-Herzegowina, politisch, militärisch, in einer unbegreifbaren Täter- und Opferbilanz, in unbeschreiblichen, millionenfachen menschlichen, besser gesagt. in unmenschlichen Tragödien konkretisiert und manifestiert. Der Wahnsinn durch völlige Verblendung und den Verlust aller Maßstäbe und der Menschlichkeit. Der grenzenlose Fanatismus ist sichtbar, ist wirksam, ist zur schrecklichen Wirklichkeit geworden. Von diesem Wahnsinn spricht der Autor in diesem Buch.

DER SCHNAPS
„Ich sehe den kotigen Bauernhof beleuchtet vom Feuer. das in seiner Mitte brennt, dort, wo einst, so scheint es, ein kleiner Garten mit Blumen war. Im Hintergrund steht ein niedriger Stall mit dunklen Fenstern und einem Tor, unbeschädigt. Das Feuer flimmert in der windlosen Luft, dunkle Schatten bewegen sich drohend überall ringsum. Vor dem Feuer, uns den Rücken zugewandt, sitzen drei Männer in Tarnuniformen. zurückgelehnt auf zerbrochenen, knirschenden Stühlen. Sie sind nur Umrisse ohne Gesichter, dunkle Massen vor dem Licht. Der vierte liegt vor ihren Füßen im Schlamm ausgestreckt und schläft. Er schnarcht, wie jeder Säufer. Und der fünfte hockt neben dem Feuer und schürt es mit einem angebrannten Holzstück. Von der Seite gesehen ist sein Gesicht stumpf, länglich. grimassierend und sein Schädel kahl. Um das Feuer herum haben sie geteerte Pfähle gestellt. Sie stützen ein Metallgitter. das das Feuer von unten beleckt. Hört es auf, legt der, der davor hockt, ein Scheit zu und schürt es. Und auf dem Metallgitter, festgebunden oder hilflos, liegt ein Mädchen, es ist klein, vielleicht nicht einmal zehn Jahre alt. Die eine seiner Hände kreist, als verteidige es sich, und sein Bein zuckt. Sein Fleisch riechen wir die ganze Zeit über, wie es brennt, wie es langsam gebraten wird. Aus seinem Mund kommt dieses langgezogene Jammern, das langsam schwächer wird. Sein Mund ist unbeweglich. offen, und das Winseln bricht hervor wie ein besonderer und unsichtbarer Schmerz, breitet sich aus und umfaßt uns alle. „Langsam geht das bei dir, Bruce Lee“, sagt einer von den Sitzenden. „Mensch. der Schnaps wird alle.“

Was sind das für Menschen, die so etwas tun? Sind das überhaupt noch Menschen? Wie konnten sie zu solchen Monstern werden? Sind sie alle mitsamt Abartige. Perverse, grenzenlose Sadisten, Ungeheuer’? Waren sie das schon immer, haben sich da nur Gleichgesinnte zusammengetan zu einer infernalischen Todesschwadron? Oder waren sie früher „normale Menschen“, zwar zum und zur Gewalt veranlagt, aber in den Schranken einer zivilisierten Gesellschaft gezwungenerweise diszipliniert, wie Raubtiere im Käfig? Und dann hat man die Gitter weggenommen. Und die Menschen-Raubtiere leben ihre Instinkte aus. Aber warum gegen ein wehrloses Mädchen, das man auf dem Feuer röstet und schmort, wie ein Schwein; das lebendig ist, das noch lebt!

So einfach diese Fragen gestellt sind, so einfach sind jedoch die Antworten darauf nicht. Und e i n e Antwort darauf gibt überhaupt nicht. Die Wirklichkeit ist vielschichtiger. Die Wahrheit liegt nicht im Entweder-Oder, entweder gut oder böse. So einfach ist es nicht mit dem mit Menschen, mit der Wirklichkeit des Menschen, mit seiner Wahrheit, und dem, was wir oft so schlichtweg als „Wahrheit“ bezeichnen und benennen.

Denn auch diese Monster waren einmal ganz normale Menschen, sie waren einmal Kinder; vielleicht mit einer gewissen Disposition zu dem oder jenem, aufgrund von Wesens- und Charaktereigenschaften. Vielleicht hat jeder von Ihnen irgendein Kindheitstrauma, hatte Erlebnisse, die ihn geprägt, vielleicht traumatisiert und stigmatisiert haben. Jeder hatte ein anderes Lebensschicksal in seinem Vorleben. Aber irgendwann muß es etwas gegeben, haben, das entscheidend war dafür, daß ihr Weg in diesen Abgrund geführt hat. Was war das, was kann das gewesen sein? War das bei allen etwas Verschiedenes oder bei allen das Gleiche? Oder etwas von diesem und einem anderen? Oder gibt es ein Prinzip Gut und ein Prinzip Böse, das sich wahllos, aber bestimmend festsetzt in der Seele des Menschen, so seine Personifizierung vollzieht? Was ist dann mit der Freiheit des Menschen, mit seiner Verantwortlichkeit?

Oder ist alles anders? Ist alles Manipulation, Ergebnis einer ungeheuerlichen Manipulation, die mit den Menschen, mit Einzelnen sowie mit der Masse geschieht? Wieweit ist der Mensch manipulierbar, über seine – angenommenen – Grenzen hinweg, und wodurch, womit. und wann, und wie; und unter welchen Bedingungen, mit welchen Lügen, mit welcher Propaganda; für welche Ziele?

Die Menschheitsgeschichte und dieses Buch geben die Antwort: Es gibt keinerlei Beschränkung. Der Mensch ist zu allem fähig. Und er glaubt die Lüge eher als die Wahrheit. Und er ist begeisterungsfähig in seinem Wahnwitz bis zum Irrsinn. Und er ist zu allem bereit. Nicht jeder, nicht jeder Einzelne, aber doch auch so ungeheuer viele Einzelne, wenn es die Masse gibt. Und einen Führer. ,,Führer. wir folgen Dir!“ – egal. wie der Führer heißt. Und es gibt sie immer, es gibt sie immer wieder: diese Führer! Und ein Volk. das sie vergöttert. und das sie belügen. Und das sie in den Ab¬grund reißen. Aber das Volk, das ihnen und ihrer Propaganda glaubt. Das Volk liebt seine Führer, immer!

DER WAHNSINN
Die Führer in diesem Land und in diesem Buch heißen: der Präsident, der Kommandant, der Hauptmann, Duc; auf der einen Seite. Auf der anderen Seite: der Meister, der den Gottesstaat predigt. Was für die einen die Masse, das Volk, die Brüder sind, das sind für den anderen die Glaubensanhänger, die Rechtgläubigen. Wie bei den einen ein völlig irrationaler, ja pathologischer, aber gezielt eingesetzter und mit allen Mitteln der Propaganda verbreiteter Blut-Boden-Heimat-Volk-Mythos voll bekannter rassistischer Ideologie zur Grundlage ihrer Denkstruktur und ihres Handlungsprinzips wird, aus dem sie alles weitere ableiten, so wird bei den anderen, dem Meister und seinen Anhängern des islamischen Fundamentalismus. die Struktur eines ebenso irrationalen Dogmatismus. hier jedoch noch mit göttlicher, überirdischer Dimension. sichtbar und wirksam. In beiden Fällen. beim völkisch-rassistischen Mythos ebenso wie beim politischen Religionsfundamentalismus, handelt es sich um das gleiche, kommt es auf das eine hinaus: Auf die Installierung einer absolut gesetzten oder sich selbst absolut setzenden Macht und Instanz über den Menschen, über den einzelnen Menschen, über das Individuum; auf die Schaffung eines Über-Ich. Das bedeutet den Kampf und die Zerstörung der Souveränität des Individuums mit allen Mitteln durch die Führer und Machthaber. Das bedeutet die zum Ziel gesetzte Vernichtung jeder individuellen Freiheit. Das bedeutet aber auch, daß der Einzelne keinerlei Verantwortung mehr in ethischer oder moralischer Hinsicht zu tragen hat. Die wird ihm abgenommen, von den Führern, von der Ideologie, von Gott; auf der Ebene dieser Dogmatik.

