Micky-Maus-Magazin 21 (MM 21)

Cover Jubiläums-Produkte 100 Jahre Disney

Inhalt

„Rudi Ross: Flammende Leidenschaft“: Rudi bricht – von Klarabella und ihren romantischen Serien genervt – zur Arbeit auf. Er ahnt nicht, dass er diesmal keinen normalen Arbeitstag haben, dafür aber als Feuerwehrmann einen Einsatz fahren wird.

„Dagobert Duck: Der Pharao ist nicht froh“: Gundel Gaukeley hat es geschafft und Dagobert seinen Glückszehner gestohlen. Allerdings landet sie durch einen vermurksten Zauberspruch im alten Ägypten und soll mit dem Pharao verheiratet werden.

„Strolchi: Die kleinen Schwestern“: Strolchi ärgert, dass ihm seine Schwestern immer in die Parade fahren, wenn er etwas ausheckt. Deshalb will er ihnen einen Denkzettel verpassen.

„Minnie Maus: Kampf mit dem Phantom“: Micky jagt wieder das Phantom, kommt aber nicht weiter. Erst als Minnie einschreitet, kommt Bewegung in die Sache.

„Gundel Gaukeley: Zu weit gereist“: Aus Versehen landet Gundel in der Zeit der Hexenverbrennung und entkommt nur knapp, weil sie dem Herrscher ihre Dienste anbietet. Das aber führt zu einer schlechten Entwicklung der Geschichte.

„Donald Duck: Traumpaar in Gefahr“: Donald und Daisy machen Urlaub am Strand. Dabei stößt Donald auf eine Diebesbande, die das berühmte „Traumpaar von Millionen“ ausrauben will.

„Dagobert Duck: Die Macht der Geschichten“: Dagobert will wissen, wie sich seine Geschäfte in der Zukunft weiterentwickeln. Er bittet Daniel Düsentrieb um Hilfe und reist in die Zukunft. Dort trifft er auf eine friedliche Welt ohne Geld.

„Micky Maus: Der Wünschelruten-Finger“: Außerirdische wollen der Erde etwas Gutes tun und verwandeln Goofys Zeigefinder in eine Wünschelrute für das Finden von Erdöl. Sie ahnen allerdings nicht, was sie damit anrichten.

Frauenfeindlichkeit in Entenhausen – manchmal unreflektiert weitertransportiert, manchmal aber auch kritisch reflektiert (zum Glück!)

15 Geschichten im Extra-Heft, das dem LTB nachempfunden ist, und 5 im Hauptheft bieten viel Lesefutter. Das Hauptheft kommt wie gewohnt mit Rätselcomics, dem Enten-Kurier, Witzen, Tipps, Tricks und Zusatzinfos zu wichtigen Tagen des Monats einher.

Das Magazin bietet diesmal nicht die üblichen Extras/Gimmicks, sondern wie oben schon erwähnt als Extra „Micky Maus Extra Comic-Spaß Nr. 2“. Das Hauptheft wird also mit einer kleineren Ausgabe eines LTB als Zugabe mit noch mehr Comics unterstützt. Das ist zunächst etwas Gutes, denn Lesen bildet in vielerlei Hinsicht: Rechtschreibung, Ausdruck, Erweiterung des Weltbildes u.a. Aber gerade zu Letzterem kann unreflektiertes Lesen auch zu Weltbildern führen, die Ungutes aufbringen oder zementieren.

Gerade die Geschichte „Rudi Ross: Flammende Leidenschaft“ ist wirklich ein Unding, was Geschlechterklischees angeht: Klarabella wird komplett als Frau erniedrigt und der Lächerlichkeit preisgegeben! So etwas dürfte es weder in Comics und erst recht nicht in der realen Welt geben! Das fängt schon an im ersten Panel und wird im weiteren Verlauf nicht besser, eher im Gegenteil. Aber zurück zum Anfang. Klarabella schaut einen Liebesfilm und Rudi sagt ungehalten: „Bekomme ich noch eine Tasse Kaffee, bevor ich zur Werkstatt gehe?“ In dieser Szene sieht das kritische Auge schon gleich mehrerlei: Klarabella ist in der Position der Hausfrau und ihre ARBEIT wird nicht wertgeschätzt, ganz im Gegenteil, sie wird als selbstverständlich hingenommen und gleich abwertend kommentiert, wenn der Mann einmal nicht umsorgt wird. Und seine Arbeit ist, weil sie Geld bringt, eh wichtiger. Gruselig! Genauso gruselig geht es weiter. Hinter Klarbaellas Klage, dass sie wegen genau diesen Kommentaren Liebesfilme schaut (als Ersatz für das, was sie leider bei Rudi nicht findet), cancelt Rudi ab, anstatt sich zu fragen, welcher Wunsch seiner Frau hinter der Klage steckt. Denn würde er sich das fragen, käme Folgendes heraus: der Wunsch ist der der Wertschätzung und ehrlichen Liebe – Grundpfeiler einer Beziehung – der von Rudi definitiv nicht erfüllt wird. Einmal über den echten Sinn von Romantik nachzudenken, empfiehlt Klarabella Rudi zwar, aber der ist für Denkarbeit und Emotionsarbeit überhaupt nicht zu haben. Da kommt das Manko der Erziehungsarbeit bei Jungen zum Tragen: Sie werden weder dazu erzogen, sozial zu denken und zu handeln noch positive Emotionen zuzulassen und als wertvoll zu erachten. Aber gerade das Soziale und Emotionale macht eine Gesellschaft aus und stabilisiert sie. Männer dagegen sind durch patriarchale Strukturen emotional und sozial amputiert. Rudi präsentiert das toxisch Patriarchale in Reinform: die Missachtung der Frau, und zwar umfassend. Kein Wunder, dass sich Klarabella dagegen wehrt und sich Ersatz z.B. in Form von Liebesfilmen sucht. Als sie endlich vermeintlich Wertschätzung erfährt, weil ein Feuerwehrmann (und dann auch noch Rudi) sie aus dem Feuer rettet, wird sie im letzten Panel komplett der Lächerlichkeit preisgegeben, indem sich die Männer über sie in ihrer (unverschuldet) misslichen Lage lustig machen. Ehapa sollte sich wirklich übergelegen, ob solche frauenfeindlichen Comics überhaupt noch veröffentlicht werden dürfen!

Und es bleibt ja nicht bei einem frauenfeindlichen Kaliber, nein, es muss ja noch ein zweites her. Zumindest scheint es vordergründig bei „Strolchi: Die kleinen Schwestern“ so. Strolchi wertet permanent seine drei kleinen Schwestern ab mit Aussagen wie „alberner Mädchenkram“, dass sie Petzen sind, und dass er ihnen Streiche spielen will, um ihnen zu schaden (verharmlost: ihnen einen Denkzettel zu verpassen). Der geht zwar nach hinten los, aber Strolchi – ganz patriarchaler Junge – sieht überhaupt nicht ein, dass er sich durchgehend falsch verhalten hat. Er kommt überhaupt nicht auf die Idee, dass dem so wäre, obwohl es ihm sowohl Schwestern, Mutter als auch Vater sagen, die alle gar nicht damit einverstanden sind, wie Strolchi sich verhält und damit nicht nur sich in Gefahr bringt. Gut an diesem Comic: Die Mädchen stehen am Ende nicht wie Klarabella schlecht da, ganz im Gegenteil. Sie nutzen eine missliche Lage zu ihrem Vorteil, indem sie ausgesetzte Katzen retten und von ihrem Vater (!) sehr für ihr soziales Verhalten gelobt werden: „Mädchen …ihr seid Heldinnen!“

Dass Männer Frauen nicht ernst nehmen, es aber besser tun sollten, zeigt auch „Minnie Maus: Kampf mit dem Phantom“. Micky nimmt ihre Warnung nicht ernst und landet im Schlamassel. Dazu kommt, wie bei Klarabella, das abgelutschte und überhaupt nicht realitätsnahe Klischee, dass die Frau als Opfer ständig gerettet werden muss – bei der Phantom-Story sogar zweimal, herrje! Dann aber wendet sich zum Glück das Blatt: Micky entpuppt sich als schwach und Minnie rettet nicht nur die Situation, sondern auch aller Leben. Anbei bezeichnende Dialoge: „Pah! Dich könnte ich auch ohne meinen Kräfte-Verstärker-Anzug locker bezwingen, teure Minnie!“ (Phantom, Paradebeispiel, wie sehr eine Frau verachtet und unterschätzt wird) Minnies Reaktion ist ebenfalls bezeichnend für die Situation von Frauen im Allgemeinen und wie sehr ihnen die ständige Abwertung stinkt: „Tut einfach so, als wäre ich Luft für ihn! Aber dem werde ich zeigen, was es heißt, einer Dame keine Aufmerksamkeit zu schenken!“ Auch Minnies Reaktion auf Mickys Feigheit ist bezeichnend (denn sie steht für die Stärke der Frau im Alltag und die Schwäche des Mannes in genau demselben): „Ja, weil du auf den Knien lagst, anstatt zu kämpfen!“ Micky: „Du hast doch gesagt, dass ich ihn nicht mit Körperkraft besiegen kann!“ Minnie: „Weshalb du ihn ja auch überlisten solltest! Nur hast du mir mal wieder nicht zugehört! Egal! Hauptsache, ich habe es geschafft, das Phantom auszuschalten.“ Sie betont extra, dass SIE es war, die die Situation gerettet hat. Und (was leider für Frauen nicht alltäglich ist) die Wertschätzung, die man ihr gegenüber als selbstverständlich erachten sollte. Im Gegensatz zu Strolchi ist Micky reflektiert – er erkennt Minnies Leistung an: „Die haben Recht! Minnie war echt klasse! Allerdings wird das Phantom eines Tages wiederkommen…  tja, und dann… hoffe ich, dass ich Minnie dabei helfen darf, es noch einmal zu überlisten!“ Micky setzt also sogar noch eins drauf: Er gibt den Posten im männlichen Scheinwerferlicht ab und erkennt an, dass Frauen es mindestens genauso verdient haben, im Rampenlicht zu stehen und die volle POSITIVE Aufmerksamkeit zu bekommen wie Männer. Davon ist Rudi in der unsäglichen Geschichte oben noch weit entfernt.

Auch Gundel, die in den Comics immer schlecht wegkommt, ist eigentlich eine selbstständige Frau, die sich von nichts und niemandem etwas sagen lässt (was im Patriarchat nicht gern gesehen wird). In „Dagobert Duck: Der Pharao ist nicht froh“ trickst sie nicht nur Dagobert aus, sondern macht glasklar, dass eine Frau auch sehr gut ohne Mann auskommt – er aber anscheinend nicht ohne sie, wie der Pharao demonstriert. Sie ist auch ein gutes Beispiel dafür, dass eine Frau eben nicht rollenklischeemäßig immer gut und sozial sein muss, denn es gibt unter Frauen eine sehr große Bandbreite an Charakteren, die eben nicht in Klischees und männliche Wunschträume passen.

In „Gundel Gaukeley: Zu weit gereist“ demonstriert Gundel genau das. Aber es ist schon sehr bezeichnend, dass sie für ihr antisoziales Verhalten abgestraft wird, während Dagobert mit seinem permanent antisozialen Verhalten jedes Mal ungestraft davonkommt. Aber zumindest wird in dieser Geschichte ebenfalls gezeigt, dass Hexen zu Unrecht ständig als böse hingestellt werden: Hexen sind eigentlich alte, weise Frauen, die das Patriarchat dämonisiert hat. Hexen sind Zaunreiterinnen, „auf den Hecken Sitzende“: Hecken als Grenzen, und damit Hexen als Grenzwächterinnen, und zwar als Grenzwächterinnen zwischen dem Diesseits und dem Jenseits. Mit ihren Besen reinigen sie sowohl im Alltag als auch spirituell das Haus. Mit dem Kessel stellen sie nicht nur Nahrung her, sondern auch Medizin – Kessel gelten bzgl. des Göttinnen-Glaubens als mächtiges Beiwerk der Transformation.

In „Traumpaar in Gefahr“ werden zwei Dinge deutlich und auch kritisiert: Zum einen der Unterschied zwischen Schein und Sein. Der (nicht so) „schöne Schein“ wird in Bezug auf Fernsehen und Social Media kritisiert, weil sich dort Menschen relativ einfach eine Schein-Identität aufbauen können, die mit der Wirklichkeit wenig bis nichts zu tun hat. Das „Traumpaar von Millionen“ ist so ein Fake-Ehepaar, das nur vor der Kamera eine glückliche Ehe und Familie mimt und damit alle an der Nase herumführt. Sie stellen sich als zerstrittenes Paar ohne Kinder heraus; der Mann ist feige, die Frau nutzt Männer aus. Donald und Daisy dagegen repräsentieren sozusagen ein ganz normales Paar, wobei Donald sich nichts aus Fernseh- oder sonstigen Helden macht, aber dann anpacken kann, wenn es notwendig ist. Zum zweiten allerdings werden Rollenklischees deutlich: Daisy interessiert sich für oberflächlichen Klatsch und Tratsch und gilt damit auch automatisch als oberflächlich. Noch weiter negativ vertieft wird das durch ihren Ausruf, dass Donald, weil er das „Traumpaar“ nicht kennt, ungebildet sei. Donald dagegen interessiert sich überhaupt nicht für das, was seine Freundin zu sagen hat und ist stattdessen sichtbar gelangweilt. Von Wertschätzung der Frau gegenüber keine Spur. So oder so: Das Bild, dass beide Paare abgeben, ist kein gutes für eine funktionierende Liebesbeziehung.

Insgesamt bietet das Extra-Heft, abgesehen von oben genannten Kritikpunkten, Abwechslung: Geschichten rund um die Panzerknacker, Donald und Daisy, Klarabella und Rudi, Donald und seine Neffen, Gundel Gaukeley, Strolchi usw. Der Fokus wird teilweise auf Herbst-Geschichten und Halloween (mit Einbezug von Sagen) gelegt, z.B. in „Halloween-Horror“.

Die Macht der Literatur und der Geschichten

Im Hauptheft wird in „Macht der Geschichten“ und welches Potential Geschichten oder überhaupt Kreativität für die Entwicklung der Menschheit hat, deutlich herausgearbeitet. „Geschichten beflügeln unsere Fantasie. Sie lassen uns die Welt mit anderen Augen sehen, sie bringen uns auf neue Ideen. Und jeder Fortschritt ist zuerst eine Idee, eine Erzählung, die dann Wirklichkeit wird. So können Geschichten die Welt verändern“, heißt es am Anfang. In der Geschichte selbst werden die Traumreich-Geschichten dazu benutzt, Frieden und Wohlstand in der Welt zu schaffen und Leute zu animieren, ihr Bestes zu geben und Träume zu verwirklichen. Literatur hat Macht. Das ist auch der Grund für Bücherverbrennungen in Diktaturen, denn die Macht des geschriebenen Wortes und die darin enthaltenen Ideen und klugen Gedanken sprengen Ungerechtigkeiten und werden deshalb von Diktatoren gefürchtet. Das sollten sich allerdings auch die Macher der Disney-Geschichten selbst zu Herzen nehmen, um Ungerechtigkeiten wie Frauenfeindlichkeit und die Zementierung der unguten Rollenklischees aus ihren Geschichten zu verbannen und stattdessen lieber mehr Geschichten mit Gleichberechtigung und Gleichwertigkeit zu schreiben und dabei sowohl die bunte Vielfalt der Menschen als auch der Natur – ohne die kein Mensch leben könnte, Stichwort Umweltschutz -miteinzubeziehen!