Aber es gibt auch Widerstand; und das bedeutet Hoffnung, jedenfalls einen Lichtblick. Der kommt von jenen, die frei sind, die innerlich frei sind, weil sie sich freigemacht haben von jeder Unterdrückung; weil sie die alles beherrschende Propaganda als ein Instrument der Vereinnahmung und Versklavung, der systematischen Verdummung, als das, was sie ist: eine einzige große absurde Lüge, erkannt haben und ihr nicht auf dem Leim gegangen sind; weil ihre Individualität, ihre selbst-gebildete Persönlichkeit stärker war als die Doktrin, als jede Demagogie. Eine dieser Individualisten ist in diesem Buch jene selbstbewußte junge Intellektuelle, die Geliebte eines islamischen Gotteskämpfers. der dieser hörig ist, von der er sagt: ,,Meine Geliebte – oder meine Freundin, wie sie selbst sagte – gehörte durch ihre Geburt nicht zu unserem Volk. Ihr Vater war seiner Herkunft nach ein Orthodoxer, ihre Mutter hatte katholische Vorfahren; beide Eltern waren, wie ich erfuhr, Ungläubige, Atheisten, wie einst ich auch. Meine Geliebte fühlte sich keinem Glauben zugehörig, sie wollte einfach nirgendwo dazugehören; sie hielt sich für eine Person ohne Volk, ohne Partei. sie kam aus einer bürgerlichen Welt.“ Und diese junge Frau sagt ihm ganz unverblümt und scharf das Richtige, die Wahrheit, die sie aus ihrer Wirklichkeit erkennt und ableitet: „Ich habe nie mit dem Volk Kaffee getrunken … Und ich habe mich nie von ihm ficken lassen. Es war immer ein einzelner eine Person, mein Lieber. Wir sind entweder Individuen oder nichts. Ich bin ich, du bist du. Warum willst du etwas Drittes sein, etwas Unpersönliches, Leeres?“ – Das also ist es, die Individualität allein, jedenfalls als ein souveränes Ich verstanden, die uns als Person, als Persönlichkeit ausmacht, die der Gegenpol zu Masse und Macht ist, die den menschlichen Grundwert individuelle Freiheit gegen jede Bevormundung, Entmündigung und Versklavung, sei es durch Ideologie oder religiösen Fundamentalismus und Fanatismus, gegen Führer. Volk und sogenannte Gottesmänner verteidigt. Sie ist die einzige Hoffnung, der einzige Lichtblick, die einzige Chance, vielleicht die einzige Möglichkeit zur Freiheit, zur Befreiung von und aus diesem Wahnsinn. Und das wissen die Führer und ihre Komplizen. Deshalb gilt ihr fanatischer und rücksichtsloser Kampf solchen Individualisten, die das Getriebe der Macht stören oder stören könnten. und die es auszuschalten gilt, um jeden Preis, mit allen Mitteln. Denn sie sind der einzige, wirkliche Feind, den sie nicht brauchen können, den sie nicht brauchen können im Krieg gegen den Menschen.

Die im Buch skizzierten Führerfiguren sind in ihrer Porträtähnlichkeit unschwer als historische bzw. als wirkliche Personen zu erkennen. Wir kennen sie aus der Geschichte, aus Zeitungen und vom Fernsehbildschirm her, aus den Medienberichten. Wir kennen ihre Namen oder jene, die sie anstatt ihrer wirklichen von früher dann angenommen haben. Josip Broz Tito – als historische Legendenfigur. Slobodan Milosević – der Ministerpräsident. Radovan Karadžiž – der Dichter und Psychiater als Volksführer und Volkspolitiker. General Mladić – als Kommandant. Und Vojislav Šešelj -der Ultranationalist, der aus dem Ausland kam. Und die Kriegsverbrecher als Kommandanten berüchtigter Sonderkommandos, autonomer Militäreinheiten; richtiger genannt: Mörderbanden. Ihre ruhmreichen (angenommenen) Namen kennt jedermann, kennt dort jedes Kind: Arkan und Dragan. Sogar ein früherer echter Staatspräsident kommt vor, als Zwischenszenespiel in diesem Buch sowie im wirklichen politischen Geschehen damals auch: Dobrica Ćosić, der „verborgene“ Präsident im Buch genannt, der große Schriftsteller seiner Nation. Dieser Präsident aus dem Buch sitzt allein in den Palastgemächern in seiner Residenz und brabbelt senil vor sich hin, aber formuliert wahnwitzige und somit verführerische und gefährliche Denkinhalte, wenn er ,,unvölkische Elemente“ ausmacht und bekennt: ,,Das Volk hat immer recht.“ Und wenn er von den ,,Strahlen des Patriotismus“ faselt, ,,die jeden Menschen sofort zu neuem Leben erwecken und ihn mit seinen Ahnen verbinden.“ Und natürlich sieht er vor seinen geistigen Augen ,,die Wiedergeburt der Nation“ und den nahenden .,Endsieg“. Das alles erscheint uns sehr bekannt. Weniger bekannt zu sein scheinen die Studien des Nationaldichters und Zwischenpräsidenten, die dieser wirkliche Dobrica Ćosić schon lange vor dem sogenannten ,,Krieg“ – welches Wort ja immer nur als Metapher, als Verschleierungsvokabel für staatlich sanktionierten Massenmord und Genozid verwendet wird – bei einer der sogenannten Kommissionen der Akademie der Wissenschaften und Künste in Belgrad eingereicht und damit große Aufmerksamkeit auf sich gezogen hat. Naja, solche „geistigen Wegbereiter“ gab es schon immer. Und fühlen sich auch nie mitschuldig und werden auch nie schuldiggesprochen.

Das sei gesagt, damit niemand glaubt, daß dieser Wahnsinn nur ein Wahnsinn von Dummen ist. Da ist große Intelligenz mit im Spiel. Aber diese schließt Verblendung eben nicht aus, den Verlust des normalen Verstandes, der eigenen kritischen Vernunft.

DER MORD
Da ist dieser Duc schon ein anderer, ein ganz anderer. Der braucht keine pseudophilosophische Absurddialektik, kein Geschwätz von Völkischem. Heroischem, von sogenannten historischen Rechten (,,Wo die Gräber der Unsrigen sind, dort sind unsere Grenzen.“). Der braucht keine Scheinargumentation für das, was er erreichen, besitzen, ausüben und behalten will, nämlich die absolute, ungeteilte Macht in seiner Hand. in seiner Person. Der meldet seinen Anspruch ohne Umwege und Verschleierung. ohne langes Herumgerede an. ,,Mein einziges Ziel ist die Macht’, bekennt er. Er spuckt auf ,,diese Hohlköpfe, die das Volk ausmachen.“ Denn, so sieht er es, und vielleicht sieht er es richtig: daß das, ,,was Volk genannt wird, eigentlich aber nur ein schreiender Haufen ist. der etwas fordert und nimmt, was du ihm gibst, und schweigt und nichts sonst.“ Er scheint ein Zyniker zu sein in diesem Szenario, aber er ist der einzig ,,Normale“, ein Realist. Ein Machtmensch, vom Machtrausch und vom Machtstreben getrieben. aber er hat dieses unter Kontrolle, er ist zielbewußt, er hat seine ziel-führende Strategie, weil er nicht über die Macht philosophiert. sondern einen Instinkt für sie hat.

,,Wir schicken ein paar von unseren gut ausgebildeten Kerlen in feindliches Territorium, in die Dörfer oder kleinen Städte. Und dort werden sie offen, so, daß es alle sehen und hören können, möglichst viele Kinder, Frauen und Greise massakrieren. Bald danach werden feindliche Burschen sich in unsere Dörfer, unsere kleinen Städte schleichen und dasselbe tun, und wir werden das publik machen, im Fernsehen zeigen und in den Zeitungen veröffentlichen. Und schon sind einige tausend Menschen auf beiden Seiten in den unzerstörbaren Kreis des Hasses, der Rache und des Blutes, das vergossen werden muß, hineingezogen. Man wiederhole das zehnmal und hundertmal, und schon haben wir einen prächtigen großen Krieg, der nie zu Ende gehen wird, weil ihn nicht nur Staaten und Völker und Heere führen, sondern einzelne, die stille Mehrheit … ,, – Das also ist die neue Strategie. Und sie ist wirksam. Die Wirklichkeit bestätigt es. Nicht Armeen gegen Armeen, die kämpfen. sondern Menschen gegen Menschen. Nachbar gegen Nachbar. Infernalisch! Aber gut für den Krieg. Und da gibt es dann noch den Hauptmann, den Kommandanten der Sondereinheit ,,Seven Up“, einer Mörder- und Killertruppe, mit einer besonderen Spezialität.

Sie schlachten nicht nur Menschen mit ihren Messern ab, sondern nehmen sie auch aus. wie Tiere: sie entnehmen die unverletzten inneren Organe zurWiederverwertung, für ein geheimes Syndikat, für eine Firma, die mit menschlichen Organen für Transplantationen handelt, ganz legal, versteht sich; eben eine der vielen Exportfirmen, wie andere auch. Nur das exportierte Produkt ist halt ein wenig etwas Besonderes, manche meinen Abartiges. Aber die Nachfrage ist groß und der Profit auch. Für alle. Ist es Fiktion oder Wirklichkeit’? Jedenfalls wäre es eine Möglichkeit, dem ganzen Wahnsinn noch eine weitere Facette menschlicher Tollheit hinzuzufügen. Doch zuletzt gibt es vor allem die Opfer. Die Opfer eines von solchen Führern und Führerfiguren und ihren Komplizen und Helfershelfer entfesselten und praktizierten Wahnsinns des ,,Krieges“, des gegenseitigen Abschlachtens, vor allem auch der Zivilbevölkerung. ,,Freiwillig hatte ich das alles getan, was ich nie glaubte, tun zu können. Vielleicht weil ich mir das immer gewünscht und nur vor mir selber und anderen verborgen hatte“, bekennt einer von der Schlächtertruppe ,,Seven up“. Ist das eine schlüssige Antwort, nur für ihn, oder überhaupt’? – ,,Er verachtete die ganze Welt. alles, worauf sein Totenblick fiel. Vögel und Bäume. genauso wie Kinder. Er liebte Motorräder.“ So charakterisiert die Geliebte ihren Hauptmann. Und trotzdem, oder gerade deswegen, wegen der Brutalität und völligen Gefühllosigkeit, mit der er das junge Mädchen nimmt und entjungfert, wird und bleibt sie seine Geliebte. Die Geliebte eines Kommandanten einer Schlächter- und Mörderbande, der alles befiehlt. Vielleicht fasziniert sie gerade deshalb ,,diese weiße gepflegte Hand, die so geschickt mit dem Messer umgeht, als gehöre sie einem Zirkusartisten“, weil sie die Hand eines Mörders ist. Etwas ganz Gegenteiliges von ihr.