Darüber und mehr noch über Habgier in Bezug auf konventionelle Energiegewinnung mit Erdöl geht es in „Der Wünschelruten-Finger“. Hier wird deutlich (und auch indirekt kritisiert), dass das vermeintlich Gute, das Öl, nur zu umfassendem Raubbau und Ausbeutung führt. Und Goofy, der vermeintliche Trottel, steht für die Stimme der Vernunft, indem er diesem Öl gegenüber keinerlei Habgier zeigt und im Gegenteil froh ist, dass sein Wünschelrutenfinger irgendwann nicht mehr funktioniert.

Fazit

Die Macher der Disney-Hefte und LTB sollten sich ihre eigene Geschichte „Die Macht der Geschichten“ mehr zu Herzen nehmen, um auch in ihren Geschichten eine Welt der Umwelt- und Tierrechte, der Frauenrechte und insgesamt der Menschenrechte zu erschaffen! All dies kommt zwar immer mal wieder vor, aber Frauenfeindlichkeit in den Comics ist leider immer noch vorhanden und über Umwelt- und Tierrechte wird zu wenig geschrieben, ebenso wenig über Menschen mit Handicap, Menschen mit anderen Hautfarben oder über die LGBTQ+-Szene. All dies, auch wenn gewisse Kräfte das gern ausblenden, gab es schon immer und gibt es auch weiterhin – die Natur in all ihrer unendlichen Vielfalt ist Vorbild, auch in Bezug auf menschliche Vielfalt.


Genre: Comic, Frauenrechte, Umweltrechte
Illustrated by Egmont Ehapa

Micky Maus Magazin (MM) 20

Inhalt

Feinschmeckercomic „Erfolgsrezept“: Onkel Dagoberts Restaurant läuft nicht gut. Die Leute wünschen sich einfaches, schmackhaftes Essen und keine überteuerte, gehobene Kulinarik. Donald fühlt sich aufgrund seiner Kocherfahrungen mit Hausmannskost zu Höherem berufen und bietet an, für das Restaurant zu kochen. Seine Neffen und Daisy helfen mit, aber Donald verschätzt sich und die Neueröffnung wird ein Desaster. Starkoch Nelson Knüller soll es richten, aber bekommt er dieses Chaos überhaupt noch in den Griff?

„Duell der Drohnen“: Rudi hat sich eine Drohne gekauft, die er ausprobieren will. Dabei kommt er einem Mini-Raumschiff in die Quere, das nach einem Zusammenprall abstürzt.

Donni Duck „Zeitungszoff“: Der kleine Donald alias Donni will unbedingt ein neues Spiel haben, aber Oma Duck gibt ihm nicht das Geld dafür. Das soll er sich als Zeitungsjunge selbst verdienen. Weil aber seine Lieblingsfeindin Raffaela schon als Austrägerin eingestellt ist, verhandelt Donni mit ihr: Er fährt für einen bestimmten Betrag die Tour – bis er merkt, dass er über’s Ohr gehauen wurde.

„Die widerspenstige Henne“: Oma Duck hat eine Henne im Stall, die macht, was sie will. Und brüten will sie nicht. Was tun?

„Das Geheimnis der Dinos“: Um sein Vermögen zu mehren, macht Onkel Dagobert mit seinen Neffen einen Krater im Meer ausfindig, in dem ein Asteroid eingeschlagen ist. Aber er hat nicht damit gerechnet, dass er dort auch noch Dinos vorfindet.

Geschichten mit Botschaften: sozial, tierfreundlich, gegen Ausbeutung, aber zu wenig People of Color

Das Magazin wartet mit 2 Rätselcomics, einem Interview mit Starkoch Nelson Müller und einem Rezept, Witzen, Tipps, Tricks, dem Entenkurier, Extrawissen zu wichtigen Monatstagen und 5 unterschiedlichen Geschichten auf.

In der Titelgeschichte „Erfolgsrezept“ tritt Starkoch Nelson Müller als Nelson Knüller auf. Es ist gut, dass Menschen mit anderer Hautfarbe Eingang in das Entenhausener Universum finden. Allerdings würde ich mir genau das deutlich mehr wünschen, denn obwohl das Walt-Disney-Universum aus Amerika stammt und sehr viele Afroamerikaner*innen in den USA leben, kommen andersfarbige Darsteller*innen kaum vor; im Übrigen auch keine Indigenen. Da besteht dringend Nachholbedarf! Selbst wenn hier Nelson Müller einen Auftritt hat, ist es leider doch nur ein kurzer Gastauftritt – kaum ist er im Restaurant, schon wird er von Donald wieder hinauskomplimentiert. Und Donald glänzt in dieser Geschichte nicht mit Menschlichkeit, sondern ist nur auf sein eigenes Wohlergehen bedacht und sich nicht zu schade, Ideenklau zu betreiben. Da denkt man doch automatisch an Ideenklau im Internet oder in wissenschaftlichen Arbeiten…

In „Duell der Drohnen“ lernt Rudi das gute Gefühl zu schätzen, hilfsbereit zu sein. Hilfsbereitschaft ist essentiell für ein soziales Miteinander. Der Comic spricht allerdings auch die Kehrseite an: Es gibt immer Leute, die Hilfsbereitschaft ausnutzen, damit asozial handeln und dazu beitragen, dass anstatt Vertrauen sich Misstrauen breitmacht – mit den entsprechenden Konsequenzen.  Die Ausnutzer*innen von denen zu unterscheiden, die wirklich Hilfe brauchen, ist allerdings manchmal nicht so einfach.

In „Zeitungszoff“ sieht man im Kleinen das Prinzip des reinen Kapitalismus ohne die soziale Marktwirtschaft: Unterbezahlung und das ständige Über’s-Ohr-Hauen kommen einem in der Realität doch sehr bekannt vor. Und der Comic zeigt sehr eindrücklich, wohin so ein Mist letztlich führt: Echte Wertschätzung bzgl. der Finanzen und der Arbeitskraft sehen definitiv anders aus.

„Die widerspenstige Henne“ zeigt, dass auch unter guten Bedingungen gehaltene Hennen (Bio-Haltung) letztlich nur dazu dienen, Eier zu liefern – in Dauerschleife, ohne Pause. Dagegen wehrt sich eine Henne und macht Oma Duck klar, dass sie ein Lebewesen und keine Maschine ist. Das erinnert sehr daran, was der Tierschutz immer bzgl. Haltungsbedingungen und Speziesismus beklagt. Aber auch gerechte Arbeitsverteilung ist ein Thema: Die Frau (Oma Duck) macht die ganze Arbeit, während sich der Mann (Franz) ausruht. Irgendwann führt das dazu, dass die Frau eine solche ungerechte Arbeitsteilung nicht mehr mitmacht, wie Oma Duck beweist.

„Das Geheimnis der Dinos“ zeigt, dass man nicht immer alles zu Geld machen muss – und die geldgierige Vorgehensweise etwas viel Wertvolleres zerstört, nämlich archäologische Funde.

Fazit

Die Geschichten sind eingängig und spannend, aber auch hintersinnig, wenn man sich mit den versteckten Botschaften beschäftigt.


Genre: Comic
Illustrated by Egmont Ehapa

Große und kleine Schätze der Natur – Pflanzen – Über 100 Blumen, Samen und Bäume und was sie uns erzählen

„Wenn es keine Pflanzen gäbe, könnten auch alle anderen Lebewesen nicht existieren.“

„Obwohl Pflanzen weder Augen noch ein Gehirn haben, können sie sich gezielt bewegen, einander helfen, zählen und sogar lernen. Viele ahmen andere Pflanzen und Tiere nach, bekämpfen oder beklauen sie.

Pflanzen erfüllen die Luft mit Sauerstoff zum Atmen. Der Wasserdampf, den sie abgeben, wird zu Wolken, aus denen es später wieder regnet. Auch für das Klima spielen sie eine entscheidende Rolle, da sie Kohlenstoff speichern. Nahrung, Kleidung, Arzneimittel und viele andere Dinge, die wir täglich benötigen, stammen von Pflanzen.

Heute sind mehr als ein Drittel aller Pflanzenarten gefährdet.“ (S.5)

Schon die einführenden Worte dieses Buches zeigen sehr eindrücklich auf, welch große und umfassende Rolle Pflanzen für diese Erde spielen. Umso erschreckender, dass 1/3 aller Pflanzenarten gefährdet sind, denn mit dem Wegbrechen dieser gefährdeten Pflanzen brechen ganze Netzwerke und Ökosysteme zusammen.

Pflanzen brauchen z.T. Tiere, um sie zu bestäuben. Das sind allen voran Insekten wie z.B. Bienen, Schmetterlinge oder Hummeln, aber auch Kolibris. Automatisch kommt einem da das Insektensterben in den Sinn – bis zu 75% der Insektenarten sind gefährdet oder sogar schon ausgestorben! Erschreckende Zahlen. Denn ohne die Bestäuber gibt es keine pflanzliche Nahrung für den Menschen, man denke u.a. an Früchte, essbare Nüsse oder Samen, Raps, Kaffee usw. Hauptursache des Insektensterbens ist die konventionelle Landwirtschaft mit ihren großen Anbauflächen (die der so dringend notwendigen Wildnis mit ihren Lebewesen den Platz wegnehmen), den Insektiziden, den schweren Maschinen (die sowohl die zentralen Kleinstlebewesen im Erdboden töten als auch CO2 aus dem Boden pressen) und dem riesige Dimensionen annehmenden Anbau von Futtermitteln für sogenannte „Nutztiere“. Man sehe sich dazu gern die Artikel des NABU an – dort wird z.B. ausgeführt, dass Ernteeinbrüche um bis zu 90% zu befürchten wären ohne Bestäuber, oder was die Landwirtschaft früher für die Natur getan hat und was heutige Landwirtschaft für sie tun könnte.

https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/insekten-und-spinnen/info/22683.html

https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/landnutzung/landwirtschaft/artenvielfalt/index.html

https://www.nabu.de/natur-und-landschaft/landnutzung/landwirtschaft/artenvielfalt/23701.html

Wundersame Pflanzen

Das Buch bietet faszinierende Einblicke in die Welt der Pflanzen. Eigentlich gedacht für Kinder ab dem 7. oder 8. Lebensjahr sind die einprägsamen, prägnanten und sehr informativen Texte auch eine Fundgrube an Wissen für Erwachsene, denn auch diese dürften nicht wissen, dass z.B. Seegras große Mengen an CO2 speichert, Schlamm und Sand festhält, damit das Wegbrechen von fruchtbaren Böden verhindert und insgesamt vielfältigen Schutz und Nahrung für viele Tiere bietet. In Dokus zum Thema Klimaschutz und CO2-Speicherung spielen auch Algen eine große Rolle. Algen dienen aber auch als Nahrung oder zur Herstellung von Plastik (s. „Planet Wissen“ oder auch die Ausstellungen der Mannheimer BUGA 2023). Im Buch wird als Beispiel das Phytoplankton genannt, das einen großen Teil des Sauerstoffes bildet, den wir atmen. Einige Algenteppiche dieser Art sollen so groß sein wie Großstädte und mehr CO2 speichern als alle Landpflanzen zusammen. Grünalgen besitzen z.T. nur eine Zelle und gelten als ursprüngliche Pflanze. Symbiosen zwischen Pilzen und Algen nennt man „Flechte“ – der Pilz liefert der Alge Wasser und Schutz. Die Flechte wird übrigens nicht zu den Pflanzen gezählt.

Auch das Torfmoos wird genannt. Moore sind ebenfalls CO2 Speicher, Wasserspeicher und Lebensraum, den es zu schützen und renaturieren gilt. Früher wurden aus dem Moos Babywindeln gemacht. Außerdem wurden sie für die Wundheilung benutzt, da die Kombination Wasser und Moos ein saures Milieu bildet, das Bakterien tötet. Moose zur Wundheilung kamen z.B. im Ersten Weltkrieg zum Einsatz. Moose sind sowieso interessant: Die Lebermoose z.B. bilden keine Blätter/Stängel und Wurzeln und waren die ersten Landpflanzen. Pflanzen mit Blättern haben Spaltöffnungen, die CO2 aufnehmen und Sauerstoff sowie Wasserdampf abgeben. Nachts schließen sie die Spaltöffnungen, um Wasser zu sparen.

Oder wer weiß schon, dass Kürbisse zu den Beerengewächsen gehören, die Wacholderbeeren aber Zapfen sind und die Erdbeersamen den Nüssen und die Pflanze den Rosengewächsen zugerechnet werden? Oder dass Schneeglöckchen in ihrer Zwiebel Kohlenhydrate verbrennen, um die Pflanze zu erwärmen, sodass der Schnee um sie herum schmilzt? Dass die Vanille von einer Orchideenart stammt, die auf Waldbäumen wächst? Dass Klee mit Erbsen und Bohnen verwandt ist und durch die Bakterien an seinen Wurzeln für andere Pflanzen ein guter Stickstofflieferant ist? Dass der Löwenzahn ein Überlebenskünstler ist, eine wichtige Futterpflanze für Insekten und außerdem heilen kann? Dass Tomatenpflanzen bei Stress fiepen? Und dass der Grasbaum weder Gras noch Baum, dafür feuerfest ist? Zählende Mimosen, die eine innere Uhr besitzen und deren Stängel sich krümmen können, und giftige Spritzgurken, deren Früchte explodieren, um den Samen wegzuschleudern, sind weitere interessante Pflanzen.

Auch Mangroven sind faszinierend. Mangroven sind Pflanzen, die mit dem für Pflanzen sonst so tödlichen Salzwasser zurechtkommen. Außerdem sind sie wichtige Kinderstuben für Fische, Schildkröten und schützen Dörfer und Städte vor dem Meer, den Wellen und dem Wegspülen von Sand und Schlamm. Erstaunlich ist, dass Pflanzen Tiere, Steine, Pilze, Aas usw. nicht sehen können, sie aber sehr gut nachahmen. Dafür gibt es anscheinend noch keine Erklärung. Die Titanwurz z.B. heizt sich auf, um den Aasgeruch ihrer Blüte besser zu verbreiten. Auch die Rafflesie hat eine übelriechende Blüte – die so schwer wie ein Autoreifen werden kann! Der Biene-Ragwurz ähnelt einer solchen, um Bienen anzulocken.

Und ich wusste auch nicht, dass Palmen die ersten Pflanzen waren, die Insekten anlockten, aber keine Blüten, sondern Zapfen haben. Unter Pflanzen gibt es auch Riesen; z.B. sind die Blätter des Mammutbaumes breiter als ein Doppelbett. Außerdem sind Mammutbäume an Waldbrände angepasst: Die Asche dient als Dünger für Keimlinge, die dicke Rinde schützt vor Feuer. Nährstoffe und Wasser nehmen die Aufsitzerpflanzen Tillandsien aus der Luft auf. Die großen Arten bilden mit ihren Laubblättern sogar Mini-Teiche in luftiger Höhe für Baumfrösche.

Es gibt auch kunterbunte Pflanzen wie den Regenbogeneukalyptus, der einen mehrfarbigen Stamm besitzt, oder die Mandeleibisch, deren Blüten je nach Tageszeit die Farben wechseln. Der Stamm des roten Eukalyptus ist innen tatsächlich rot. Auch die Oca-Pflanze – eine der ersten Gemüsepflanzen, die Menschen angebaut haben – hat viele Farben.

Mein Eindruck vom Buch

Auch sonst gibt es viele interessante Informationen. Für Kinder sind die Infos recht einfach gehalten, manchmal könnten evtl. die Sätze selbst zu lang sein, passen aber von der Länge des Textes her sehr gut. Die Doppelseiten zu je einer Pflanze oder einem zusammenfassenden Thema sind wunderschön, detailreich und z.T. sehr großformatig bebildert mit prägnanten Bildunterschriften. Ich als Erwachsene hätte mir vielleicht etwas mehr Text gewünscht – kaum war ich im Thema drin, schon war die Seite zu Ende. Das Buch ist großformatig gehalten, mit festem, sehr schön gestaltetem, ansprechendem Einband. Der Buchblock ist goldgefärbt, was sehr edel aussieht.


Genre: Pflanzen, Pflanzenkunde, Sachbuch
Illustrated by DK Verlag

M.O.M. – Mother of Madness

„Game of Thrones“-Star Emilia Clarke: bekennende Feministin

„Game of Thrones“-Star Emilia Clarke ist nicht nur die Mutter der Drachen sondern auch Mutter ihres Comics „M.O.M.“ und bekennende Feministin. Herausgekommen ist der erste Teil eines Comics, der die Frauenfeindlichkeit unserer (auch westlichen!) Gesellschaft auf den Punkt bringt, aber auch Mut zur Weiblichkeit macht und dazu, die vermeintlichen Schwächen einer Frau als Stärke anzusehen. Hier ein paar Zitate zu ihrer Motivation, diesen Comic zu erschaffen, der Superheld*innen-Comics einmal kräftig durch den Fleischwolf der Vorurteile gegenüber Frauen dreht und nicht nur frauen-, sondern menschenfreundlich wieder neu zusammenfügt. „[…] aber mir blieb nicht erspart, dass ich durch MTV […] und die Zeitschriften, die ich las, mit mir selbst UNZUFRIEDEN wurde. Und so wurde ich zur Feministin.“ Zu Comics, zu denen sie aufgrund der männlich dominierten Comic-Welt erst spät Zugang fand, meint das „Superhelden-Fangirl“: „Während ich die Werke durchsah, fiel mir auch auf, dass das Verhältnis von Frauen und Männern leicht … unausgeglichen war, und so entstand der Keim von M.O.M. Hier ist also M.O.M., eine Frau, eine Mutter, die feststellt, dass alles, was sie am meisten an sich hasst, eigentlich Superkräfte sind. Dazu ein extrem kapitalistisches Setting, ein paar sehr reale Probleme, vor denen Frauen überall auf der Welt stehen […]“ Zu den Männern und der Männerrolle meint sie treffend: „[…] aber die Gesellschaft, in der wir heute leben, tut euch Jungs keinen Gefallen. Toxische Männlichkeit ist ein echtes Problem und schadet uns ALLEN. […] Wenn wir unsere Jungen von klein auf dafür sensibilisieren, haben wir eine Chance, das Übel an der Wurzel zu packen.“ Zur Wahl einer Mutter als Protagonistin: „Ich wollte eine Mutter in den Mittelpunkt stellen, weil WIR ALLE EINE HATTEN, und ich finde, sie verdienen ein Superheldinnen-Umstyling.“

Diese Frau spricht mir in allen Punkten sowas von aus der Seele! Und das kann ich nicht oft genug betonen!

Clarkes Mitautorin Bennet formuliert ihre Motivation für dieses drei Jahre lang ausgefeilte Projekt so: „Für mich ist Protagonistin Maya ein patriarchaler Alptraum, eine schwarze Komödie mit ansprechenden Proportionen. Wir haben jedes hässliche Klischee über Frauen – unsere Körper, unsere Emotionen, unsere Hormone – auf den Kopf gestellt und zu einer Superkraft gemacht, jede Metapher aufgegriffen und dann gesprengt, großartig oder absurd. Mir war es unheimlich wichtig, dass dieses Buch Frauen überall einschließt – trans und cis, queer und hetero, privilegiert und unterdrückt, von jeder Herkunft und Ethnie, jeder körperlichen Form und Fähigkeit, weltweit. Natürlich sind wir viel zu wunderbar vielfältig, um in eine einzige Geschichte hineinzupassen.“

Auch hier stimme ich zu. Nur in einem ist Bennet in die patriarchale Falle getappt: Warum müssen Protagonistinnen „ansprechende Proportionen“ haben? Die sind doch nur etwas für den männlichen Voyeurismus, aber entschieden Gift für das von Clarke angesprochene weibliche Selbstbewusstsein! Es wird Zeit, dass auch hier ein Umdenken hin zu Curvy-Models, älteren Frauen u.a. stattfindet.

Spiegelung von schädigendem männlichem Verhalten und Denkmustern in Form von Vorwürfen an Frauen

Zitate aus dem Comic

„It’s a boys‘ club and an man’s world., Maya. Was können wir da schon tun?“

„Sie ist völlig irrational.“

„Sie ist triebgesteuert.“

„Sie dreht durch.“

„Sie ist eine Schlampe.“

„Sie ist durchgeknallt.“

„Sie ist viel zu emotional.“

„Sie ist verrückt.“

Der Comic zeigt auf, worunter Frauen immer wieder leiden: Sie seien hysterisch, emotional, hormongesteuert, naiv usw. Nun, dazu lässt sich v.a. eines sagen: All diese Vorwürfe spiegeln männliches Verhalten. Emotional sind Männer auch, v.a. wenn es um die jahrtausendelang antrainierten und angezüchteten negativen, destruktiven Emotionen geht: Wut, Aggressivität – und das alles nach außen gerichtet, gern gegen Frauen und Kinder bis hin zu Femiziden/Morden. Frauenhäuser (von denen es viel zu wenige gibt), können ein trauriges Lied davon singen. Ganz zu schweigen von aggressiven Auto- und Motorradfahrern, die zu schnell fahren, drängeln und Unfälle bauen. Und da wird behauptet, Frauen könnten kein Auto fahren… Die Statistik sagt etwas anderes.

Hormongesteuert sind v.a. Männer, wenn „man“ bedenkt, wie und was sie alles versexualisieren. Ich habe oft genug das Gefühl, dass man als Frau kaum noch etwas sagen kann, ohne dass für Männer eine sexuelle Konnotation mitschwingt. „Man“ denke z.B. an Banane, Gurken usw., die frauenfeindlichen Blondinen-Witze, die Verharmlosung sexueller Übergriffe, die Witze darüber usw. Und „man“ denke an die unglaubliche Absurdität, dass Frauen sich verhüllen sollen, damit die Hormone des Mannes nicht verrückt spielen! Ich bin als Frau doch nicht dafür verantwortlich, dass der Mann seine Hormone nicht im Griff hat! Die Frau soll anziehen dürfen, was und wann sie will, ohne (sexuelle) Gewalt befürchten zu müssen! Geschweige denn die Kleidervorschriften für Frauen in diversen Religionen, die absolut verfehlt sind und dem Patriarchat auch in Sachen Hormone direkt in die Karten spielt…  Allein der Mann ist für seine Hormone verantwortlich, nicht und nie die Frau! Nochmal: Sie soll anziehen dürfen, was, wo und wann immer sie will, ohne Übergriffe befürchten zu müssen!

Der Comic macht dies sichtbar, indem er Maya folgerichtig nicht die „sexy“ Superheldinnenkluft verpasst, die in Superhelden-Comics wieder nur dem männlichen Voyeurismus dienen, sondern sie in praktische und völlig unsexy Superheldinnenkleidung und -schuhe hüllt, die tatsächlich die Heldin in mehrfacher Hinsicht schützt.

„Ver-rückt“: Maya wird, weil sie so ist, wie sie ist, als verrückt bezeichnet. Frauen im Allgemeinen werden leider immer wieder herabgestuft und ihre Verhaltensweisen und Reaktionen als „verrückt“ abgewertet, was der Comic sehr gut herausarbeitet. Aber Maya und ihre Freund*innen hinterfragen diese Sichtweise. Maya ver-rückt sie und sieht, dass sie diejenige ist, die gesund und „normal“ denkt und die Gesellschaft krank machende Ansichten darüber hat, wie Frauen und Männer zu sein haben. Ver-rückt bedeutet also in diesem Zusammenhang, dass Maya aus der „traditionellen“ Denkweise heraustreten und eine Beobachter*innenposition einnehmen kann, um hinter die Wahrheit zu kommen. Sie ver-rückt die Sichtweise auf die Realität und rückt so die Wahrheit wieder ins rechte Licht.

Irrational: Der Vorwurf, Frauen seien irrational, ist an sich schon irrational, wenn man bedenkt, wohin sich die Welt unter dem Patriarchat entwickelt hat. Diskriminierung, Unterdrückung, Vergewaltigungen, Umweltzerstörung, Kriege, Hunger- und Umweltkatastrophen, Folter, Massentierhaltung, konventionelle Landwirtschaft, Gewalt, Femizide usw. – wer handelt hier also irrational und umfassend schädigend? Frauen dagegen denken eher ganzheitlich, nachhaltig und sozial, Stichwort u.a. feministische Außenpolitik.

„Schlampe“: Allein schon der Umstand, dass es für Männer keine ähnlich abwertende Bezeichnung gibt, zeigt schon die Schieflage bzgl. Männern und Frauen. Das Patriarchat hat die steinzeitliche Praxis der Frauen, sexuell frei zu sein – und damit ein Netzwerk der Väterunterstützung für ihren Nachwuchs zu schaffen – gesprengt zugunsten der Ehe, in der die Frau treu sein muss (um dem Mann kein Kuckuckskind zu gebären), während der Mann sich Geliebte und Mätressen halten und so viele Kuckucksinder wie er will haben darf. Männer werden aufgrund dieser schreiend ungerechten Praxis als „tolle Hengste“ gefeiert, wenn sie viele Sexualkontakte zu Frauen haben, während Frauen als „Schlampe“ betitelt werden, sobald sie das Gleiche tun. Die Schieflage ist so exorbitant, dass Frauen früher und heute sogar getötet werden dürfen, wenn sie außerehelichen Sex haben. Da fragt „man“ und natürlich frau sich bei Licht betrachtet: Wer ist hier die eigentliche Schlampe?

Emotionen: Wie schon angedeutet, wird Frauen vorgeworfen, sie seien zu emotional. Auch das zeigt der Comic sehr schön auf. Und auch hier hilft eine ver-rückte Sichtweise, die die Realität wieder geraderückt: Emotionen sind gesund, sie werden zur Psychohygiene entscheidend benötigt. Trauer hilft bei Verlusten und heilt, wenn z.B. Tränen fließen und damit alles Aufgestaute abfließen kann. Wut stärkt und hilft, sich gegen andere durchzusetzen. Freude ist Ausdruck von purer Lebenslust. Außerdem ist sie ansteckend, so dass auch andere in der Umgebung sich mitfreuen. Aber Frauen und Männer werden in ihren Emotionen im Patriarchat amputiert. Frauen werden jegliche negativen Emotionen abgesprochen, weil man sie in den „schwachen“ Status hineinzwingen und dort auch festhalten will. Alles, was nicht dem Bild der fürsorglichen Frau und liebenden Mutter entspricht, wird sanktioniert. Männer dagegen werden in Bezug auf negative, aggressive, destruktive Emotionen regelrecht gepuscht und gezüchtet, um sie im Zweifelsfall zu nicht denkenden, aber widerstandslos handelnden Soldaten im Krieg zu machen. Alle positiven und damit sozialen Emotionen dagegen sollen weggezüchtet bzw. unterdrückt werden, weil sie der Sichtweise des willenlosen und asozialen Kanonenfutters im Kriegsfall widersprechen – man will keine Männer, die Dinge hinterfragen und Skrupel haben, andere zu verletzen und zu töten.

Schwäche: Die Frau soll weder körperlich noch psychisch stark sein, um die Vorrangstellung des Mannes nicht zu gefährden. Deshalb wird sie in Abhängigkeit gehalten (sie darf keinen Beruf haben oder wenigstens nicht so viel verdienen wie der Mann; sie soll „beschützt“ werden, obwohl es besser wäre zu wissen, wie sie sich selbst schützen kann; sie darf keine oder wenigstens weniger Rechte haben als der Mann – bevorzugt wird der Sklavenstatus der Frau), sie soll weder intelligent noch kritisch sein (dann könnte sie ja die Ungerechtigkeiten, die man ihr antut, hinterfragen, benennen und beheben wollen), sie darf nicht größer sein als der Mann (denn sonst fühlt er sich bedroht). Bei ihr wird Gaslighting betrieben, damit sie keinen Angriffspunkt hat und keinen Fuß auf den Boden der Realität bekommt. Sie wird ins Haus verbannt, damit sie keinen politischen und wirtschaftlichen Einfluss bekommt. Sie soll Kinder erziehen, und zwar möglichst viele, weil ihr dann mit absoluter Sicherheit die Zeit fehlt, sich auch anderweitig, z.B. politisch, zu betätigen. Und wenn man(n) Glück hat, ist sie durch Haushalt, Gebären und Kindererziehung so beansprucht, dass sie verbraucht ist und er sich in Ruhe der Politik, der Wirtschaft und seinen Geliebten widmen kann. Mit noch mehr Glück stirbt sie bald und er kann sie durch eine andere Frau ersetzen. Die Mehrfachbelastung der Frau hat also als Hauptziel, die Frau aus den „wichtigen“ Sachen wie Politik und Wirtschaft nachhaltig rauszuhalten – sie soll keinerlei Zeit dafür haben und auch keine Zeit, um über ihre Situation nachzudenken. Sie soll sich immer hinterfragen, ob sie eine „gute“ Frau ist, sie soll permanent kritisiert und durch Beschämungen, Verharmlosungen („Stell dich nicht so an!“, „Bist du aber zickig!“), Lächerlichmachen und Kritik beschäftigt gehalten werden usw. Sie soll also umfassend körperlich und psychisch geschwächt werden, um die Vorrangstellung des Mannes nicht zu gefährden. Das bedeutet aber nicht, dass sie schwach ist, wie Geschichte und Gegenwart zeigen – ganz im Gegenteil: Durch diese jahrtausendealte permanente Extrembelastung und Lebensbedrohung der Frau ist sie zu genau dem geworden, was er nicht will: einer extrem starken, ausdauernden und zähen Frau! Maya lässt grüßen.