Vielleicht ist es gerade das Andere, das Gegenteilige, das. was wir nicht sind, das in uns den Wunsch erzeugt, das Andere, das Gegenteilige, wenigstens für einen Augenblick, zu werden, um uns loszulösen von unserem eigenen Ich. Vielleicht ist jedes Ich ein Gefängnis. Und es kommt der Augenblick wo es uns verhaßt ist. Vielleicht ist der Grund für den Haß unser Selbsthaß, ganz tief in uns, verborgen, verdrängt. aber fest in uns verwurzelt. Und wir wollen uns von unserem Selbsthaß befreien: durch Haß, durch Mord und Totschlag, durch Krieg und Gewalt. -Wer könnte auf diese Fragen eine Antwort geben’? Wer kennt die Wirklichkeit des Menschen’? Nur Gott’? Warum läßt er diesen Wahnsinn, dieses Leiden zu? Oder müssen wir ihn heraushalten aus diesen Fragen? Ich weiß es nicht.


Genre: Tatsachenroman
Illustrated by Unbekannter Verlag

Versteckenspiel

VERSTECKENSPIEL
Gedichte von Hedwig Katscher

„Ein Traumfragment
das Leben.
Der Tod
ein Bruchstück Wahrheit“

(Aus dem Gedicht ,,Der Befund“)

„Meer und Himmel
sind mir Heimat.

In mir sind sie zuhause.
So bin ich ihre.“

(Aus dem Gedicht ,,Die Landschaft“)

„Versteckenspiel“ heißt der Titel einer Gedichtsammlung von 57 Gedichten der österreichischen Dichterin Hedwig Katscher, die als Band 23 der Reihe ,,Lyrik aus Österreich“ im Verlag G. Grasl, Baden bei Wien, 1982 von den Exponenten des Literaturkreises Podium, Alois Vogel und Alfred Gesswein, herausgegeben worden ist.

Versteckenspiel – was hat dieses Wort, das gleichzeitig die Bezeichnung für ein Spiel aus unserer Kindheit ist, das wir alle gespielt haben – mit Spannung, Angst und Freude – als Titel eines Gedichtbandes zu bedeuten, was signalisiert es, wofür ist es als Chiffre gesetzt? Mit welcher Interpretation erfasse ich seinen Sinn, was ist damit gemeint? Etwas klingt da an, drängt sich als leicht verfügbare, weil gängige Assoziation auf: Rollenspiel, Rollenverhalten, Rollenzwang. Dies ist mit Sicherheit nicht gemeint, mit diesem Ansatz gehe ich fehl bei meiner Spurensuche, beim Versuch einer Interpretation dieses Wortes. Also hin zum Text und aus dem Text heraus zum einzelnen Wort (Zusammenhang) und von diesem zum Gemeinten und von da zum Sinn.

Einer Dichtung nachzuspüren, ihr auf die Spur zu kommen, bedeutet, den Weg des Denkens, den Weg des dichterischen Wortes einzuschlagen, den Weg zurückverfolgen, den Weg des Wortes zu seinem Ursprung. „Wohin?“ Dieses eine Fragewort steht als Motto auf einer leeren Seite allein dem Gedichtband voran. Also gleich am Anfang auch Fragestellung nach einem Weg, nach einer Zielrichtung, mit einer Zielgerichtetheit, nach einer (schicksalhaften) Bestimmung. In dieser einen Frage scheint sich die geeinte Bedeutung aller anderen möglichen Fragen als Einheit zu artikulieren. Sie eint in sich auch ein Gehvarianten eines Weges – des menschlichen Lebensweges – vom sich im Dunkel Vorwärtstasten bis hin zum zielgerichteten und zielbewußten Gehen.

Fragen werden gestellt, aus Situationen heraus, auch – ja vor allem – aus der eigenen Ich-Situation. Symptome werden hinterfragt, Zusammenhange werden abgefragt. Fragen, die nicht Ausdruck der eigenen Unsicherheit sind, sondern Orientierungshilfen sind, so wie ein Kompaß in einer unbekannten Landschaft. Anzeichen, Symptome, Zusammenhänge werden auf diese Weise sichtbar (gemacht). Schicksalsereignisse, Leidenswege und Leidenszustände werden aufgezeigt, Diagnosen werden gestellt. Und dann kommt (ähnlich wie bei der Diagnose: „Es ist Krebs!“) am Ende der Befund. Er ist nicht gleich das Todesurteil, sondern eine dem Leben entsprungene Erkenntnis, die einem nur nach langem Lebens- und Leidensprozeß, noch mitten im Leben, aber nahe am Tod, zuteil wird: die Erkenntnis als das gefundene Ziel eines Weges, den man gegangen ist.

Hier beginnt die tröstliche Gewißheit, der innere Friede. Man ist angelangt, am Ziel seiner Bestimmung. Alles, was zerrissen war, wird wieder ein Ganzes, man selbst wird wieder eingegliedert aus dem Chaos heraus in eine große, von uns unabhängig vorhandene, wirksame Ordnung der sich gegenseitig bedingenden Kräfte einer Einheit von Leben und Tod. Ein Zugehörigkeitsgefühl zum Ganzen der Schöpfung wird spürbar und einem bewußt. Die Splitter der Zeit werden zusammengefügt zu einer zeitlosen Gestalt, zu einer immer wiederkehrenden und einer immer wieder sich erweisenden Einheit alles Seienden. Die Ausweglosigkeit aus den Fragen wird zu einem tiefen inneren Frieden.

Die Frage nach dem Woher steht für Hedwig Katscher nicht am Anfang, sie wird von ihr erst am Ende des Weges in einer Art Rückschau gestellt; aus einer gewissen Verwunderung heraus darüber, daß diese Frage plötzlich am Ende auftaucht: die Frage nach der Herkunft. Diese Frage – eben nicht am Beginn stehend – hat den Weg nicht bestimmt, es erfolgte keine Einengung der Freiheit durch sie. Aber sie stellt sich nun – eben am Ende des Weges – in den Weg. Diese Frage will gestellt sein, auch wenn sie vielleicht nicht beantwortet werden kann, auch wenn keine weitere Frage auf diese Frage gegeben werden kann, vielleicht auch nicht gegeben werden muß, weil die Antwort auf das Woher unwichtiger ist als die Antwort auf die Frage nach dem Wohin.

,,Wie kam ich in dies Land?
Die Landschaft lächelt
im Traum von Kinderglück,
zärtlich singen die Vögel –
wie kam ich in dies Land
zum zweiten Mal,
wo Steine mir berichten
und die Menschen schweigen.“

(Aus dem Gedicht ,,Dies Land“)

Herkunft als etwas Vorbestimmtes, das sich unserer Verfügbarkeit entzieht, von der wir ein ganzes Leben lang ge(kenn)zeichnet sind, auch im Sinne einer Determination unseres Ichs, als Hemmnis und Verhaftetsein; und doch auch als Geborgenheit in ihr. Der Weg aufgrund der Fragestellung WOHIN?, diese Suche, ist ein Weg unter dem Zeichen der Freiheit, auch ein Weg unter der Bestimmung des Ausgesetztseins in Schutzlosigkeit; ein Weg, der als Irrweg in die Katastrophe, der aber auch ans Ziel fuhren kann. Auf jeden Fall ist er ein Weg der Freiheit, einer, auf dem wir nur auf uns selbst angewiesen sind. Ein Weg, den Menschen auch gemeinsam gehen können, ein Weg, der verbindet, der Gemeinsamkeit zeugt.

Lebensgefährte – Lebensweg. Wieder etwas Umspannendes, das mehr ist als bloß eine Station, als eine Zeiterscheinung. Wieder etwas Ganzes, etwas Gründliches, etwas Wesentliches, etwas Bestimmendes, etwas Wirkliches, etwas Wahres. Mit der Liebe als etwas Grundlegendem, als letztem (Beweg)grund des Seins. Und das ist mehr als ein soziologisches Phänomen. Die Liebe als Ausgangsbasis für eine mögliche gültige Antwort auf alle die Fragen nach dem Woher und Wohin, die Liebe als Wahrheitsereignis der Einheit von Leben und Tod, die Liebe, die, wie es im „Hohen Lied“ heißt, ,,stärker als der Tod“ ist.

Von dieser Liebe sprechen die Gedichte Hedwig Katschers. Von der personal erfahrenen, vom Verlust des Lebensgefährten; nicht vom Verlust der Liebe durch dessen Tod, im Gegenteil, aber doch vom Schmerz, der durch den Verlust seiner Gegenwart, seiner greifbaren Gestalt, ins Leben einschneidet. Dieser Schmerz ist die wahre Lebenswirklichkeit, die einen selbst im verborgensten Versteck aufspürt, der man sich durch kein Versteckenspiel entziehen kann. An ihm wird das volle Maß an erlebbarer Wirklichkeit als Grunderfahrung menschlichen Lebens überhaupt erfahren. Und die ,,Totenklage“ ist nicht nur ein Wehklagen als Ausdruck des Schmerzes über den Verlust des geliebten Menschen und der Ausdruck der Trauer über das Allein-Zurückbleiben, sondern sie wird auch zum Ausspruch der Erkenntnis von der Brüchigkeit der Zeit, von ihrer begrenzten Gültigkeit. Hier wird personale Leiderfahrung zur Erfahrung einer universalen Wahrheit des Seins.