Unrealistische Forderungen an Frauen und keinerlei Wertschätzung für das, was sie ist und tut

„[…] Und nach alledem warst du immer noch nicht genug. Verrückt. Schwach. Verbraucht. Als Frau musst du alles sein, und noch mehr. Übermenschlich, während du unmenschlich behandelt wirst.“

Diskreditierung und Verobjektivierung der Frau: Auch hier bringt der Comic das auf den Punkt. „Ähm… Ich kriege meine Tage.“ „Ahhhhh. Die große Schande. Evas Fluch. Zeit, für ein paar Tage auf Moos zu sitzen.“ „Ach, Tiff… Sind unsere Körper einfach schlecht? Wir lachen zu laut, haben Haare, wo wir keine haben sollen, wir sind triebgesteuert, emotional, verrückt…“ „Nein. Schluck das nicht einfach. Solche Gedanken sind Gift.“ „Vielleicht wäre ich dann glücklicher. Wenn ich es einfach akzeptiere, mich anpasse. Mich kleiner mache, Stiller. Ordentlicher. Gefälliger. Sie wirken so glücklich, weißt du?“ „Maya… Das eine ist eine Machtfantasie, das andere Objektifizierung. Wenn du dir vorstellst, dieser Kerl zu sein, fühlt es sich gut an. Die Mächtigen sehen: ‘Du bist toll, du verdienst es.‘“ (Bild eines jungen, muskulösen Mannes) „Wenn du dir vorstellst, diese Frau zu sein, fühlst du dich schlecht. Du verlierst deine Persönlichkeit und Handlungsfähigkeit. Du wirst zu einem Objekt und bestimmst nicht, wie andere dich sehen.“ (Bild einer jungen, „sexy“ Frau, die lasziv ein Eis schleckt) „Aber wenn du die Bilder machst – wenn du deine Geschichte erzählst -, hast du die Macht.“

Amputation der männlichen positiven Gefühle: „Und sogar die Kerle leiden unter dem Scheiß! Dieselbe patriarchale Ordnung, die uns zwingt zu gehorchen, verbietet ihnen, jegliche Gefühle zu haben! Sie dürfen nie schwach wirken, nie um Hilfe bitten oder sanft oder zärtlich oder schön oder nett sein… Sie leiden auf andere Weise darunter, aber sie leiden auch.“

Im Comic wird das u.a. durch Harvey symbolisiert, der seine Machtposition gegenüber Maya immer wieder missbraucht. Ihm wurden von Lucille – der Frau, die sich im Patriarchat zu ihrem Vorteil eingenistet hat – die Tränendrüsen (!) entfernt.

Rollenklischees: „Das mit den Geschlechtern ist Beschiss. Ein schlauer Trick, damit die Leute sich fügen und tun, was man ihnen sagt… Wenn sie gehorchen, fühlen sie sich gut, wenn nicht, werden sie todunglücklich. Zuerst einmal gibt es auch irgendeinem Grund nur zwei Optionen. Wir sind besessen von binären Kategorien. Wir glauben, Schoko ist das Gegenteil von Vanille., Katze das von Hund. ‚Als Mädchen wirst du geliebt, solang du hübsch und lieb und brav und ordentlich bist und auf diesem wackeligen, brüchigen Podest stehst… Aber eine falsche Bewegung reicht, und du fällst runter und stirbst – und hast es verdient.‘“

Bodyshaming: „Sag allen, ihre Körper sind falsch. Ihre Haut ist falsch. Ihre Titten sind falsch, ihre Bäuche sind falsch, ihre Schwänze sind falsch. Schäm dich für deinen Körper, gib Geld dafür aus, und wenn wir dich nicht mehr zum Ficken oder Putzen brauchen … verpiss dich und kratz ab.“

Patriarchales System: „Dieses System stellt eine Handvoll Leute an die Spitze, und alle anderen sollen sich gegenseitig hassen und verletzen und überwachen. Und bis auf sehr wenige Ausnahmen kommt auch niemand mehr in den Club rein. […] Dieser Scheiß schadet uns allen.“

Ausweg: „Und während wir dagegen kämpfen, dürfen wir alle hier unten nicht vergessen: wir brauchen einander. Wir müssen gut zueinander sein.“ „Ja. So kitschig es klingt, Liebe ist am Ende die Antwort auf alles.“ „Ich habe Liebe gegeben und empfangen. […] ich habe gelernt, meine Kräfte zu kontrollieren, weil ich gelernt habe zu lieben, wer ich bin.“

Und genau das führt der Comic weiter aus. Die zerstörten Netzwerke der Frauen erstarken erneut, die nicht-konformen Männer, die der Gesellschaft im Gegensatz zu den toxischen Männern nützen, schließen sich an – für eine bessere, sozialere, liebevollere Welt. Denn Frauen und Männer egal welcher Nation, Hautfarbe, sexueller Orientierung u.a. – sie sind letzten Endes die überwältigende Mehrheit der Menschheit. Und eben nicht die Minderheit der toxischen Männer, die Vorteile aus dem Patriarchat ziehen. Der Comic unterstreicht das durch den Zusammenschluss all dieser sogenannten „Minderheiten“, „Unterdrückten“ usw., die schon allein durch ihre Mehrheit und Verschiedenheit diesen patriarchalen Mist regelrecht überrollen.

Die Message an die Leser*innen: Frauen allein stellen schon die Mehrheit der Menschheit. Zusammen mit allen queeren Menschen und den sozialtauglichen Männern hat das Patriarchat keine Chance. Es hat nur dann eine Chance, wenn diese „Minderheiten“ sich untereinander uneins sind, z.B. durch weißen Feminismus, Aversionen von Frauen untereinander, Streitigkeiten in der Bubble, Ausschluss von unterstützenden Männern durch fehlgeleiteten Feminismus usw. All das spielt dem Patriarchat in die Hände und unterstützt dieses. Aber was das Patriarchat und seine Unterstützer*innen (ja, auch Frauen unterstützen es, solange sie Vorteile daraus schlagen können) gern verdrängen: Außenseitertum und Unterdrückung, v.a. wenn sie jahrtausendelang andauern, bringen eine äußerst zähe, widerstandsfähige und umfassend starke Mehrheit hervor, denen die durch ebenso jahrtausendelange Verhätschelung Überprivilegierten letztlich nichts entgegenzusetzen haben!

Die dem Patriarchat vordergründig treu ergebene Frau

Sie vertritt oberflächlich die Prinzipien des Patriarchats, z.B. die Perfektion und Unterordnung der Frau. Was dabei anscheinend gern übersehen wird, aber eigentlich offensichtlich ist: Diese Art von Frau, die die Unterdrückung ihrer Geschlechtsgenossinnen propagiert, steht selbst außerhalb dieser Rollenklischees: Sie werkelt eben nicht hinter dem Herd, zieht eben nicht selbst oder nur sporadisch Kinder groß, verfolgt dagegen ihre Karriere eisern und steht in genau derselben Öffentlichkeit, aus der sie die anderen Frauen verbannen will. Sie lebt also all das vor, was andere Frauen ihrer Ansicht nach nicht tun sollen – ein schlechtes Vorbild! Man denke nur an Karrierefrau Eva Habermann, die in einer öffentlichen Fernsehsendung (!) anderen Frauen vorschreiben will, was diese zu tun oder zu lassen haben – ohne selbst genau diese Dinge vorzuleben.

Aber selbst wenn sie nicht offensichtlich gegen die Prinzipien verstößt, die sie anderen Frauen aufdrücken will, wehrt sie sich anders gegen die Unterdrückung. Sie setzt z. B. ihren Körper als Waffe ein, um voranzukommen – Stichwort „triebgesteuert“: Sie nutzt die sexuellen Triebe des Mannes aus. Da sie komplexer denkt, kann sie Männer sehr gut und subtil manipulieren, sodass sie letztlich doch ihren Willen bekommt. Eigentlich tut sie umfassend alles, um ihre Nische im System zu finden und dort nicht nur zu überleben, sondern auch zu leben.

Selbst Frauen, die sich dem System tatsächlich unterordnen, weil sie das aus der Tradition kennen und nicht hinterfragen, sind trotzdem keine „guten“ Frauen: Sie sind unterschwellig immer unzufrieden, weil sie nicht benennen und fassen können, was ihnen fehlt. Das bekommt die Familie und die Gesellschaft früher oder später auf die ein oder andere Weise zu spüren, denn in ihren Möglichkeiten amputierte Frauen sind keine gesunden Frauen – das dem Menschen angeborene Gerechtigkeitsempfinden schlägt permanent Alarm. Gute Mütter und Frauen sind sie also nicht, da sie nur funktionieren und das Frauenbild nicht aus dem Herzen heraus unterstützen.

Andere nutzen das System in der Weise, dass sie vordergründig dem Bild der Hausfrau und Mutter entsprechen: Sie rechnen sich aus, was für sie günstiger ist und wählen nüchtern betrachtet anstatt der Dreifachbelastung (Beruf, Haushalt, Kinder) „nur“ die Doppelbelastung (Haushalt, Kinder) und schicken den Mann arbeiten. Der muss dann aber wirklich ranklotzen, um die weiblichen Bedürfnisse in finanzieller Hinsicht zu erfüllen.

Wie „man“ sieht: Letztlich gibt es immer Möglichkeiten, unterdrückende, tyrannische Systeme zu unterwandern und auszuhebeln.

Im Comic ist das Mayas Gegenspielerin Lucille. Weißhäutig und arisch blond hat sie folgende Nische im patriarchalen System gefunden: Sie beutet ihre Geschlechtsgenossinnen auf jede erdenkliche Art aus und manipuliert die Männer. Sie wendet die Prinzipien des Patriarchats zu ihrem eigenen Vorteil an – was auch bedeutet, dass Männer in ihrem System keine oder nur eine untergeordnete, dienende Rolle spielen. Das sieht dann in dieser ungesund ver-rückten Sichtweise so aus: „Und ich weiß, welcher Druck auf Frauen lastet, nett, sportlich und hübsch zu sein. Chefin und Hausfrau, das coole Mädchen, #girlboss und Mama zugleich. Ich weiß, dass sie zahlen, was immer es kostet, diesen Traum zu leben. Die Welt ist krank. Alle kämpfen, alle haben Ängste, alle wollen das glamouröse Covergirl oder der starke Actionheld sein. Vergiss alle Positivitäts- und Akzeptanzbewegungen. Die Leute wollen immer noch dasselbe wie immer: dazugehören. Gehorchen, abgesichert und zufrieden in der Rolle, die die Gesellschaft ihnen diktiert. Und ich kann ihnen das verkaufen. Welche Ressource ist erneuerbarer, ewiger als die menschliche Unsicherheit? Ich kann’s mir nicht leisten, dass du Leuten zeigst, es wäre ok, ein Freak zu sein. Sobald ich die Kräfte in deinem Blut korrigiert und patentiert habe, bin ich perfekt… und mächtig. Kein Mann kann mich kontrollieren, keine Frau herausfordern. Ich muss mehr als menschlich sein… ohne Emotionen, die mich schwächen, ohne Bindungen, die mich bremsen. Und ich muss besser als besser sein… Perfekt. Und perfekt ist das einzig Richtige für eine Frau.“

Was Lucille in ihrer Ansprache nicht merkt: Sie ist längst zu einem patriarchal-kapitalistischen Monster mutiert (wobei sie bald darauf im Comic tatsächlich monströs aussieht) und hängt gänzlich in dieser Falle fest. Bildlich wird dieses schiefe Denken mit der schiefen (und damit wackligen) Krone auf ihrem Kopf symbolisiert.

Superheldin auch ohne Superkräfte

Allein die Mehrfachbelastung der Frau prädestiniert sie als Superheldin – ohne dass ihr je dafür gedankt wird, schon gar nicht in finanzieller Hinsicht. Im Gegenteil: Stattdessen erfährt sie Verachtung, wird beschämt, wird systematisch durch ein unrealistisches und im Übrigen den Nazis geschuldetes Mutterbild in den Wahnsinn getrieben. Ebenso das Frauenbild: Die unrealistischen und sich ständig widersprechenden Erwartungen an die Frau treiben reale Frauen an den Rand des Ertragbaren und darüber hinaus. Sehr deutlich wird das nicht nur in diesem Comic, sondern auch im aktuellen „Barbie“-Film, der bzgl. des gründlichen Aufräumens und Absurdumführens des Patriarchats und den damit einhergehenden Rollenklischees und Rollenerwartungen eine eigene ausführliche Analyse und Interpretation verdient hätte.

Aber keine „Schwäche“ hat nicht auch ihre Stärken. Und genau das zeigt der Comic: die vermeintlichen Schwächen der Frau, die eigentlich nur Spiegelungen der männlichen Schwächen sind (s.o.), verwandelt er in pure Stärke.

„Aber natürlich dachte ich nicht an ‚Superkräfte durch die P-E-R-I-O-D-E‘.“

Die Periode der Frau, die zu Unrecht den Status des Ekligen, am besten nicht zu erwähnenden Übels hat, wird zur Stärke. Denn die Periode ist wie der Jahreszeitenrhythmus zyklisch, ist wie die Natur insgesamt zyklisch und sie garantiert das Stärkste überhaupt: das Gebären von Leben. Ohne Frauen und weibliche Tiere und Pflanzen kein Leben! Die Periode gehört also wie in früheren Zeiten gefeiert und verehrt, anstatt sie unsichtbar und zu etwas Negativen zu machen. Im Comic ist sie der Höhepunkt von Mayas Kräften und führt ihre anderen Kräfte zu einem Maximum.

Weitere Kräfte Mayas, die aus angeblichen Schwächen resultieren: Wut verwandelt sich zu (körperlicher) Stärke und Schnelligkeit. Angst verleiht ihr (wie in der Realität) erhöhte Wachsamkeit, in diesem Fall ein Überschallgehör. Einschüchterung macht sie unsichtbar – damit wird die reale Unsichtbarkeit der Frau in einem patriarchalen System umgekehrt, denn Mayas Unsichtbarkeit garantiert ihr ungeahnte neue Möglichkeiten, weil sie nicht entdeckt werden und so frei agieren kann. Traurigkeit verleiht die Fähigkeit fast augenblicklich zu heilen: Trauer zuzulassen ist tatsächlich der beste Weg, die eigene Psyche zu heilen. Lautes Lachen ist nicht nur Ausdruck von purer Lebensfreude (Lautsein wird der Frau immer negativ ausgelegt), sondern in Mayas Fall kann sie damit Dinge zerbrechen. Damit wird auch die Zweiseitigkeit angesprochen: Lachen bedeutet nicht nur Positives, sondern auch Negatives wie Auslachen, auf das auch Frauen einen Anspruch haben. Denn negative Emotionen werden im Gegensatz zum Mann bei Frauen immer noch systematisch unterrückt, obwohl und wohl gerade deshalb, weil z.B. Zorn Stärke verleiht – die man(n) bei der Frau nicht haben will. Wenn Maya glücklich ist, kann sie sich endlos biegen und strecken. Glück verleiht Flügel, macht die Welt schöner und es dehnt das eigene Ich über die sonst „normalen“ Grenzen aus. Auch das nicht gewollt, denn Unglücklichsein der Frau macht sie schwach. Maya dagegen dehnt sich aus und kann sich verbiegen, ohne dass sie sich für sich schädlich in ihrem Ich und Frausein verbiegen muss. „Wenn sie an der SPITZE ihrer Kräfte ist und alle Emotionen fließen, leuchten ihre Augen golden. Das ist …. DER HÖHEPUNKT.“ Und zwar der ihres umfassenden (und eben nicht beschnittenen) Frauseins, das sich endlich entfalten darf.

Im Übrigen kenne ich keine von Männern ersonnene Superheldin, die sich direkt nach ihren Heldentaten sofort der Kindererziehung und dem Haushalt stellen muss. Es ist Realität, dass Frauen zwischen verschiedenen Situationen switchen müssen und – egal, wie es ihnen gerade geht und was sonst noch Wichtiges ansteht – immer auch Haushalt und Kind(er) im Griff haben sollen. Wie gesagt: Jede Frau ist im Alltag, ob sie will oder nicht, durch die Mehrfachbelastung Superheldin… Und Keimzelle der Gesellschaft, ohne die alles zusammenbrechen würde.