„Gestern
vom Schlaf gepackt
und plötzlich wieder wach,
sprach ich zum Lehnstuhl hin:
,,Weißt Du, es ist schon spät!“
Da sah ich, daß er leer war.
Das war der tiefste Schrecken.
Das war die Wirklichkeit.
Dich gibt es nicht mehr.“

(Aus dem Gedicht ,,Totenklage“)

Eine solche Erkenntnis von Lebenswirklichkeit und Lebenswahrheit ist nicht das Ergebnis eines Erfahrungsprozesses und eines vollzogenen analytischen Denkprozesses in einem vollzogenen Bewußtseinsprozeß, sondern hier wird jemand schicksalhaft von der Wahrheit getroffen. Der ,,tiefe Schrecken“ ist wie eine Stigmatisierung. Aber auch er ist nichts Endgültiges, auch er ist nur ein Durchgangsstadium auf dem Weg zur Läuterung durch das Leid, auf dem Weg, den man gehen muß, bis man selber ,,reif wird“. Selbst der Tod, personal erfahren am Verlust der leiblichen Gestaltsgegenwart des geliebten Menschen, des Du, ist kein Ereignis absoluter Endgültigkeit, sondern bildet wiederum einen weiteren Ansatzpunkt im geistig-seelischen Wandlungsprozeß des von diesem Ereignis betroffenen Menschen, der nach dem Abbruch dieser Lebensgemeinschaft zurückbleibt. Die leibliche Gegenwartseinheit ist zerbrochen, nicht aber das Einssein in der Liebe.

,,Noch immer
nähr ich mich
von deinem Dasein …“

(Aus dem Gedicht ,,Noch immer“)

,,Ich muß Dich weitersuchen,
mit Dir sprechen.
Denk an die vielen Fragen,
die wir uns,
die wir einander stellten,
an Namenloses, Unbekanntes auch.
War ich ein Halm,
hast Du mir Halt gegeben.
Sah ich Dich schwanken,
hielt ich Dich umfangen.“

Die Erinnerung an den verstorbenen geliebten Menschen bahnt sich über das Wort, über das Gespräch, den Weg in die Gegenwart. Der Verstorbene ist nicht mehr leiblich anwesend, aber er ist gegenwärtig, ja er scheint immer mehr an bestimmender Gegenwart im Leben des ihn Betrauernden zu gewinnen. Aus der im früheren Zusammensein oft erlebten Sehnsucht nach der Gegenwart des anderen geliebten Du wird die immer stärker werdende Sehnsucht nach einer dauernden und endgültigen Vereinigung mit ihm, nach einer zeitlosen, ewigen Verbundenheit, die auf immer dem Zugriff der Zeit entzogen ist.

,,Und meine Asche
wird bei Deiner liegen.
Ohne Trennung
wird unser Beischlaf sein.“

(Aus dem Gedicht „Schneeflecken“)

Bis dahin aber gilt es auszuharren, die Fremdheit und die Heimatlosigkeit im weiteren eigenen Leben zu ertragen.

Aus dieser Erfahrungs- und Lebenswirklichkeit heraus entstehen Hedwig Katschers Gedichte: aus Schmerz und Trauer, aus dem Gefühl und Bewußtsein der Heimatlosigkeit, der eigenen und der des Menschen überhaupt. Vor allem aber entstehen sie aus einer Gewißheit heraus, daß die Liebe stärker ist als der Tod; daß sie alles überwindet. Und daß wir auf diesem Weg, der von der Frage nach dem WOHIN vorgezeichnet ist, unser Leben erleben, erleiden, erfahren, erdulden, am Ende doch die ,,1ebendige Wahrheit“ finden und erfahren.

„Versteckenspiel – Gedichte von Hedwig Katscher“, Band 23 der Reihe „Lyrik aus Österreich“, herausgegeben von Alois Vogel und Alfred Gesswein. Verlag G. Grasl, Baden bei Wien, 1982.

Peter Paul Wiplinger
Wien/Haslach, 25.-26. Dezember 1982


Genre: Lyrik
Illustrated by Unbekannter Verlag

Akte 12/12/08-AO1-16. Alles in Ordnung. Ein Poetry-Roman

Leider ist mir dieses Buch erst jetzt bei meiner letzten Poetry-Slam-Tour in Hannover in die Hände gefallen. Ich hab’s gleich mit großer Freude gelesen und möchte andere potentielle Leser an diesem Spaß teilhaben lassen …

Ja, es geht gleich ziemlich verrückt los: ein Typ, der aus dem Rahmen fällt, dieser Finanzcontroller einer Versicherung, der mir als Leser da begegnet, wie er, mit seiner Armbanduhr in der Hand, der Stadtbahn 5 Minuten Verspätung zum Vorwurf macht und ihr, als Fahrgast endlich ganz hinten eingestiegen, mit Blick auf seine Nettolebenszeit diese Rechnung aufmacht:

„Ich benutze immer den hinteren Waggon, da ich berechnet habe, dass dies die Wegstrecke von meiner Zielhaltestelle bis zu meiner Wohnungstür um bis zu 50 Meter verkürzt. Auf diese Weise kann man 30 Sekunden Netto-Lebenszeit einsparen. Das sind 2,5 Minuten pro Woche, 10 Minuten pro Monat, 2 Stunden pro Jahr. Bei einer durchschnittlichen Lebenserwartung von 77 Jahren erhöht sich meine Netto-Lebenszeit um 154 Stunden. Bei meinem Brutto-Stundenlohn von 21 Euro 43 und dem zu erwartenden Anstieg des Renteneintrittsalters entspricht das einem Gegenwert von 3.300 Euro und 22 Cent.“

Da ein Roman von der Spannung lebt, trifft der Protagonist, der interessanterweise nie einen Namen abkriegt und die ganze Zeit über als namenloses Ich (als Ich-Erzähler) agiert, auf Sibido, einen nicht minder abgefahrenen Typen, sein Gegenbild, weniger vom Beruf her (Sibido ist Vertriebsmitarbeiter in einem Technologiekonzern) als dem Oufit, dem Lebensstil und Lebensentwurf nach: (nach-)lässiges Äußeres, (im Gegensatz zu ihm) ein „Frauenflüsterer“, (nach-)lässig im Umgang mit Geld, aber: „Ein eigenes Atelier für meine künstlerische Arbeit wäre noch toll. Weißt du, ich will irgendwann mal davon leben können.“

Gegensätzlicher geht’s eigentlich nicht: für den einen sind Zahlen „was Wunderbares“, sie „bringen Ordnung in die Welt“, der andere hat „Probleme mit dem Finanzamt“. Der Protagonist sagt sich: „Sibido ist schon sonderbar, aber in Ordnung … Ich beschließe, dass Sibido mein soziales Projekt wird.“ So kommen die beiden zusammen. Und Sibido hilft beim Frauenproblem etwas nach: Auch wenn es laut Ich-Aussage „für Frauen keine Bedienungsanleitung gibt … keinen funktionstüchtigen Gesprächsleitfaden zur Reproduktionsanbahnung“ sorgt der neue Kumpel dafür, dass er bereits am Ende des 1. Aktenvermerks („First Contact“) nach durchzechter Nacht an der Seite einer „feuerroten“ Schönheit aufwacht: „Ich hatte ungeplanten Geschlechtsverkehr, den ersten in meinem Leben.“

So bewegt und spannend geht’s dann weiter. „Um diese widernatürliche Symbiose zu dokumentieren, hat unser Protagonist seine Begegnungen mit Sibido …gewissenhaft mit dieser Akte archiviert“ (rückwärtiger Buchdeckel), ja, ein Roman, wie der Teil-Titel schon erahnen lässt, in Form von „Aktenvermerken“ 1-16, über 1 Jahr lang, von Januar des einen bis Mai des folgenden Jahres. Und was in dieser Zeit nicht alles passiert, oft unverhofft, kurios, grotesk – echt abgefahren! Eine Buchbesprechung darf nicht alles vorweg nehmen. Deshalb als Leseanreiz nur dies: da taucht im Leben des Protagonisten eine Tara auf, anfangs fast gerichtsvollziehermäßig als Mitarbeiterin der GEZ-Gebühreneinzugszentrale, später als erhoffte Lebenspartnerin umworben mit einer Folien-Präsentation zu „Strategischem Vermögensaufbau“, „Risikolebensversicherung“, „Altersvorsorge“ und dem schlagenden Argument „Wenn du alt bist, bist du nicht nur grau und faltig, sondern auch wohlhabend! Na, was sagst du dazu?“ Und Sibido zieht alle Register bei den Streifzügen der beiden Freunde (natürlich meist begleitet von den Frauen) durch die Stammkneipe, das Fitnessstudio, den Supermarkt, den Sommerschlussverkauf, das Schwimmbad usw. In „Vernissage“ und „Mein neuer Chef“ wird’s unverhohlen zeitkritisch. In „Six Feet Under“ geht’s grotesk zum Bestatter zur „Todesplanung“. Aktenvermerke wie „Sibidos Traumwandel“, „Der Kühlschrank“, „Mein Traumwandel“ verlassen die fiktive Realität des Hier und Jetzt des Romans; da wird’s surreal. Und was wird am Ende der Geschichte(n) aus den beiden Hauptdarstellern? Wird nicht verraten …