Zitat aus dem Comic: „Schon seit Monaten läuft es gut. Alf hält mich im Gleichgewicht, Henrietta macht mich kugelsicher, und Boone forscht nach meinem biologischen Hintergrund, um mich zu tunen wie einen Buick. Ich habe immer mehr Kontrolle über meine Kräfte – ein Traum! Und wie es sich erst anfühlt, Freunde zu haben! Um Hilfe bitten zu können, wenn man sie braucht, statt auf ein eindimensionales ‚grrr sexy Lady mit Waffe‘-Postergirl reduziert zu werden?!“

Die eigenen, weiblichen Kräfte erforschen, try and error, alles ein Prozess – auch das macht der Comic deutlich. Da die weiblichen Kräfte nach Kräften im Patriarchat unter Verschluss gehalten werden sollen, ist es umso wichtiger, sie wiederzuentdecken und sich ihrer zu bedienen. Auch das zeigt der Comic. Ebenso zeigt er, dass Freund*innen und überhaupt ein Netzwerk diese Kräfte um ein Vielfaches verstärken können, v.a. bei Alleinerziehenden, wie Maya eine ist (weshalb sie ebenfalls von einem patriarchalen System nicht gewollt sind; die systematische Zerschlagung von Frauennetzwerken hatte immer Priorität).

Lebensbaum und Familie im erweiterten und geheilten Sinn

Der Baum ist in vielen Traditionen, auch der germanischen, ein Sinnbild für Leben und eine Verbindung zwischen Ober-, Mittel- und Unterwelt. Er steht für Standfestigkeit und Verwurzelung mit Mutter Erde, für vielfältige Wege (Verzweigung der Äste), für die Verbindung zwischen Himmel und Erde. Der Stammbaum symbolisiert die Familienlinie, die Verbindung zwischen den Ahnen und den Nachkommen und die Entwicklung der Familie.

Im Comic verbindet der Baum Vergangenheit und Zukunft von Maya und zeigt auf, wie sie zu dem geworden ist, was sie ist. Am Anfang – symbolisch auf die Wurzeln gebettet – steht die Geburt. In diesem Fall die Geburt von Billy, Mayas Sohn. Maya begrüßt ihn mit den eindrucksvollen Worten: „Ich hab dich lieb, Billy. Ich werde die Welt verbessern, so gut ich kann. Für dich. Für uns, für das hier.“ Maya betont, dass sie da war und ist.  Das gibt Sicherheit. Die Wurzeln für die Geburt, auch für die Geburt von Ideen und Entscheidungen. Maya will nicht mehr Opfer eines patriarchalen Systems sein, sondern aktiv für die Verbesserung der Welt eintreten. Und nimmt sich das nicht nur vor, sondern setzt sich aktiv ein, wie die Bilder, die sich zwischen den Ästen befinden, zeigen. Sie bekämpft Unrecht an Frauen und erzieht ihren Sohn zu einem verantwortungsvollen, kritischen und menschlichen Mann, der damit sich und anderen guttut.

Damit hat sie sich auf den Weg der Heilung gemacht – ihrer eigenen, der ihrer Nachkommen, der der Welt. Denn wie ein Baum auch zeigt: Alle und alles sind miteinander verbunden, miteinander vernetzt – das zeigt die Natur immer wieder durch ihre Netzwerke und Nahrungsketten – sodass ein Dominostein im Guten wie im Schlechten eine Kettenreaktion auslösen kann. Maya hat sich für die Heilung entschieden und damit den Stein im guten Sinn ins Rollen gebracht. Die Geburt zeigt auch, dass der Weg der Heilung schmerzhaft ist und das viele Hindernisse überwunden, viele Kämpfe gekämpft werden müssen. Aber es lohnt sich, und das weiß Maya. Die Wurzeln und das Fundament der Heilung: Gleichberechtigung, soziales Denken, das Vorbild der Natur mit all ihrer natürlichen Vielfalt/Diversität. Nichts ist so divers und vielfältig wie Mutter Natur! Und der angeborene Gerechtigkeitssinn der Menschen wird immer wieder dafür sorgen, dass Unterdrückung, Gewalt, Ungerechtigkeit, Sexismus, Rassismus usw. erkannt und dagegen angegangen wird, sodass die Dinge wieder ins Lot kommen.

Sexismus im Beruf und Alltag

Der Comic zeigt sehr gut den Sexismus im Alltag auf, auch dort, wo eigentlich gegen ihn angegangen werden sollte. Gleich zu Anfang der Geschichte trifft man Maya bei einer After-Work-Party als Initiative zur „Stärkung von Frauen am Arbeitsplatz“. Sie bezeichnet diese Party als „mein persönlicher Alptraum“. Warum? Wegen Bigotterie.

Diese Veranstaltung mutiert zur Farce, wenn man sich die Rede und die Kommentare und Reaktionen der Männer anschaut. Typische Verhaltensmuster werden auf dieser Party offen weiter gepflegt: Die Unterstellung der Dummheit der Frau, wenn sie bei Geschäftsgesprächen mitreden will – und ihre guten Ideen von einem anderen Mann geklaut werden. Das Lächerlichmachen von sexistischen Sprüchen und #metoo sogar vom Moderator (keine Moderatorin!). Aktzeichnungen und -fotografien, wo die Männer die weiblichen Körper beurteilen, Frauen auf ihren Körper reduzieren und Weiblichkeit lächerlich gemacht wird: „Schön, dass bei einem Event ‚zu Ehren der Frauen‘ tatsächlich ihre ‚besten Seiten‘ gezeigt werden, hahaha.“ Dass Frauen übergriffiges Verhalten als „Kompliment“ sehen sollen. Oder wenn eine Frau sogar mit Fachausdrücken darauf hinweist, dass ihr männliches Gegenüber sexistisch, homophob usw. spricht, damit abgespeist wird, dass sie „runterkommen“ und „nicht gleich so emotional“ reagieren soll. Zur Krönung sagt er noch: „Schenk mir ein Lächeln.“ Da geht bei Frauen gleich ein ganzer Strauß an negativen, wütend machenden Assoziationen und Triggern auf: Dass ihre Bedürfnisse nicht zählen, dass sie den Mund halten soll, dass sie immer nett und gefällig sein soll, dass sie als ultimative (aber nicht befriedigende) Lösung immer alles, was ihr angetan wird, weglächeln soll.

Und Maya steht zu ihrer Periode und dass sie sie nicht mit Binden o.ä. unsichtbar macht – was gleich einen ganzen Strauß an negativen Kommentaren und Gedanken mit sich zieht, sowohl von Männern als auch von unreflektierten Frauen (die so kräftig zu ihrer eigenen Unterdrückung beitragen): „Ekelhaft.“ „Schlampe.“ „Widerlich.“ „Oh Gott, wie peinlich.“ „Was meinst du mit natürlich?“ „Unprofessionell und unhygienisch.“ „Gott, ich würde mich umbringen.“ „Das Kleid ist ruiniert.“ „Bestimmt vergisst sie auch, ihr Kind von der Schule abzuholen.“ „Keine meiner Freundinnen würde so etwas tun.“ „Es gibt einfach Dinge, die Frauen tun müssen, Marlene! Sich pflegen, Kinder kriegen, eine Familie großziehen…“ Als die Frau dagegen hält mit „Auch die Ehemänner?“ wird sie gleich mundtot gemacht mit: „Das war jetzt aber sexistisch, Marlene. Man muss sich um andere kümmern. Das ist das Richtige für eine Frau.“ All dies zeigt sehr gut, mit was sich Frauen immer wieder rumschlagen müssen: keinerlei Selbstreflexion von patriarchal denkenden Männern, Sexismus in Dauerschleife, Mundtotmachen der Frau allenthalben. Und Maya reagiert sehr symbolisch darauf, indem ihre hohen Absätze (die durchaus auch als Waffen genutzt werden können), den (patriarchalen) Boden, auf dem sie geht, beim (Weiter-)Gehen (ihres eigenen Weges) zertrümmert und die „schöne“ Scheinwelt in Form eines Glases zerbricht. Comics können sehr gut in Bildsprache/Metaphern Dinge verdeutlichen, und dieser Comic schöpft diese Möglichkeiten voll aus. Er zeigt sehr klar auf, in was für einer pervertierten und völlig verdrehten Welt Frauen leben, in der u.a. umfassend und immer wieder Opferblaming, Grenzüberschreitung, Gewalt und Gaslighting betrieben wird. Bis hin zum (systematisch verharmlosten) Femizid.

Die Schöne und das Biest

Biester sind in diesem Comic Männer und Frauen, die das Patriarchat unterstützen. Allen voran Lucille Caldwell, die durch den tragischen Tod ihrer Familie durch Giftpilze zur Millionärin wurde. Der Tod an sich ist schon zweideutig: Lucilles Mutter hatte eine Kochshow ganz im traditionellen, hausfraulichen Sinn, bei sie Frauen zeigte, wie sie als liebe- und aufopferungsvolle Mutter ihre Familie umsorgt und bekocht. Die giftigen Pilze, mit der sie sich und fast ihre ganze Familie außer Lucille aus Versehen tötete, bescherte der einzig überblenden und ehrgeizigen Tochter einen genialen Einfall und die dazu gehörigen Millionen. Sie predigt seitdem die „traditionellen“ Tugenden der Frau, ohne sich selbst daran zu halten.

Lucille tritt ein für folgende Tugenden, von denen sie allerdings auch weiß, dass sie die Frauen belasten: Nettigkeit, Sportlichkeit, Schönheit, Frau als Chefin und Hausfrau, als cooles Mädchen und Mama zugleich. Sie nutzt diese Sehnsucht, die den Frauen vom Patriarchat eingepflanzt wurde, dazu aus, Gewinn aus dieser Sehnsucht und den daraus folgenden Produkten zu schlagen. Sie nutzt es aus, dass Mensch irgendwo dazugehören wollen. Frauen, aber auch Männer sollen gehorchen und zufrieden sein mit der ihnen zugewiesenen Rolle. Die menschliche Unsicherheit, v.a. die der Frauen, sieht sie als ewig erneuerbare Ressource, um daraus Profit zu schlagen.

Sie ist eine Kapitalistin in Reinform und damit das Gegenteil der von ihr propagierten aufopferungsvollen Frau. Um ihren Gewinn und ihre Machtposition, die sie sich im patriarchalen System geschaffen hat, nicht zu gefährden, will sie – ebenfalls sehr patriarchalisch – alle „Freaks“ aus der Welt schaffen – denn die sind ihr zu individuell, zu kritisch, zu eigensinnig, zu selbstbewusst: „Freaks“ gefährden die allgemeine Dummheit und die allgemeine Unsicherheit. Das will Lucille nicht zulassen. Sie selbst dagegen will immer mächtiger werden und letztlich perfekt. Deswegen entführt sie andere Frauen, die jeweils gewisse Stärken haben, und will diese Stärken abstrahieren und in sich selbst vereinen. „[…] ‚perfekt‘ ist das einzig Richtige für eine Frau“, so ihr Credo. Dass sie damit letztlich doch in die frauenfeindliche Falle des Patriarchats getappt ist, bemerkt sie nicht. Stattdessen verwandelt sie sich in ein abstoßend hässliches Biest, als sie den von ihr entwickelten chemischen Cocktail trinkt – der damit ihre innere Hässlichkeit äußerlich zum Ausdruck bringt. Allerdings zeigt sie auch wie oben dargestellt, dass sich das Patriarchat höchstselbst gegen Männer und deren größte Angst wendet: dass Frauen mächtig sind, sogar wenn sie das Patriarchat vordergründig vertreten.

Harvey, der gewalttätige Drogendealer und Ex von Maya, ist jetzt Lucilles Handlanger. Äußerlich noch schöner und perfekter als früher agiert er, der einst die Macht in seiner Gruppe und über Maya innehatte nur noch als Lucilles Marionette. Er hat keinerlei eigene Befugnisse mehr. Lucille hat sich das Patriarchat also so zunutze gemacht und ihr selbst so angepasst, dass Männer keine Chance mehr haben, ihre eigenen perfiden Strukturen zu leben – sie sind jetzt selbst Opfer derselben.

Die Männer rund um Maya dagegen sind individuell, reflektiert, fürsorglich, sozial und um Ganzheitlichkeit bemüht. Sie bringen wieder Licht und Freude in die Welt und unterstützen Maya in ihrem Kampf gegen das ungerechte, ausbeuterische System, das Frauen, Männer und überhaupt alle Menschen und Lebewesen ausbeutet und diskriminiert. Diese Männer sind von innen her schön und transportieren diese innere Schönheit nach außen.

Damit sind auch Maya und ihre sie umgebenden Frauen, sowie die Frauen insgesamt schön. Jede hat ihre Stärken, die sie in den Kampf gegen das Patriarchat und gegen Lucille einbringt. Dabei sind Frauen entgegen des Klischees verantwortungsvolle Wissenschaftlerinnen, weise Beraterinnen, muskulöse Sportlerinnen – all die Vielfalt, die ihnen im Patriarchat verwehrt wird, die aber dennoch immer da ist. Homosexualität spielt ebenfalls eine Rolle, denn zwei Freundinnen Mayas sind lesbisch. Diese Vielfalt ist es letztlich, die dem monotonen Einheitsbrei der Rollenklischees den Garaus macht.

Maya selbst ist das Gengenteil einer vom Patriarchat gewünschten Frau: alleinerziehend, ihren Sohn nach ganzheitlichen Werten heranbildend, selbstständig, Freak und eigenständig denkend. Dabei ist sie aber auch eine Frau, die sich wie alle Frauen in den Jahrtausenden vor ihr behaupten muss, um überleben zu können. Und um zu überleben und ihre Familie durchzubringen, hat sie wie all die Frauen um sie herum und vor ihr enorme Stärken entwickelt in einer Welt, die sie diskriminiert und ihr Selbstbewusstsein und den Selbstwert permanent infrage stellt und letztlich rauben will, damit die Frau nur noch nach den Wünschen des Mannes funktioniert. Das gelingt weder in der realen Welt noch im Comic, der diese spiegelt und ganz klar das ans Tageslicht zerrt, was man(n) lieber im Dunkeln gelassen hätte: Benennung und Entschleierung der patriarchalen Taktiken.

In Maya jedenfalls finden sich wohl sehr viele Frauen irgendwie wieder, die wie sie mit der Dreifachbelastung Haushalt, Job und Kindererziehung kämpfen. Alltägliche Frauen sind Superfrauen mit Superkräften (auch wenn diese nicht unbedingt freiwillig, sondern eher durch schwere Lebensverhältnisse kommen – in der Psychologie nennt man das nicht umsonst „diamantene Fähigkeiten“), das zeigt der Comic deutlich. Sie sind Superfrauen auch oder gerade weil sie nicht perfekt sind, Fehler und sich Gedanken machen. Und die sich für ihre Periode schämen, weil diese im Gegensatz zu früheren Zeiten diffamiert anstatt als Zeichen des Lebens und der Fruchtbarkeit gefeiert wird. Maya hat aber beschlossen, all den Selbstzweifeln und der Verunsicherung den Kampf anzusagen, um sich eben nicht mehr von sexistischen Kollegen, gewaltbereiten Männern und den Diffamierungen all dessen, was Frauen ausmacht, unterkriegen zu lassen. Deswegen verwandelt sie die vermeintlichen Schwächen in Stärken und geht konsequent gegen Diskriminierungen vor. Haben Frauen erst einmal ihre Stärken erkannt und realistisch ihre Schwächen eingeschätzt, kann sie nichts mehr aufhalten…

Schönheit ist also ganzheitliche und v.a. charakterliche Schönheit, nämlich sozial, ganzheitlich, umweltbewusst, offen denkende und handelnde Männer und Frauen.