Der Untertitel „Ein Poetry-Roman“ deutet das Genre an, mit dem der Leser es zu tun hat. Gerrit Wilanek ist seit Jahren beim „Poetry Slam“ unterwegs, bei diesem modernen Dichterwettstreit, wo die Autoren auf der Bühne selbst verfasste Texte vortragen, sie mit Mimik, Gestik und Körperhaltung „performen“ (wie es Slammer-Szene-mäßig korrekt heißt) und sich dabei dem Urteil des Publikums als Jury stellen. Wilanek gehört zu den bekanntesten Slammern der Slamily-Familie in Deutschland. Seinen Roman präsentiert er in einzelnen Kapiteln („Aktenvermerken“) auf zahlreichen Lesebühnen. Und aus der Szenerie im Schwimmbad geht dann z.B. auch schon mal eine typische Poetry-Slam-Nummer über den Bademeister von früher hervor, ähnlich dem, was der Protagonist im Roman zu Tara sagt: „Schau mal da drüben! Siehst du ihn? Einst deutscher Bademeister, wurde er durch grausame Fort- und Weiterbildungen zum Wellness-Berater dequalifiziert … Aber kann er eigentlich noch eine anständige Arschbombe? … Die deutsche Arschbombe läuft Gefahr, in Vergessenheit zu geraten.“

Über weite Strecken also ein Lesevergnügen. Dieser „Poetry-Roman“ lebt wie alle Komik von der Übertreibung, der Karikatur, der Satire – und dies hier mal in wirklich differenzierter Art und Weise, völlig anders also, als man’s leider heute oft in der Comedy-Szene geboten bekommt. Aber es geht nicht nur ums Lachen, um das sich schnell verflüchtigende Spaß-Haben. Man wird beim Lesen schon bald auch nachdenklich. Dafür sorgt bereits der Titel „Alles in Ordnung“. Mehrdeutig ist er. Und man fragt sich irgendwann: Was ist denn hier eigentlich alles (womöglich nicht) in Ordnung? Der Lebensentwurf des Protagonisten? der seines Gegenspielers Sibido? Geht’s hier vielleicht um Aus- und Aufbruch? Sehnsüchte werden beim Lesen geweckt. Ja, wo soll’s eigentlich (noch) hin gehen? Was für eine „Endzeit“? Nun, lest ihn selbst, diesen (letzten) Aktenvermerk 16 vom Mai …

(Das Buch ist bestellbar über https://m.shop-asp.de/de/decius-hildesheim/, Preis: 10 €)

Eberhard Kleinschmidt


Genre: Romane
Illustrated by Unbekannter Verlag

Der andere Frühling

Ein hochwertig gearbeitetes Hardcover, das mir der glückliche Zufall in die Hände spielte, kündigt einen lyrisch-musikalischen Spaziergang durch Riddagshausen an. – Riddagshausen? – Wikipedia, ohne dessen Hilfestellung ich verloren wäre, weiß, dass es sich um ein historisch gewachsenes Naturschutzgebiet im Osten von Braunschweig handelt, dessen Kern ein altes Teichgebiet bildet.
Hier spaziert der Autor also offensichtlich gern; hier fotografiert und verdichtet er im wahrsten Wortsinn seine Eindrücke in Gedichte nach klassischem Versmaß. Zwölf Lieder sind auf diese Weise entstanden. 43 vollfarbige Fotos illustrieren großzügig die Texte und verstärken sie damit in ihrer Wirkung.
Thematisch geht es um die Erwartung des Menschen nach dem Licht, das auf die kalte Zeit folgt. Der Autor spiegelt die Hoffnung auf die Befreiung von eisigen Fesseln wie die Sehnsucht nach Ablösung von winterlichem Trübsinn und Schwermut durch des Frühlings farbenversprühenden Frohsinn. Er beschreibt den Aufbruch der Natur in neues Leben als Aufforderung an den Menschen, sich aufzurichten und neue Wege einzuschlagen.
Die Sammlung beginnt mit dem Klanggedicht »Winterüberdruss«, einem klassisch gearbeiteten Sonett mit 14 metrisch gesetzten Zeilen. Diese Gedichtform beherrscht Eberhard Kleinschmidt formvollendet, wie er bereits mit seinem Band »Stationen – Sonette um Freundschaft und Liebe – Ein Zyklus« bewiesen hat.
Kleinschmidts lyrischer Bilderbogen ist insgesamt klangbetont gearbeitet und in unterschiedliche Reimschemata gefasst. Der Dichter verwendet als Versilbungsprinzip konsequent Endreime, die mal männlich stumpf, mal weiblich klingend, mal dreisilbrig reich auftreten.
Einen Höhepunkt des Buches bildet die Ballade »Der neue Pygmalion«. Hier schildert der Autor die Kraftlosigkeit des sagenhaften Bildhauers, der verzweifelt am Boden liegt, als sich ein Fenster öffnet und der hereinströmende Frühling ihn und seine Leidenschaft neu erweckt. Pygmalion schafft aus einem Marmorblock eine Traumgestalt, die ihm den knospenden Frühling verkörpert und die durch die Macht der Götter schließlich zum Leben erweckt wird.
Dieser ursprüngliche auf Ovid basierende Stoff wurde von George Bernard Shaw zu einer Komödie verarbeitet, die wiederum Grundlage für das Broadway-Musical »My Fair Lady« war. Damit schließt sich der Bogen zum Lied »Es grünt so grün …« und Klavierimprovisationen, mit denen Peer Kleinschmidt auf einer beiliegenden CD die Texte rahmt und klangmalerisch nachzeichnet. Auf der CD werden die zwölf Gedichttexte vom Autor selbst vorgetragen, der sich in der gelungenen Vater-Sohn-Präsentation auch nach als Rezitator profiliert.
So entstand im Ergebnis ein kleines Gesamtkunstwerk, das Freunden klassischer Dichtkunst Anregung und Freude beschert.


Genre: Lyrik
Illustrated by Unbekannter Verlag

Soap

SoapMichaelMeisheitEigentlich ist Lukas noch Student an der Film-Akademie, aber wie so oft liegt der Fehler im Eigentlich. Glückliche oder je nach Sichtweise unglückliche Umstände führen dazu, dass Lukas zum Drehbuchautor bei Deutschlands beliebtester und ältester Seifenoper Schöneberg avanciert. Dies setzt eine Ereigniskette in Gang, die Lukas bisheriges von Träumen rund um Hollywood und Sex geprägtes WG-Leben von links nach rechts dreht. Nun bestimmt das Räderwerk wöchentlich ausgestrahlter Serienfolgen seinen Alltag, Intrigen nehmen ihren Lauf und wo soviel erdichtete Liebe im Raume steht, ist auch die echte, wahre, einzige Liebe nicht weit. Aber bis diese zusammenfindet… ja, bis dahin muss Lukas so einige Schaumbäder nehmen und Seifenblasen hinterherjagen.

Lukas’ Schöpfer, Michael Meisheit ist eigentlich Drehbuchautor bei Deutschlands ältester Seifenoper, der Lindenstrasse. Aber wie so oft, liegt es am eigentlich. Denn uneigentlich strebt er eine zweite Karriere als Schriftsteller an, wohl auch um ab und an das enge Korsett wöchentlich zu sendender Folgen abzustreifen. Für seinen Erstling greift er auf seine gesammelte Erfahrungs-Schatzkiste zurück und liefert einen geschmeidigen Roman from the Inside of a Soap Opera. Einen Verlag hat er sich dafür nicht gesucht, Michael Meisheit ging den Weg des Self-Publishing und das gründlich. In sozialen Netzwerken kennt er sich aus, ist im Gesichtsbuch und im Zwitscherland präsent und freundlich kommunikativ unterwegs. Dazu gibt es seinen Blog, der schon lange viele, natürlich auch Lindenstrassen-affine Leser hat und mit all diesen Werkzeugen begab Meisheit sich an die Vermarktung seines ersten Romans. Die ersten Kapitel wurden vorab veröffentlicht, die Prinzipien des Crowd-Sourcing – sagen wir es vorsichtig – ausgetestet. Aufgeregte Blogleser und Lindenstraßenfans rissen sich um die Ehre, vorablesen und lektorieren zu dürfen, über die Namen der Hauptfiguren, sogar über den Preis konnte abgestimmt werden.