Fazit

Der Comic ist unglaublich vielschichtig, tiefsinnig und verdichtet in harmonischer, sich unterstützender Wort-Bild-Kombination, welche diskriminierenden Methoden das Patriarchat entwickelt hat und permanent bedient und welche Schäden dieses unheilvolle System bei Frauen UND Männern anrichtet – aber auch, wie frau/man sich daraus wieder befreien kann… Prädikat wertvoll!

 


Genre: Feminismus, Ganzheitlichkeit, Gerechtigkeit, Gleichberechtigung, Gleichwertigkeit, Kapitalismus, Menschenrechte, Menschlichkeit, Natur, Natürlichkeit, Patriarchat
Illustrated by Carlsen Comics

„Der Kolumbusfalter“ und andere Abenteuer (LTB 1)

Cover Jubiläums-Produkte 100 Jahre Disney.

Vorab

Zum 100-jährigen Jubiläum von „Walt Disney Company“ hat Ehapa u.a. das erste Lustige Taschenbuch (LTB) neu aufgelegt. „Der Kolumbusfalter“ von 1967 ist dabei laut Verlag der „Auftakt zu Tausenden Geschichten, die noch folgen werden“.

Beim Lesen dieser ersten LTB-Geschichten ist mir eins sofort ins Auge gesprungen: Die einzelnen Geschichten werden durch eine Überleitung miteinander verbunden. Das kenne ich von den neueren LTBs nicht mehr, würde es mir aber für sie zurückwünschen, da man so besser von einer Geschichte in die nächste hinübergleiten kann. Ich empfinde das als sehr angenehm.

Inhalt

„Der Kolumbusfalter“: Gitta Gans hat wegen der ständigen Absagen Onkel Dagoberts zu einem Geschäftseinstieg ein eigenes Geschäft aufgemacht, das mittlerweile so gut läuft, dass es dem alten Geizkragen Konkurrenz macht: Bunte, handbemalte Stoffe nach originellen Mustern finden bei den Kund*innen reißenden Absatz. Onkel Dagobert schickt deshalb Donald und dessen Neffen los, um herauszufinden, warum Gitta so viel Erfolg hat. Was er nicht weiß: Seine Neffen spielen bei Gittas Erfolg eine Schlüsselrolle. Außerdem ist noch ein Schatz im Spiel, zu dem wiederum ein Schmetterling der Schlüssel sein soll.

„Die Zebra-Muschel“: Neuerdings interessiert sich Donald für seine Bildung. Deshalb besucht er eine Vortagsreihe über die Weichtiere des Meeres. Aber Onkel Dagobert hat anderes mit ihm im Sinn: Donald soll herausfinden, warum Dagoberts Kokosnuss-Plantagen vor dem Aus stehen. Donald und seine Neffen finden tatsächlich den Übeltäter und außerdem entdecken sie den wahren Wert der Zebra-Muschel.

„Der Gespenster-Schatz“: Donald als barmherziger Charakter bietet im Gegensatz zu seinem hartherzigen Onkel Dagobert einem heimatlosen Geist Zuflucht. Der Geist erzählt ihm aus Dankbarkeit von einem Schatz – allerdings wird dieser Schatz von anderen, nicht so freundlich gesonnenen Geistern bewacht.

„Donald im Jahre 2001“: Onkel Dagobert merkt, dass er alt wird und will deshalb prüfen, wer von seinen Neffen am besten dafür geeignet ist, seine Nachfolge und sein Erbe anzutreten. Deshalb schickt er Donald in das Jahr 2001 um zu sehen, was Donald mit seinem Erbe macht: verprassen, auf der faulen Haut liegen? Nein, noch schlimmer. So schlimm, dass Donald eine folgenschwere Entscheidung trifft.

Der gewisse Mehrwehrt, das Frauenbild und kapitalistisches Denken

Was ich mir von dieser Neuauflage gewünscht hätte: Nicht nur eine Wiederauflage der Storys selbst, sondern Hintergrundwissen z.B. zur Entstehung der Geschichten. Je eine Seite dazu wäre schön gewesen, um den Leser*innen einen gewissen Mehrwert zu bieten.

Außerdem hätte ich mir – wie immer – mehr weibliche Beteiligung gewünscht. Wobei es mich gefreut hat, dass Gitta Gans in der Rolle als unabhängige und erfolgreiche Geschäftsfrau dargestellt wird, die zudem einem alteingesessenen Mann ernsthafte Konkurrenz macht – zumal Dagobert (wie leider ebenfalls immer) verächtlich von Gitta spricht, sie abwertet und somit überhaupt nicht mit ihrem Erfolg rechnet. Bei ihm greift das hochpatriarchale Bild der Frau, die dumm ist und nichts kann. Das wird hier wohltuend auseinandergenommen. Allerdings spielt Gitta trotzdem nur am Rande eine Rolle; sie taucht nicht als Hauptfigur im Abenteuer auf. Ansonsten hat man als Leser*in den Eindruck, dass Frauen bis auf (äußerst) kurze Nebenauftritte im Duck’schen Universum keinerlei Rolle spielen. Entenhausen und alle Orte, die Abenteuer bieten, sind männlich: alle Haupt- und Nebencharas, alle Gesprächspartner, alle Ganoven, Gespenster usw. – männlich. Sehr unangenehm bis störend für die weibliche Leserschaft…

Was hier ebenfalls sehr gut zu sehen ist, v.a. bei Onkel Dagobert und Donald: Was richtet purer Kapitalismus ohne ethisches Handeln an? Auf die Spitze getrieben wird das in der letzten Geschichte, als Donald merkt, was aus ihm im Jahr 2001 geworden ist – er entscheidet sich deshalb lieber für seine Menschlichkeit als für den vermeintlichen Geldsegen und gegen das pure Wirtschaftsdenken, das umfassend alles, was Humanität ausmacht, vernichten würde. Ein klares Statement für vernünftiges Denken mit Gewissen! Das hat auch und gerade heute Aktualität, wenn man bedenkt, was Kapitalismus den Menschen und der Natur antut – Klimakatastrophe, konventionelle Landwirtschaft mit Pestiziden und Massentierhaltung inklusive Methan und CO2-Freisetzung in rauen Mengen, sowie Ausbeutung von Arbeiter*innen (hallo, Donald) und umfassender Umweltverschmutzung lassen grüßen, ebenso die Verhinderung der längst notwendigen Verkehrswende!

Fazit

Das erste LTB har sowohl Gutes als auch Schlechtes. Das Gute sind die Verbindung der einzelnen Geschichten und kurzweilige Abenteuer. Außerdem sagt Donald in einer der Geschichten dem kapitalistischen Denken ohne Ethik den Kampf an. Das Schlechte: Das Duck’sche Universum ist zu 99% männlich. Nur hin und wieder ist eine Frau in Sicht, dann aber auch nur kurz bis äußerst kurz.


Genre: Comic, Frauenbild, Kapitalismus
Illustrated by Egmont Ehapa

Neues Wohnen im Alter – Selbstständig, gemeinsam, mit Service oder Pflege

Das Alter wird weggeschoben

Viele Menschen wollen zwar alt werden, aber nicht alt sein. Daraus folgt allerdings, dass sie sich wenig bis keine Gedanken darüber machen, was mit ihnen passiert, wenn sie tatsächlich alt sind. Aber im Alter kommt ein ganzer Strauß an Dingen, die beachtet werden wollen und sollen, und die meist miteinander zusammenhängen: (mangelnde) Fitness, Krankheiten, nicht altersgerechte Wohnung/Haus.

Das vorliegende Buch konzentriert sich auf den Bereich Wohnen im Alter, aber hier spielen natürlich auch die anderen genannten Faktoren eine Rolle – je nach Fitnessgrad und Gesundheit/Krankheit ergibt sich die Form des Wohnens. Dass man sich rechtzeitig über das Wohnen im Alter Gedanken machen sollte, zeigt das Buch immer wieder. Wenn man z.B. ein eigenes Wohnprojekt mit anderen plant, muss man mit zehn bis 20 Jahren Vorlaufzeit rechnen. Außerdem habe ich als freie Journalistin, wenn ich mit Seniorenbeiräten der Städte spreche, die Erfahrung gemacht, dass zu wenig Menschen Vorsorge treffen und diese sich dann in nicht altersgerechten Wohnsituationen wiederfinden; oft vereinsamt und quasi gefangen in der Wohnung, weil sie nicht mehr mobil genug sind, sie zu verlassen. Auch die Politik dieser Orte macht sich zu wenig Gedanken um die Wohnsituation der älteren Bürger*innen. Oft hilft dann nur Privatengagement z.B. durch Netzwerke, Nachbarschaftshilfe, Verwandte, dass die Wohnsituation noch halbwegs erträglich bleibt.

Frühzeitig anfangen, sich Gedanken zur Wohnsituation im Alter zu machen

Gleich als Erstes, nämlich schon im Vorwort, mahnt das Buch also an, sich rechtzeitig Gedanken zum Wohnen im Alter zu machen. Es gibt Tipps, z.B. den Tag der Offenen Tür in Pflegeinrichtungen zu nutzen, um sich einen ersten Eindruck zu verschaffen und sich unverbindlich vormerken zu lassen, wenn die Einrichtung gefällt – bevor man später irgendwo landet, wo man nie hinwollte.

Danach klärt das Buch die wichtigsten Fragen wie: Was heißt bei Wohnungen eigentlich altersgerecht? Oder: Darf ich meine Wohnung überhaupt barrierefrei umbauen? Für welches Alter sind gemeinschaftliche Wohnprojekte geeignet? Ist im Betreuten Wohnen rund um die Uhr jemand da, der mir helfen kann? Inwiefern könnte Technik meinen Alltag erleichtern?

Verschiedene Wohnformen

Sehr gut auch die Schaubilder, die kurz und prägnant aufschlüsseln, welche Wohnform für welchen Fitnessgrad geeignet sind. Wenn man noch fit ist, könnten das folgende Möglichkeiten sein: gemeinschaftliches Wohnen/Mehrgenerationenwohnen, betreutes Wohnen, Seniorenstift, die eigene Wohnung/das eigene Haus barrierefrei umbauen, in eine barrierefreie Wohnung ziehen, auswandern. Wenn es zuhause beschwerlich wird: Pflegeheim, betreutes Wohnen, Seniorenresidenz, Pflege-WG, die eigene Wohnung/Haus barrierefrei ausbauen und mit technischen Assistenzsystemen ausstatten. Wenn es allein nicht mehr geht: Pflegeheim, betreutes Wohnen, Angebote z.B. speziell für Menschen mit Demenz, Pflege-WG, Seniorenstift. Auch da der Hinweis: In jeder Wohnform muss man Abstriche machen. Diese werden im Buch ausführlich erläutert, aber ebenso die Vorteile der einzelnen Wohnformen. Auch die ungefähren Preise werden angegeben.

Ebenfalls gleich zu Anfang stellt das Buch die Frage, wie zukunftstauglich das jetzige Zuhause ist. Und damit ist zum einen die Wohnung / das Haus, zum anderen aber auch die Umgebung gemeint – sind Ärzt*innen, Banken, Supermärkte u.a. gut z.B. mit Bus/Straßenbahn erreichbar, auch mit eingeschränkter Mobilität? Wohnen die Kinder in der Nähe? Kommt man überhaupt noch gut aus dem Haus heraus? Wieviel Arbeit machen Haus und Garten? Denn die meisten Häuser sind für Familien mit Kindern oder junge Menschen konzipiert. V.a. bei Wohnungen machen Bäder Probleme, weil sie eng geschnitten sind. Mit z.B. Rollator wird die Benutzung eines Bades schwierig. Prägnant, aber auch bis in Details geht das Buch nacheinander die verschiedenen Wohnformen durch, sodass man sich nach dem Lesen gut informiert fühlt, um von da aus weiterzuforschen. Fragen, die u.a. bei Besichtigungen gestellt werden sollten, sind solche zum Mitspracherecht, Freizeitgestaltung, Sauberkeit, Qualität des Pflegepersonals, Gesetzte, Infrastruktur, Probewohnen, Mitbewohner*innen, Fördermittel, Umgangston im angesteuerten neuen Zuhause usw. Das Buch gibt Mittel an die Hand, bei all den zahlreichen Fragen genau hinzuschauen, um unschöne Überraschungen für sich oder Angehörige zu vermeiden.

Ebenso angesprochen wird aber auch, dass die Wohnsituation für Senior*innen nicht gerade rosig aussieht – es gibt zu wenig altersgerechter Wohnraum, und Pflege ist teuer. Da ist definitiv die Politik gefragt, sonst bleibt (mal wieder) alles an Einzelpersonen hängen, die z.B. ein eigenes Wohnprojekt starten, weil es sonst nicht Passendes für sie auf dem Wohnungsmarkt gibt. Auch das wird mit all den Chancen und Hürden im Buch besprochen, ebenso wie der sehr empfohlene Rat, sich frühzeitig, also z.T. schon Jahrzehnte früher, darum zu kümmern und sich gründlich zu informieren, denn so ein Projekt verschlingt viel Zeit. Insgesamt kostet es viel Zeit, die für sich geeignete Wohnform zu finden, denn das Angebot für Ältere ist wie gesagt nicht gerade üppig.

Das Buch verweist immer wieder auf Beratungsstellen, listet Adressen auf, bietet Interviews mit Expert*innen und Bewohner*innen der verschiedenen Wohnformen, gibt Beispiele – in extra farbig abgesetzten Bereichen – Checklisten, Fragelisten, Aufklärung über Rechtsfragen, Auflistungen z.B. der Preise, Zusammenfassungen, Tipps und Hintergrundwissen.

Fazit

Die verschiedenen Wohnformen in Alter werden gut verständlich aufgedröselt und ausführlich mit Vor- und Nachteilen besprochen. Auch zahlreiche Fragen werden immer wieder verständlich und prägnant angesprochen und beantwortet. Expert*innen-Interviews und Erfahrungsberichte von Bewohner*innen geben gute Einblicke in verschiedene Wohnsituationen im Alltag oder bzgl. der Probleme und Vorteile. Umfassend, aber trotzdem auf den Punkt gebracht gibt das Buch einen sehr guten Überblick über viele Bereiche, um die man sich bei diesem Thema Gedanken machen muss.


Genre: Sachbuch, Wohnen im Alter
Illustrated by Verbraucherzentrale

Fallen Princess

Inhalt

„Du bist eine Banshee, Zoey. Das ist ein Problem, für das es keine Lösung gibt.“ Beau

Zoey King fühlt sich gesegnet, denn sie stammt aus einem reinflussreichen Elternhaus, das ihr gute Bildung und alle Aufstiegschancen ermöglicht. Zoey selbst nimmt sich ein Beispiel an ihrer strengen, erfolgsorientierten Mutter, der sie nacheifert und die für ihr Kind einen Platz im mächtigen Rat bereithält, der über Zoeys Schule Everfall Academy und insgesamt die Gemeinschaft bestimmt. Zoeys Familie hat zudem die Gabe der der angesehenen Heilmagie. Kein Grund also, warum Zoey nicht den vergebenen Weg weiterverfolgen soll.