Soweit gut. Nicht gut hingegen, dass das Buch meine geweckten Erwartungen nicht erfüllt und mich streckenweise enttäuscht hat. Schon nach wenigen Kapiteln wusste ich wieder, warum ich Lindenstrasse schaue und nicht GZSZ oder was es sonst noch so gibt. Das Buch macht seinem Titel alle Ehre, gelegentlich meint man, die Seife aus dem Kindle rausquellen zu sehen. Dafür sind die Einblicke, die Soap in das Innere einer Seifenoper bietet, nur mäßig interessant. Da leisten die Einblicke im Lindenstrassen-Almanach bessere Dienste. Ähnlichkeiten mit Serienfiguren oder deren Darstellern sind – um allen Neugiernasen auch direkt diesen Zahn zu ziehen – nicht nur rein zufällig, sondern auch definitiv nicht vorhanden. (was ich persönlich allerdings positiv werte). Die Handlung empfand ich als banal, gefesselt hat es mich selten. Zeitweilig glaubt man, die wichtigsten Anliegen des Autors waren es, seinen Tagesablauf vor einem breiteren Publikum auszubreiten und endlich einmal das zwar originelle, aber moralisch fragwürdige Ende publizieren zu können. Wenn man sich bis zu diesem vorgekämpft hat, meint man auch die Antwort auf die Frage gefunden zu haben, die mich seit Anfang des Projekts interessierte. Warum hat er sich keinen Verlag dafür gesucht, er hat doch einen Namen, das wäre doch bestimmt nicht so schwer gewesen? Ich bin sicher, das Ende -welches ich hier nicht spoilern werde- hätte ihm jeder Verlag um die Ohren gehauen. Jeder Redakteur einer Soap Opera wohl auch.(Zum Glück. Bleibt mir das wenigstens visuell erspart.) Ist man also bis zum Ende vorgedrungen, stellt man fest, dass man die handelnden Personen leichten Herzens verabschiedet und ihnen keine Träne nachweint. Wenn überhaupt noch einer der Protagonisten interessiert, dann ist das Walter, der Produzent der Serie Schöneberg und zugleich der Einzige mit einem erkennbaren alter Ego.

Ich habe den Weg vom Projekt bis zum erschienenen Buch verfolgt und kann mich nur schwer des Gedankens erwehren, dass Meisheit in sein Self-Publishing und Marketing mehr Energie gesteckt hat als in das Schreiben des Romans selbst. Um der Gerechtigkeit Genüge zu tun – schreiben kann er, leichtfüßig und gewandt. Das ist nicht der Kritikpunkt. Aber – nicht nur die flache Handlung, auch kleine Ungereimtheiten irritieren im Lesefluss. So bringt Meisheit ständig die Zeitebene seines Helden Lukas mit seiner eigenen durcheinander. Lukas im Buch startet z.B. gerade mal zur zweiten Storyline-Sitzung und berichtet schon wie ein alter Hase.”Vor einiger Zeit hatten wir” “noch nie hatten wir” sind ständige Formulierungen, die doch verwirrend klingen, wenn einer berichtet, der erst so kurz dabei ist. Dann erzählt Lukas aka Meisheit davon, wie sehr ihn die Cliffhanger nerven, die ein Markenzeichen der Serie sind. Nicht wegen der Cliffhanger an sich, sondern weil sie durch das Konzept der Handlung am immer gleichen Wochentag nur indirekt aufgelöst werden können Und was macht er? Knallt an die meisten Kapitelenden einen Cliffhanger a la Lindenstrasse und löst diese mit Vorliebe indirekt auf. Das dafür dann aber sehr routiniert, so routiniert, dass die vorstehend geäußerten Vermutungen naheliegend sind.

Aber nun, Soap ist ein Debütroman und macht zwischendrin auch Spaß, so ist es nicht. Meisheit war damit bisher leidlich erfolgreich und hat direkt E-Book-Nummer Zwei hinterher geschoben, diesmal in der Tat eine Anthologie gesammelter Beobachtungen aus seinem Alltag. Jan Weiler lässt grüßen? Ganz sicher hat er aus diesem Wagnis mächtig Erfahrungen mitnehmen können. Erfahrungen, die wir demnächst Sonntags-Abends um 18:50 nachvollziehen dürfen? Ich wage mal eine freihändige Prognose: Klausi Beimer ist das Hartz-IV Dasein schnell leid und geht demnächst unter die Self Publisher, um sein bisher unveröffentlichtes Buch nach Methode Meisheit zu pushen. Und Momo wird sein betroffenes Gutmenschengesicht aufsetzen und als oberster Bedenkenträger der Lindenstrasse Klausi mahnen, dass man doch seine Leser nicht so unverfroren einbinden könne. Darüber wiederum würde dann ich mich allerdings großartig amüsieren.

Zum Blog des Autors (u.a. auch mit weiteren Bezugsquellen) HIER entlang

Diskussion dieser Rezension im Blog der Literaturzeitschrift

 


Genre: Romane
Illustrated by Unbekannter Verlag

Sternenreiter

Man muss die kindliche Anarchie in sich wiederentdecken, um auf den Sternen zu reiten

Der Autor Jando erzählt in seinem Buch „Sternenreiter – Kleine Sterne leuchten ewig“ davon, dass man heute noch an Wunder glauben soll.

Mats ist Angestellter eines renommierten, börsennotierten Unternehmens und glaubt nicht mehr an seine Träume – zu sehr ist er daran gewöhnt, in der Arbeitswelt, die aus Sitzungen, Kundenpräsentationen, Kursschwankungen und koffeinbetriebenen Überstunden besteht, zu funktionieren. Auch seine Frau Kiki erreicht ihn nicht mehr, die Arbeit geht vor, schließlich muss das Haus abbezahlt und der gehobene Lebensstandard gehalten werden. Doch dann kommt es unerwartet zu einem Ereignis, das Mats zwingt, innezuhalten. Ein kleiner Junge hilft ihm dabei, die Welt mit anderen Augen zu sehen und sein Leben neu zu gestalten.

Die Welt mit anderen Augen sehen ist das Thema des Buches, für das der Leser die Bereitschaft aufbringen sollte. „Wenn wir anfangen, auf unser Herz zu hören, werden wir Dinge im Leben erkennen, die uns unvorstellbar erschienen.“, schreibt Jando als Ouvertüre in den Klappentext. Damit ist „Sternenreiter“ thematisch ein Buch, das sich kritisch mit dem Leistungsdenken und den negativen Erscheinungen wie Erfolgsdruck, Versagensangst, Gier und Einsamkeit im gegenwärtigen Neoturbokapitalismus beschäftigt. Das erinnert an Tom Hodgkinson der in „Die Kunst, frei zu sein – Handbuch für ein schönes Leben“ schreibt: „Karrieren gestatten uns nicht, wir selbst zu sein, denn ihr Erfolgsmaßstab sind nicht Spaß an der Arbeit und Kreativität, sondern Geld und Status. Ein Beruf dagegen – im Sinne von Berufung – ist eine Aufgabe, mit deren Erledigung du deinen Lebensunterhalt verdienst und die dir gleichzeitig Spaß macht.“
Wo Hodgkinson rational argumentiert und vorführt, wie man sich aus diesen Zwängen befreien kann, wählt Jando den Stil eines modernen, poetischen Märchens. Das ist logisch, denn er weiß, dass er diejenigen Leser, die am dringendsten darauf angewiesen sind wieder wie als Kind auf ihr Herz zu hören und an Wunder zu glauben, nur mit der Stimme des Herzens und der Poesie erreicht. Und damit erinnert er einerseits in seiner Vision an Friedrich Nietzsches Satz des Zarathustra: „Man muss noch Chaos in sich haben, um einen tanzenden Stern gebären zu können.“, dem der Titel dieser Rezension entlehnt ist: Denn es geht nicht darum, das eigene kindliche Chaos zu haben, sondern darum, es wiederzuentdecken und sich wieder anzueignen. Andererseits fühlt man sich an den vielzitierten Satz: “Man sieht nur mit dem Herzen gut. Das Wesentliche ist für die Augen unsichtbar.“ von Antoine de Saint-Exuperys Kleinem Prinzen erinnert.
Diese Herzenssicht entwickelt Jando im Sternenreiter weiter, zu einer wahrhaften und poetischen Erziehung des Herzens:

„Der wertvollste Samen,
der in die Erde eingesetzt wird,
ist die Liebe.
Sie wächst überall dort,
wo sie gesät wird.“ (Sternenreiter, S. 5)

Gemeinsam mit dem anarchischen Ungehorsam gegen das Leistungssystem entsteht ein Plädoyer für Freundschaft, Menschlichkeit und die Verwirklichung von Träumen:

„Ihr großen Menschen hört irgendwann auf, an Träume zu glauben. Manchmal wäre es schön, wenn ihr wieder klein wärest. So könntet ihr euch erinnern, dass Träume nur entstehen, wenn man bereit ist, sie zu leben und zu akzeptieren.“ (Sternenreiter, S. 10)

Der Ausdruck des Sternenreiters von den „großen Menschen“ ist eine bewusst Adaption an „die großen Leute“ des Erzählers aus dem kleinen Prinzen. Stilistisch daran angelehnt setzt Jando die Begegnung des Erzählers mit dem Sternenreiter allerdings – im Gegensatz zu Exupéry – nicht in eine isolierte Situation, sondern in eine realistische Alltagssituation und schafft damit einen neuen poetischen Realismus. Dazu die Leseprobe aus dem Prolog:

Die Sterne leuchteten heller als sonst. Das Meer war ruhig. Im Mondlicht schimmerte es silbrig blau. Um mich herum war es still. Es war eine himmlische Ruhe, wie ich sie nur am Meer erlebte. Fünf Jahre sind vergangen, seit ich diesen sonderbaren – nein, sonderbar wird ihm nicht gerecht – vielmehr einzigartigen Jungen kennenlernen durfte. Schnell wird in unserer heutigen Zeit das Wort „Legende“ benutzt. Doch bei ihm trifft es zu. Seine Geschichte wird Generationen überdauern. Es ist eine Geschichte über Liebe, Mut und Hoffnung. „Na und? Das habe ich schon oft gelesen“, werden vielleicht einige sagen. Das mag stimmen und hat auch seine Berechtigung. Doch wenn ihr euch einlasst auf die Geschichte des Jungen − nur Gott allein weiß, woher er kam − können Träume wahr werden. Ich habe es selbst erlebt. Ich kann mich noch gut an seine Antwort erinnern, als ich zu ihm sagte: „Ach, Träume… Ich habe es aufgegeben, meine Kraft und den Glauben daran zu verschwenden.“ Der Junge antwortete, wie es seine Art war, langsam und bedächtig: „Ihr großen Menschen hört irgendwann auf, an Träume zu glauben. Manchmal wäre es schön, wenn ihr wieder klein wäret. So könntet ihr euch erinnern, dass Träume nur entstehen, wenn man bereit ist, sie zu leben und zu akzeptieren.“ Damals konnte ich wenig mit seiner Antwort anfangen. Na ja, wenn ich es mir eingestehe, schon ein bisschen. Doch zur damaligen Zeit war ich noch nicht bereit, mich damit auseinanderzusetzen. Aber dazu komme ich später. Mir war er der beste Freund, den ich mir wünschen konnte. Irgendwann erwähnte er in einem unserer zahlreichen Gespräche: „Wenn ich einmal groß bin, möchte ich gerne allen Menschen erzählen, wie einzigartig das Leben ist. Ich spreche und höre lieber zu, anstatt zu schreiben. Du wirst einmal ein beachtenswerter Schriftsteller sein. Ich wäre glücklich, wenn du es wärest, der meine Geschichten weiterträgt. Jeder sollte das tun, was er am besten kann und was ihm am meisten Freude bereitet.“ Das war das Geringste, was ich für meinen Freund tun konnte. Für ihn ging aber wieder einmal ein Traum in Erfüllung…“

Was diese Melodie des Textes auf der literarischen Ebene einlöst, begleiten die handgemalten Bilder der Kinder- und Jugedbuchillustratorin Antjeca auf der bildpoetischen Ebene: durch die schlichte Form einer Kalkulation größtmöglicher Einfachheit entsteht die Radikalität der Bildsprache hin zu einer ozeanischen Zärtlichkeit. Diese poetische Wirkung ist die Fähigkeit des Textes und der Bilder, immer neue und andere Lesarten zu erzeugen, ohne sich jemals ganz zu verbrauchen. Dieses ist meine ganz persönliche Lesart.

Mit dem „Sternenreiter“ ist dem Autor – nach seinem Erstling Windträume – wieder ein wundervolles und poetisches Buch gelungen, das ich uneingeschränkt empfehle. Doch nicht nur das, denn ein gutes Buch sollte man empfehlen, ein sehr gutes seinen Freunden ans Herz legen und die wirklich besonders wichtigen Bücher sollte man seinen besten Freunden schenken. Ich freue mich darauf, meinen besten Freunden mit dem „Sternenreiter“ ein Herzensgeschenk zu machen.


Genre: Romane
Illustrated by Unbekannter Verlag

Wie man erfolgreich E-Books verkauft


Kindle E-Book-Marketing Titel
In seinem neuen Werk veröffentlicht Wilhelm Ruprecht Frieling exclusive Interviews mit E-Book Autoren, die es geschafft haben. Es geschafft haben, sich abseits oft eingefahrener Verlagswege und aus eigener Kraft in die Kindle-Bestsellerlisten zu schreiben. Die Autoren plaudern aus ihrer Schatzkiste, geben Tipps und verraten Tricks, verhehlen aber auch nicht, wieviel eiserner Wille und Herzblut für diesen steinigen Weg nötig ist. Frieling -selbst einer der erfolgreichsten deutschen E-Book-Seller- weiß, wovon seine Interview-Partner sprechen. Er ist bei seiner stetig wachsenden Fangemeinde nicht nur als eloquenter Erzähler, sondern auch als begabter Zuhörer mit dem speziellem Talent des “zwischen den Zeilen lesen und hören” beliebt und berüchtigt. Frieling war sein Leben lang ein Pionier und so nimmt es nicht weiter Wunder, dass er sich binnen eines Dreivierteljahres auch einen exzellenten Ruf als Vorreiter der E-Book-Szene erarbeitet hat. In Summe nur folgerichtig, dass dieser in der Verlagsszene durchaus gefürchtete Querdenker nun das hier vorliegende Interview- und Ratgeber-Buch herausgegeben hat. Welches im Übrigen nicht als statisches Werk angelegt ist, sondern als Fortsetzungsgeschichte. Im Laufe der Entwicklung sollen weitere Autoren interviewt werden, um so eine umfassende Dokumentation der Erfolgsgeschichte deutschsprachiger Kindle-Autoren entstehen zu lassen. Frieling interviewt Autoren quer durch alle Genres. So erklärt Fantasy Autor Michael Erle seine Einschätzung und Nutzung sozialer Netzwerke, Dirk Bongardt, Verfasser der erfolgreichen Al Wolfson Chroniken, erklärt, warum zielgruppenorientiertes Schreiben zum Erfolg führt und Krimi Autorin Birgit Böckli gibt ehrlich zu, einen Teil ihres Erfolges auch an den im Kindle Segment möglichen Kampfpreisen auszumachen.  Nicht alle Interviewpartner sind so en Detail auskunfsfreudig. Manche plaudern freundlich, bleiben aber wie Matthias Matting, die Nr.1 unter den Kindle Autoren, in Sachen Tipps doch recht zugeknöpft und lassen allenfalls erahnen, warum auch in Sachen E-Book Marketing Apple als Vorbild taugt. Der “NullPapier”Verleger Jürgen Schulze, der sich auf die Aufbereitung und Herausgabe gemeinfreier Schriften (Grimms Märchen) spezialisiert hat, bringt es als Essenz pragmatisch auf den Punkt.”Pioniergewinne einstreichen, investieren, Rationalisierungspotenziale suchen und offen für Neues sein”. Wie ein roter Faden zieht sich aber auch die Erkenntnis von Emily Bold, Verfasserin historischer Liebesromane, durch die Interviews: Self-Publishing ist ein Vollzeitjob. Fast alle können ein Lied von nächtlicher Heimarbeit singen, fast alle verweisen auf die Knochenarbeit abseits ihrer eigentlichen Berufung, nicht wenige wünschen sich eine professionellere Betreuung. Es bleibt spannend, wieviel Bewegung diesbezüglich noch in die Verlagsszene kommen wird. Jedem designierten E-Book-Autor sei Frielings Interview Band ans Herz gelegt. Er findet dort wichtige Tipps, durchaus aber auch so manches, worüber sich nachzudenken lohnt. Denn vor den Erfolg hat der liebe Gott auch bei Kindle  Schweiß und Fleiß gesetzt.

Frieling ergänzt den Band mit einer ausführlichen Schilderung der Techniken des  US-Erfolgsschriftstellers John Locke, welcher mit zielgerichtetem Marketing 1.100.000 E-Books in fünf Monaten verkaufte und allen künftigen E-Book-Autoren den klugen Rat mit auf den Weg gab: Wer Dein Buch nicht mag, gehört nicht zu Deiner Zielgruppe.

Diskussion dieser Rezension im Blog der Literaturzeitschrift


Genre: Ratgeber
Illustrated by Internet-Buchverlag Berlin, Unbekannter Verlag

Das Herz des Jägers

Thobela Mpayipheli ist ein großer und starker Mann. Er arbeitet als „Mädchen für alles“ in einer BMW-Motorrad-Vertretung in Kapstadt. Thobela Mpayipheli hat eine Freundin, die er liebt und deren kleiner Sohn hat an ihm einen Narren gefressen.
Thobela Mpayipheli führte einmal ein ganz und gar nicht so friedliches Leben. Während der letzten Jahre des rassistischen Apartheidregimes war er „Umzingeli“ – was in der Sprache seines Volkes, der Xhosa, Jäger bedeutet. Dieser Riese war ein Soldat des bewaffneten Arms der südafrikanischen Befreiungsbewegung African National Congress von Nelson Mandela.
Als eines Tages ein alter Freund von Thobela die Begleichung einer Ehrenschuld einfordert, bricht dieses vorherige Leben in sein Jetziges hinein und verändert von einem Tag auf den anderen Alles.

Thobela soll eine Festplatte mit Datenmaterial für seinen Freund nach Mozambique bringen. Dort halten Unbekannte diesen Freund gefangen und drohen ihn umzubringen, falls diese Festplatte nicht binnen 48 Stunden ausgeliefert wird. Mit einer schweren BMW, einem Geländegängigen Motorrad macht sich Thobela auf den Weg. Dabei wird er vom südafrikanischen Geheimdienst verfolgt, der die Auslieferung der Daten verhindern möchte. Die Reise, die wir lesend mitverfolgen ist zugleich eine Reise zurück in die jüngere Geschichte Südafrikas. Der Befreiungskampf gegen die Rassisten, die Ausbildung Thobelas zum Agenten der Befreiungsarmee und dessen Leben als „Tötungsmaschine der Befreiung“ wird ebenso Thema, wie die Wehen, unter denen die südafrikanische Demokratie seit dem Ende des Apartheidregimes geboren wird.

Dieser Thriller ist sowohl eine spannende Geschichtslektüre als auch ein mitreißender Roman, den man nur schwer aus der Hand legen kann. Prädikat: Hochspannend.

Deon Meyer wurde 1958 in Südafrika geboren. Als Reporter arbeitete er lange Zeit, bevor er 1994 seinen ersten Roman vorlegte. Heute gilt er als der erfolgreichste Krimiautor Südafrikas. Deon Meyer schreibt seine Bücher in Afrikaans und lässt sie dann ins Englische übersetzen.


Genre: Kriminalliteratur
Illustrated by Unbekannter Verlag

Häuptling Eigener Herd Nr. 36

Lärm & Gestank. Das ist zwar nicht Programm, wohl aber Titel und Thema der neuen Ausgabe der vierteljährlich erscheinenden Zeitschrift „Häuptling Eigener Herd“. Diese Sammlung von Texten und Zeichnungen zu allen wesentlichen kulturell-kulinarischen Themen, die die Menschheit bewegen, wird seit nunmehr 36 Quartalen von Vincent Klink und Wiglaf Droste herausgegeben. Und die Kombination der beiden Herausgeber ist dann doch Programm für diese mehr als nur vergnügliche Zeitschrift. Professionell in Küche und an der Tastatur oder dem Schreibstift sind sie, der Musik- und Textbegabte Profikoch aus Stuttgart und der genusssüchtige Wortkünstler aus Ostwestfalen.

In der neuen Ausgabe beschäftigen sich wieder eine ganze Reihe bekannter Autoren, wie beispielsweise Fritz Eckenga und noch nicht so bekannte, gleichwohl begabte Autorinnen und Autoren mit der Themenvorgabe der beiden Herausgeber. „Lärm & Gestank“ sind natürlich etwas, was in allen Küchen so oder so schon mal seinen Platz “findet”. Dass aus der literarischen Beschäftigung damit im “Häuptling” keine wissenschaftliche Abhandlung wird, dürfte klar sein.

In seinem Beitrag mit dem Titel „Milch, Käse und Köttel. Ansichtskarte aus der Tessiner Bergwelt“ beweist Eckenga einmal mehr Meisterschaft, wenn er fast romantisch anmutende Naturbeschreibungen für den Einstieg wählt, um dann aber – gar nicht im Widerspruch dazu – das beschreibt, was auf einer Alm geschehen kann, aber auf ähnlichen Ansichtskarten fehlt: „(…)Eine Ziege geht auch nicht weg, wenn ich versuche, sie zu verscheuchen. Hebt entweder kurz den Kopf, aus dem mich ein Paar gelber Augen mit mitleidloser Verachtung ankuckt, oder dreht mir gleich das Hinterteil zu, um mir einen weiteren Haufen stinkendes Elend vor die Fuße zu legen. Gleich werde ich mit brettharter Lässigkeit den kurzen Weg zur Alphütte gehen. Ich werde nicht versuchen, den herumliegenden Hindernissen auszuweichen. Das geht gar nicht. Ganz gleich, wo man hergeht, die Ziegen waren schon alle da. (…)

Zu guter Letzt wird das vorliegende Heft mit einem Special „NAPOLI“ abgerundet und abgeschlossen. Ganz unpassend zum Heftthema jedenfalls berichtet Vincent Klink aus der Metropole Kampaniens. Von Ruhe und Duft Neapels, natürlich von Pizza aber auch ganz anderen kulinarischen Freuden und Besonderheiten.

Wer den „Häuptling Eigener Herd“ noch nicht kennt, sollte dies ändern – die Lektüre bereitet einfach zu viel Freude, um auf sie zu verzichten.

WERBUNG[amazon_link asins=’3150201586,B002TVWEU2′ template=’ProductCarousel’ store=’literaturzeit-21′ marketplace=’DE’ link_id=’37bc466c-8c2c-4546-abd9-ec0e364ae755′][amazon_link asins=” template=’ProductCarousel’ store=” marketplace=” link_id=’0f786cc6-ff29-43a7-8378-7c8cb08a4035′]


Genre: Humor und Satire
Illustrated by Unbekannter Verlag

Führer in die Innere Mongolei

Der Ich-Erzähler erbt von einem Freund, der sich aus dem Leben verabschiedet, einen Job: Er soll eine Reportage über die Volksrepublik Mongolei verfassen. Dieser Auftrag wurde von einer Zeitschrift vergeben, deren erste Nummer allerdings erst in ein paar Jahren erscheinen soll, sofern sich Geldgeber finden, die das Erscheinen des Blattes finanzieren. Da eine Arbeit aber nun einmal erledigt werden muss, so sinnlos sie auch scheint, reist der Autor aus Berufsethos nach Ulan Bator. Dort strandet er im Hotel »Dschingis Khan«, bleibt an der Bar kleben und pendelt zwischen Hotel und dem Bistro »Stern des Ostens«.

Absurde Typen kreuzen seinen Weg: ein holländischer Bischof, der trotz vieler Glaubenszweifel im nahe gelegenen Bordell missioniert; ein amerikanischer Korrespondent, der für ein längst eingestelltes Bostoner Abendblatt schreibt, ein Lama, der als Spitzel zum KGB übergewechselt ist, und ein angeblicher Doktor, der zu Seancen auf sein Hotelzimmer einlädt. Und während der Chefmeteorologe des Landes wegen einer falschen Voraussage hingerichtet werden soll, sitzt die britische Schauspielerin Charlotte Rampling in der Lobby, blättert in der »Times« und trinkt Cappuccino. Schließlich stößt noch ein gewisser Herr Mercier hinzu, jener alte Wüstling, der Sylvia Kristel in den Softpornoreihe »Emmanuelle« gegen dickes Honorar in die orientalischen Finessen der Fleischeslust einführte. Der Kerl war in Wirklichkeit schon über fünf Jahre tot, doch das kümmert wenig in der Mongolei, wo man selbst Kadavern mit ausgesuchter Höflichkeit begegnet.

Der Autor des geplanten Reiseführers würdigt ausführlich die Grenze zwischen Traum und Wirklichkeit, die ihm bereits in den ersten Augenblicken seiner Mongolei-Visite fasziniert. Dabei erkennt er, dass das Fiktive grundsätzlich dadurch begünstigt ist, dass es überzeugender und in jedem Sinne der Wahrheit näher ist. So wird sein Bericht zu einer Parodie über die Auswüchse des Sozialismus bei den Erben Dschingis Khans, die sich so oder ähnlich auch in Basaras Heimat Jugoslawien abspielten. Dabei nähert er sich unvermeidlich auch der eigenen Biographie und stößt inmitten der dicken Schlammablagerungen seiner Seele auf ein paar Goldkörner.

Aber ist der Autor überhaupt in der Mongolei oder hält er sich lediglich in seinem Wohnzimmer auf und träumt ein wenig, während er sich betrinkt? Denn im Alkohol erkennt er das günstigste Mittel, um auszuschwärmen und die dunkelsten Winkel übel riechender Seelen zu erforschen, Schmutz ans Tageslicht zu fördern und die Vernunft vollends zu zerstören. Oder aber, um die Zeit anzuhalten. Denn Basara ist vom Phänomen der Zeit fasziniert. Immer wieder wirft er einen Blick auf die nächste Uhr, um zu sehen, ob die Zeit stehen bleibt, ob sie langsamer wird und allmählich ihre wahre Geschwindigkeit erreicht, ob sie ein kontinuierlicher Fluss oder ein wilder Sturzbach ist, und ob man vielleicht sogar durch sie hindurch gehen kann.

Der bereits 1992 entstandene Text des serbischen Autors ist absurd, verrückt, anarchistisch und genial zugleich. Idee und Anlage des Romans entspricht den Prinzipien des Gonzo-Journalismus. Basara ergeht sich in Aus- und Abschweifungen aller Art und taucht zugleich in philosophische Tiefen: denn der inneren Mongolei in uns entkommen wir nur schwer, es sei denn in Kunst und Literatur.


Genre: Romane
Illustrated by Unbekannter Verlag

Unternehmen Vendetta

Haben Sie schon mal eine Nacht durchgelesen? Auf der Couch gesessen, gelesen, auf die Uhr gesehen: 2 Uhr festgestellt. Selten gibt es wirklich ein Buch, dass man die ganze Nacht lesen kann – bis es – sozusagen – leer ist. Ausgelesen. Mir ist es mit dem oben genannten Thriller im wahrsten Sinne des Wortes so gegangen, denn das schwedische Außenministerium empfängt einen Brief, der nicht mal eingeschrieben ist, und einen abgeschnittenen Finger enthält. Die sizilianische Mafia erpresst den schwedischen Staat. Das heikle Geschäft, mit den Erpressern zu verhandeln, überlässt die schwedische Regierung dem Spitzenagenten (mit der Lizenz zum Töten) Coq Rouge alias Carl Gustaf Gilbert Graf Hamilton und seinem Freund Joar Lundwall. Sie begreifen bald, dass es kaum um Menschenleben und Lösegeld geht, sondern um Waffengeschäfte, die nach dem 1. Golfkrieg die noch stark angeschlagene arabische Ehre wiederherstellen sollen. Als während der Ermittlungen Joar Lundwall in Palermo auf offener Straße umgebracht wird, gibt es für Hamilton nur noch das Gesetz , das sonst das Privileg der Mafia ist: Vendetta! Um nicht alles zu verraten, aber von atemloser Spannung bis zum letzten Showdown, gehört „Unternehmen Vendetta“ zum Authentischsten, was zur Zeit auf dem Thrillermarkt rumliegt.


Genre: Thriller
Illustrated by Unbekannter Verlag