Allerdings nagt an Zoey der Druck, der mit all diesen Erwartungen einher geht. Den kann sie noch mehr oder weniger erfolgreich verdrängen, aber dann passiert etwas, das so gar nicht in das Hochglanzbild der angesehenen Familie passt: Zoey entwickelt keine Kräfte für die Heilmagie, sondern für die Todesmagie! Denn bei ihr zeigt sich mitten auf einer wichtigen Veranstaltung, dass sie die Gabe der Banshees besitzt – den Tod anderer vorauszusagen und möglicherweise zu verhindern. Und das wiederum bedeutet für Zoey einen Abstieg in der Gesellschaft, denn Todesmagie wird von anderen Magier*innen verachtet. So muss sie sofort ihr Wohnheim verlassen und in das Haus der Silver Ravens – das Haus des Todes – wechseln. Dort wird sie nicht nur gezwungen, mit dem Zombie Kenna zusammenzuleben, sondern bekommt auch noch einen Reaper – der nicht nur Seelen ins Jenseits begleiten, sondern andern auch die Seele entreißen kann – als Mentor an die Seite gestellt. Der etwas verrückte Gestaltwandler Murphy macht das neue Trio, mit dem sich Zoey nun tagtäglich abgeben muss, perfekt.

Gleichzeitig merkt sie, dass die schöne Fassade, mit der sie bisher gelebt hat, zu bröckeln beginnt. Anstatt dass andere bewundernd zu ihr aufsehen, tuscheln sie jetzt in ihrer Gegenwart und behandeln sie verächtlich und abwertend. Auch bei ihren Freund*innen bemerkt sie nach und nach, dass sich diese von ihr abwenden. Beau, den sie schon ihr Leben lang kennt und der sich mit ihr verloben wollte, entfremdet sich von ihr. Außerdem entdeckt Zoey Seiten an Beau, die ihr gar nicht gefallen, u.a. Gewalttätigkeit und Rücksichtslosigkeit. Nur ihre beste Freundin Violet scheint noch zu ihr zu halten. Aber auch Violet hütet ein dunkles Geheimnis, von dem sie Zoey nie erzählt hat.

Stattdessen entwickeln sich die Ausgestoßenen der Akademie langsam zu ihren neuen Freund*innen, die mit ihr durch dick und dünn gehen. Auch Dylan, der Reaper, taut langsam in Gegenwart Zoeys auf – und Zoey bemerkt verwirrt, dass sie sich immer mehr zu dem verschlossenen Jungen hingezogen fühlt. Kenna, Murphy und später auch Dylan helfen ihr außerdem in einem wichtigen Fall: Zoey hat den Tod einer ihrer Mitschüler vorausgesehen, konnte ihn aber nicht verhindern. Das verstörende Ereignis nagt an ihr und sie will den Fall unbedingt aufklären. Dabei kommt sie dunklen Machenschaften der Academy auf die Spur – und entdeckt, dass Dylan in sie verwickelt sein könnte.

Ausgrenzung, Anderssein, Selbstfindung, wahre Freundschaft und Liebe

Der Auftakt einer neuen Reihe von Mona Kasten (Autorin der Again-Reihe und Save-Reihe) ist eine Mischung aus Fantasy, Mystery, Krimi und romantischen Verwicklungen mit dem Setting eines Internats. Das alles ist gekonnt ineinander verwoben und spannend aufgebaut.

Aber noch viel wichtiger ist das, was das Buch transportiert, nämlich die Themen und Botschaften: Außenseitertum und was das mit einem macht, Leistungsdruck, glänzende Fassaden, die gar nicht so glänzend sind, Elite- und Schwarz-Weiß-Denken. Dagegen stehen echte Freundschaft, Akzeptanz, die Bereitschaft, sich weiterzuentwickeln, Mut, Umdenken und komplexes Denken, Bereitschaft der Selbstakzeptanz und des Entdeckens und Schätzens eigener Fähigkeiten, echte Beziehungsarbeit sowohl hinsichtlich von Freundschaften als auch Paarbeziehungen, Entdecken eines Miteinander statt Gegeneinander, Entdecken des Wertes nicht nur des Lebens und des Heilens sondern auch des Todes als zyklisches Weltbild. Der Tod gehört zum Leben dazu. Was das Buch schön zeigt, ist die verlogene Scheinwelt, hinter der Verrat, Gewalt bis hin zu Mord lauern, und dass es wichtig ist, diesen Schein zu entlarven, um nicht manipuliert zu werden und ebenfalls in dieses tödliche Netz zu geraten. Wer denkt da nicht an (nicht nur) heutige Verhältnisse mit Machtmissbrauch, Extremismus in Ideologien und Religionen, asoziales Verhalten, das in der Gesellschaft schon lange salonfähig ist, Außenseiter*innen in der Schule (die es in jeder Klasse gibt), Mobbing, Hierarchiedenken (das andere ausschließt und weniger wert erscheinen lässt). Schlimmes verbirgt sich oft hinter einem vermeintlich schönen Schein, dafür kann das vermeintlich Schlechte auf den zweiten Blick das Heilsame und Echte sein.

Für Zoey wird aus dem Schicksalsschlag eine Chance, hinter die Kulissen zu schauen, über sich selbst hinauszuwachsen und echte Freund*innen, sowie ihre wahre Liebe zu finden. Dabei verheimlicht das Buch aber nicht den schmerzhaften Prozess, den Selbstfindung und Heilung oft bedeutet. Und es verheimlicht auch nicht, dass jede*r, die/der in der Hierarchiepyramide ganz oben steht, tief fallen kann. Die Frage ist dann: Was macht man aus seinem Leben? Zoey entscheidet sich jeden Tag neu dafür, nicht aufzugeben, sich und anderen eine Chance zu geben und allmählich die Realität anzuerkennen. Sie entscheidet sich dafür, sich auf den Weg zu machen – zu sich selbst und zu anderen, zu denen sie vorher keine Beziehung hatte. Sie entscheidet sich dafür, über den (engen) Tellerrand hinauszublicken und Akzeptanz zu lernen. Letztlich sieht sie, dass sich ihr Blick auf die Welt erweitert hat und sie dadurch sehr bereichert wurde. Das ist eine schöne und wertvolle Message des Buches: Verurteile andere nicht, verurteile dich selbst nicht, blicke hinter die Kulissen und sei bereit, immer an dir zu arbeiten, damit du zu dir selbst finden kannst.

Fazit

Spannender Mix zwischen Fantasy, Mystery, Krimi und Romance mit sozialen Botschaften.


Genre: Fantasy, Krimi, Mystery, Romance, Young Adult
Illustrated by LYX- Verlag/ Bastei Lübbe

Disney 100: Lustiges Taschenbuch (LTB Sonderausgabe)

Cover Jubiläums-Produkte 100 Jahre Disney

Verbindung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft

Zur Feier von 100 Jahren Disney hat Ehapa letztes Jahr viele verschiedene Extras rausgegeben, u.a. dieses LTB. Es widmet sich 8 der ältesten bekannten Disney-Filme rund um Micky, Goofy und Donald Duck. Wo sich später die Wege von Micky und Donald eher trennen – Micky erlebt mehr Abenteuer mit Goofy, Donald mit seinen Neffen, Daisy und Onkel Dagobert – sind die 3 Hauptcharaktere in den frühen Episoden noch beisammen. Das vorliegende LTB ist so aufgebaut, dass zunächst Infos (Inhalt und Entstehungsgeschichte) sowie Bilder aus einem der bekannten frühen Filme den Leser*innen verständlich und prägnant nahegebracht werden und dann eine Hommage an den jeweiligen Film kommt, die je 100 Jahre in der Zukunft liegt. So werden mit ähnlichen Geschichten und sichtbar an die frühen Zeichnungen angelehnten Charakteren Vergangenheit und Zukunft verbunden. Die Gegenwart ist die Leser*innenschaft, die diese Abenteuer verfolgt.

Inhalt

Der Band beginnt mit einer Hommage an den Film „Lonesome Ghosts“ von 1937. Im Original rufen die Geister ihre Geisterjäger selbst und erlauben sich den ein oder anderen Spaß mit Micky, Goofy und Donald. Die Hommage „Gute Geister“ spielt neben diesem Film auch auf die „Ghostbusters“ aus den 80ern an: Micky, Goofy und Donald sind passionierte Geisterjäger, allerdings leider meist ohne Auftrag. Als sie schon fast aufgeben wollen, erhalten sie einen Auftrag des Verwalters der Villa Rabenstein, der eine Präsenz in der Villa spürt. Als die 3 Freunde nachschauen, finden sie nicht nur Geister, sondern auch Kater Karlo.

In „Trailer Horn“ von 1950 ärgern A- und Behörnchen Donald bei einem Campingausflug. In der Hommage „Außerirdischer Ausflug“ will Donald mit seinem schmalen Budget auf einem abgelegenen Planeten Urlaub machen und trifft dabei auf Y- und Z-Hörnchen. Die beiden wollen ihm nichts Böses, verursachen aber Chaos, weil sie Situationen gänzlich anders interpretieren als Donald.

„Mr. Mouse takes a trip“ von 1938 begleitet Micky und Pluto bei einer Eisenbahnfahrt nach Pomona. Schaffner Kater Karlo erlaubt aber keine Tiere im Zug, sodass sich eine wilde Verfolgungsjagd entwickelt. In der Hommage „Micky Maus macht einen Alltrip“ trifft Micky zwar auch auf Kater Karlo, diesmal aber ist der Kater der blinde Passagier, der Micky seine Fahrkarte klaut, und Pluto der gestrenge Schaffner.

In „Mickey’s Fire Brigarde“ von 1935 kämpfen die 3 Freunde nicht nur mit dem Feuer, sondern auch mit wild gewordenen Geräten. Die Hommage „Feuerkämpfer von morgen“ zeigt die 3 als Neulinge bei der Feuerwehr, die anstatt eines modernen, fliegenden Fahrzeugs ein altertümliches, klappriges Auto zugeteilt bekommen. Nur Mickys unerschütterlicher Optimismus rettet die 3 vor der vollständigen Blamage im Kampf mit einem wild gewordenen feurigen Außerirdischen, den Kater Karlo gefangen hat.

Noch tollpatschiger stellen sich alle 3 in „Boat Builders“ von 1938 an. Ohne jegliche Fachkenntnisse, aber mit viel Enthusiasmus versuchen sie ein Boot zu bauen. Mit ebenso wenig Fachkenntnissen gehen die 3 in der Hommage „Die Raumschiffbauer“ ans Werk. Nur dass hier die ausgebildeten Gärtner einem Meteoriten gegenüberstehen, der Kurs auf ihre Raumstation nimmt – der Raumschiffbau ist also überlebenswichtig und muss gelingen!

„Mickey’s Trailer“ von 1940 begleitet die 3 Freunde auf einem Campingtrip, der aus dem Ruder läuft – im wahrsten Sinn des Wortes. In der Hommage „Mickys Mars-Mission“ leben die 3 auf einer Station auf dem Mars und wollen das wilde Leben des Marses außerhalb der Station mit einem Campingwagen erkunden. Dabei werden sie begleitet von einem alten, kleinen Roboter, der den vollautomatischen Campingwagen als seine „Mama“ betrachtet – und dabei die Abenteurer ins Chaos stürzt.

1937 kam „Clock Cleaners“ heraus. Auch da passieren den 3 Freunden immer wieder Missgeschicke und Unfälle, als sie eine riesige Glockenuhr reinigen wollen. In der Hommage „Roboter-Reiniger“ müssen Micky, Goofy und Donald einen alten Riesen-Roboter säubern – den ersten seiner Art, der auf einer Parade mitmarschieren soll. Allerdings entwickelt das Getriebe nicht nur ein Eigenleben, sondern der Robo wird vom Phantom für seine eigenen Zwecke missbraucht.

In „Thru the mirror“ von 1936 schläft Micky nach dem Lesen von „Alice hinter den Spiegeln“ ein und träumt ein ähnlich surreales Abenteuer mit skurrilen Objekten. Die Hommage „Durch das Betaversum“ zeigt den Programmierer Micky, wie er versucht, das verrückt gewordene Spiel „Wonderversum“ wieder in den Griff zu bekommen.

Was alles in den Geschichten steckt

Die Hommage der einzelnen Filme orientiert sich in der Gestaltung vom Micky, Goofy und Donald sehr an den Originalfilmen, während das übrige Setting futuristisch ist (Science Fiction). Die Zeichenstile sind in der jeweiligen Hommage sehr unterschiedlich – sie reichen von sehr eckig und in Grundfarben bis hin zu detaillierter ausgemalten Panels, die z.T. an Buntstiftzeichnungen erinnern. Alle Comics greifen die Originalstory auf, bauen aber neue Elemente ein, die die Story z.T. in eine ganz andere Richtung lenken.

In „Gute Geister“ bekommt Kater Karlo, der als Gegenspieler im Original zwar angedacht, dann aber verworfen wurde, doch noch seinen Auftritt. Und die Geister machen sich keinen Scherz mit den Geisterjägern, sondern brauchen im Gegenteil deren Hilfe. In „Mr. Mouse takes a trip“ findet sich übrigens ein Detail, dass Harry Potter-Fans kennen dürften: Micky fährt von Gleis 16 ¾ ab. Ein wenig erinnert der alte Robo aus „Mickys Mars-Mission“ an den Film „Wall-E – der Letzte räumt die Erde auf“.

„Durch das Betaversum“ ist wie der Original-Film eine Anlehnung an Lewis Carolls Bücher „Alice im Wunderland“ und „Alice hinter den Spiegeln“. Walt Disney war viele Jahre lang fasziniert von den Geschichten Carolls und hat sie in diversen Filmen verarbeitet. In der Hommage wird deutlich, dass zu optimistische Technikgläubigkeit zu Problemen führen kann. Die Furcht, dass sich KIs selbstständig machen können, wird hier aufgezeigt und in einer konstruktiven Weise verarbeitet: Micky nimmt sich des Problems an, versucht zu ergründen, warum sich das Programm gegen Menschen wehrt, und behandelt die KI letztlich wie einen Menschen und kommuniziert mit ihm, um für alle eine gute Lösung zu finden. Das Wonderversum ist mit einzelnen seiner Charaktere angelehnt an das Wunderland.

Ansonsten zeigen die Geschichten, das eine ausgewogene Mischung aus Freundlichkeit (Goofy), Pessimismus (Donald) und Optimismus (Micky) letztlich einen guten Sinn für die Realität ergeben. Schade, dass dieses tolle Dreiergespann heutzutage kaum noch zum Einsatz kommt.

„Feuerkämpfer von morgen“ enthält den amerikanischen Traum: Micky, Donald und Goofy arbeiten sich von unten nach oben, bleiben dabei aber auf dem Boden der Realität und schätzen auch Altes wie das alte Feuerwehrauto (Liebe zum Oldtimer), denn auch Altes hat seinen Wert und seinen Sinn, u.a. als Blick in die Vergangenheit und Entwicklung der Geschichte. Die Geschichte ist immer eine Lehrmeisterin für das Jetzt und die Zukunft.

„Die Raumschiffbauer“ betonen immer mal wieder nebenbei, wie wichtig die Natur für den Menschen ist – als Basis für sein Leben, denn ohne sie kann er nicht leben. Wer denkt da nicht an die gar nicht so aktuelle Klimakatastrophe, die schon voll im Gang ist? Deshalb retten die 3 zuerst die Pflanzen und nicht sich selbst: Pflanzen als Grundstock für jedes Leben, weil sie Sauerstoff produzieren und als Nahrung dienen.

Donald macht u.a. in „Außerirdischer Ausflug“ deutlich, dass der Mensch nicht immer nur im Arbeitsmodus laufen kann, ohne sich irgendwann zu erschöpfen. Er braucht Pausen, ein Gleichgewicht zwischen Arbeit und Erholung. Das Chillen wird zwar von den anderen immer wieder als „Nichtstun“, „Nichtsnutz“ und „Faulpelz“ verschrien, ist aber lebenswichtig, um kein Burnout zu bekommen. Donald macht es vor, auch wenn er da manchmal übertreibt.

Micky steht für Durchhaltewillen und bodenständigen Optimismus, der immer wieder Lösungen für schwierige Situationen findet. Und Goofy ist mit seiner allumfassenden Freundlichkeit ein soziales Vorbild gerade für Männer, deren Rollenklischee leider die positiven Gefühle und das soziale Verhalten als „Schwäche“ bezeichnet und stattdessen destruktive Gefühle und Aggressionen bevorzugt – der Mann soll letztlich als Kanonenfutter, als aggressive Kriegsmaschine für den Krieg dienen oder besser gesagt missbraucht werden; da sind Verletzlichkeit, Freundlichkeit, positive Gefühle und überhaupt Menschlichkeit fehl am Platz. Dabei sind gerade diese Eigenschaften das Fundament der Gesellschaft und müssen von Männern dringend wieder gelernt und zugelassen werden.

Frauen? Fehlanzeige!

Auf dem Cover sind sie noch zu sehen, in den Geschichten spielen sie allerfings, wenn überhaupt, nur eine Nebenrolle: Frauen in Entenhausen. Dabei tritt Minnie Maus schon 1928 in Erscheinung, Daisy Duck als Donna Duck 1937, Klarabella als Kuh ohne Namen 1928, als Kuh mit offiziellem Namen 1930. Es hätte also durchaus einige Möglichkeiten gegeben, auch die Frauen mit ins Boot zu nehmen und eine Hommage an sie zu verfassen. Warum das nicht getan wurde, darauf kann sich jede*r selbst einen Reim machen… Jedenfalls ist das nicht nur eine vertane Chance für die Gleichberechtigung, sondern auch eine Schande, dass wieder einmal im – nett formuliert – konservativen Disney-Universum Frauen ignoriert/ an den Rand gedrängt oder klassisch im Rollenklischee gefangen gehalten werden!

Fazit

Das Buch ist eine schöne Hommage an die Disney-Figuren und durchaus mit (in)direkten konstruktiven Botschaften versehen. Allerdings fehlen auch hier wieder einmal die Frauen, obwohl es durchaus einige Möglichkeiten gegeben hätte, die weiblichen Figuren zu feiern – sie waren schließlich früh genug mit an Bord!


Genre: Comic, Hommage, Humor, Jubiläum, Menschlichkeit, Science-fiction, Umwelt
Illustrated by Egmont Ehapa

Asterix 40: Die weiße Iris

Die Moral der römischen Truppe ist auf dem Tiefpunkt – anstatt Eroberungen wollen die Römer lieber Friede, Freude, Eierkuchen. Cäsar ist erbost, dämpft das doch seine Eroberungsgelüste. Visusversus, der oberste Medicus von Cäsars Armeen, bietet als Lösung seine Methode der „Weißen Iris“ an: gesunde Ernährung statt Einheitsbrei und positives Denken soll glückliche und damit kampflustige Legionäre erzeugen. Außerdem erhält er von Cäsar den Auftrag, die Gallier zu unterwerfen.

Visusversus benutzt seine Methode, um den Galliern Sanftmut einzuhauchen. Die erreicht er durch Euphemismen und Lobhudelei, aber auch durch regionale und gesunde Küche. Allerdings ist das nicht allen Gallier*innen recht und Visusversus verfolgt mit seiner Methode immer noch nichts Geringeres als die Unterwerfung des gallischen Dorfes. Unmerklich arbeitet er sich zu einem unverzichtbaren Ratgeber hoch und manipuliert die Gallier*innen zu seinen Gunsten.

Althergebrachtes = positiv <=> grünes, umweltbewusstes, soziales Denken = negativ => Die konservative Keule schlägt zu!

Der neueste Asterix-Band erinnert an einen Vorgänger: Auch in „Der Seher“ versucht Cäsar die Gallier durch einen Meinungsmacher unter Kontrolle zu bekommen. Waren es in jenem Band noch scharlatanerische Weissagungen, werden hier eigentlich gute Ideen dazu missbraucht, um sich darüber lustig zu machen. Wie schon beim Thema Feminismus in „Asterix und Maestria“ schlägt die konservative Keule zu und untergräbt nach gut patriarchalischer Manier mit dem Mittel des Lächerlichmachens fortschrittliches Denken.

Natürlich sind reiner Positivismus und positives Denken ohne Realitätsbezug kritisch zu hinterfragen, ebenso wie Euphemismen, die die Realität verschleiern, anstatt Probleme beim Namen zu nennen und sie zu lösen. Ebenso ist Scharlatanerie kritisch zu hinterfragen und neue Ideen, die als alleiniges Allheilmittel hingestellt werden. Visusversus verkörpert all das, was an guten Ideen pervertiert werden kann. Es ist gut und richtig, dass der Comic das anspricht.

Allerdings ist wirklich auffällig, wie konservativ und rückschrittlich die Asterix-Bände (auch in Bezug auf Konkurrenz wie Manga, s. „Gallien in Gefahr“) bei dringendst nötigen Verbesserungen der Lebensqualität, der Gesundheit, der Abschaffung von Diskriminierung und damit der Gleichberechtigung, gesunden Ernährung und für ein friedliches, soziales Miteinander sind. Das patriarchale Denken ist in Asterix tief verwurzelt und wird nicht kritisch hinterfragt. Stattdessen wird gegen alles, was nach Veränderung des Altgewohnten (aber nicht unbedingt des Besten) riecht, gewettert, es verteufelt und abgewertet.

In diesem Band bedeutet das wie in den anderen Bänden, dass man fortschrittliches Denken, das die Welt tatsächlich ein Stück weit besser machen könnte, als Feindbild sieht, indem man diese Ideen z.B. den Römern (dem Feind) unterschiebt und damit böse Absichten verbindet und unterstellt. Damit werden gute Ideen schon von vorneherein als „schlecht“ stigmatisiert. Stattdessen wird das Altgewohnte wie der übermäßige Konsum von Fleisch (der allerdings wenigstens einmal in „Der Avernerschild“ halbwegs kritisch beleuchtet wird, wobei aber auch da nur der medizinische Ansatz der Kur wirklich kritisiert wird, Majestix aber trotz Krankheit wieder zu alten (Fr-)Essgewohnheiten zurückkehrt) , das Einhalten der Rollenklischees, das Lächerlichmachen der Kunst/Musik in Form von Troubadix (sehr bezeichnend, weil die Kunst eine kritische Begleiterin und Reflektorin des jeweiligen Zeitalters/Zeitgeistes ist), das Abwerten von unabhängigen, starken Frauen und destruktives Verhalten wie Aggressionen in Form von Streit bis hin zum Krieg propagiert. Alles das ist klassisch patriarchalisch und in seinen Auswirkungen sehr destruktiv wie z.B. das Buch „Was Männer kosten: Der hohe Preis des Patriarchats“ oder „Die Wahrheit über Eva“ anschaulich beschreiben.

Wertschätzendes Denken, dass man im jeweiligen Gegenüber auch die guten Seiten sieht, die umfassend guten Auswirkungen gesunden Essens auf Körper und Umwelt – all das wird hier pervertiert und negiert, indem man es dem Feind unterschiebt und damit feindselig betrachtet. Das ist nicht nur sehr schade, sondern auch schädigend für unkritische Leser*innen, die unbewusst ein solches Gedankengut übernehmen und als gut befinden, v.a. weil Asterix ein beliebter Comic und damit sehr einflussreich ist.

Natürlich könnte man entgegnen, dass auch die Gallier selbst ironisiert werden, aber für meinen Geschmack ist das zum einen nicht deutlich genug (es geht eher in die Richtung des liebevollen Konterkarierens) und zum anderen kommen andere Ideen tatsächlich deutlich schlechter weg.

Althergebrachtes ist nicht immer schlecht, aber auch nicht immer gut; besonders schädigende Traditionen und Gewohnheiten müssen auf den Prüfstand und durch bessere ersetzt werden. „Asterix“ könnte all das fortschrittlicher gestalten, bleibt aber stattdessen in der Vergangenheit stecken und wehrt sich buchstäblich mit Händen und Füßen gegen jedwede Art von Verbesserung.

Diverses

Der Band ist gewohnt humorvoll gestaltet, aber wegen all dem, was letztlich dahintersteckt, kann einem wirklich das ein oder andere Mal das Lachen im Hals steckenbleiben.

Anspielungen: u.a. Hamlet, Star Wars, Die Prinzen: Das alles ist Deutschland, griechisches Schönheitsideal, Warten auf Godot, positivistisches Denken, Die letzte Generation, Vertreter konventioneller Ideen, gesundes Essen.

Fazit

Der Band vertritt sehr entschieden Althergebrachtes, ohne es tatsächlich kritisch zu hinterfragen. Stattdessen werden Fortschritt und neue Ideen, die die Welt besser machen würden – wie Frieden, Wertschätzung, gesundes Essen – erbittert bekämpft und der Lächerlichkeit preisgegeben. Das schadet langfristig der beliebten Serie!


Genre: Comic, gesundes Essen, konservativ, soziales Denken
Illustrated by Egmont Ehapa

Ein seltsamer Ort

Mimis Reise zu sich selbst und ihrer Familie

Den Vater bei einem Unfall verloren, die Mutter seit Jahren im Koma – die beiden Schwestern Mimi und Kodachi haben es nicht leicht. Als junge Frauen ziehen beide von der Pflegefamilie weg nach Tokio, um Abstand zu ihrer Vergangenheit zu gewinnen und zusammen ein neues Leben aufzubauen. Aber eines Tages wird dieser vorübergehende Frieden zerstört, denn Kodachi verschwindet spurlos, als sie ihre Mutter in ihrem Heimatdorf besucht. Mimi, die nun ganz allein dasteht, beschließt, wieder in ihre Heimat zurückzukehren und Kodachi zu suchen. Dabei begibt sie sich auf die Spuren ihrer Vergangenheit, taucht tiefer in die Geschichte des Dorfes ein, sucht den Rat von Wahrsagerinnen und führt überfällige Gespräche mit ihrer Pflegefamilie. All das bringt sie nicht nur Kodachi und ihrer Mutter näher, sondern sie macht sich so auch auf den Weg zur eigenen inneren Heilung.

Altbekanntes und eine Neuerung

Der vorliegende in sich abgeschlossene Roman ist wohl laut Yoshimotos Ankündigung im Buch ihr letzter, da sie sich in den Ruhestand begeben will. Dabei wagt sie sich hier zum Abschluss ihrer Schreibtätigkeit auf Neuland: Sie betritt die Welt der Phantastik. Das macht sie zusammen mit den Leser*innen, indem sie Mimi auf die Suche nach ihrer Familie und zu sich selbst schickt und die Protagonistin nach und nach von den phantastischen Geschichten erfährt (und diese auch hautnah erlebt), die sich um ihr Heimatdorf ranken. Die Autorin verbindet hier wie selbstverständlich Spirituelles, Zombies und Außerirdische mit dem japanischen Alltag und den Mythen.

Leichtigkeit im oft schwierigen Alltag

Wie immer in Yoshimotos Romanen haben es die Charaktere nicht einfach – trotzdem ist den Romanen/dem Schreibstil eine Leichtigkeit zu eigen, die die Leser*innen mühelos durch schwerere Passagen trägt, ohne diese zu verleugnen oder zu verharmlosen. Das habe ich in dieser Art nur bei Banana Yoshimoto jemals gelesen und erlebt, und ich bewundere diese Schreibkunst sehr, v.a. da wir momentan mit Jugend- und Young-Adult-Romanen überschwemmt werden, die sich anscheinend darin überbieten, wie schwer es die Figuren haben und mit wie vielen Traumata belastet sie sind. So liest es sich dann leider oft auch. Das ist und war bei der japanischen Autorin glücklicherweise anders, denn eine gewisse Geborgenheit und ein realistischer Optimismus schwingen immer mit und nehmen sowohl die Figuren als auch die Leser*innen selbst bei schwererer Kost an die Hand und lassen sie damit nicht im Stich. Damit werden Triggerwarnungen wie in o.g. Büchern unnötig.

Entwicklungsroman

Dabei machen alle ihre Figuren, auch in diesem Roman, eine Entwicklung (s. Entwicklungsroman) durch und entdecken ihre eigene Stärke, meist durch eine innere und/oder äußere Reise. Yoshimoto wählt als Hauptfiguren immer Frauen, weshalb ich mich auch gut in die Charaktere hineinversetzen kann. Ganz nebenbei wird auch auf das Thema Integration eingegangen, wenn Yoshimoto z.B. erzählt, wie die taiwanesische Küche in das japanische Dorf Eingang gefunden hat. Oder wie man sich mit freundlicher Offenheit und Neugierde an Leute herantastet, die anders sind. Mischwesen, in diesem Fall Mischlinge hervorgegangen aus Menschen und Außerirdischen, haben einen Platz in der Gesellschaft – sie können Brücken bauen, wenn man sie denn nur ließe. Damit spielt die Autorin natürlich auch auf menschliche Mischlinge an, die Brücken bauen könnten zwischen Völkern. Der Tod wird mit stiller Würde und Respekt behandelt (Grabwächter), aber auch auf die Zombies mit Mitgefühl eingegangen und wie falsch es ist, Tote nicht ruhen zu lassen. Dabei wird nie der pädagogische Zeigefinger erhoben, alles fügt sich ganz natürlich in die Geschichte ein.

Natürlich kommen auch Frauenthemen zum Zug: Mimi z.B. interessiert, ob ihre schwangere Schwester ein übergroßes Baby zur Welt bringen wird – davon hängt schließlich die Gesundheit oder gar das Leben einer Frau ab. Also natürliche Geburt oder Kaiserschnitt? Auch die Schwesternschaft unter Frauen, die vor dem Einbruch des Patriarchats so natürlich war, ist Thema: Die drei Frauen – die beiden Töchter und die Mutter – stehen füreinander ein.

Das Außergewöhnliche im Alltag

Das Außergewöhnliche im Alltag, das bringt Yoshimoto auf den Punkt. Hier ein treffendes Zitat aus dem Buch: „Das ist mal ein seltsames Abenteuer – so ohne jeden Höhepunkt, dachte ich. Keine gerechte Sache, um die es geht, kaum Mysteriöses, nur reichlich Absonderliches, irgendwie banal unspektakulär – normal eigentlich. Vielleicht ist das die Realität: weil es nämlich auch Abenteuer im Alltag gibt.“ (S. 268) Die Phantastik bricht in den Alltag ein, der Alltag in die Phantastik. Das Paranormale ist eigentlich normal und natürlich, auch wenn man es in einer vermeintlich naturwissenschaftlichen Welt verleugnet, da die Naturwissenschaften (noch) nicht in der Lage sind, alles in der Natur Vorkommende zu erfassen.

„Und wie gut wäre es doch, wenn sich die Menschen immer auf solche Weise zwischen dieser und anderen Welten hin- und herbewegen könnten, denn so ließe sich die Traurigkeit auf Erden doch beträchtlich vermindern.“ (S. 268) Yoshimoto spricht hier die Spiritualität im Alltag an, die v.a. eine weibliche Spiritualität war, bevor andere Religionen diese zerschlagen haben. Nicht nur in Japan, auch in Europa finden sich noch Reste dieser weiblichen Spiritualität in Form u.a. von Frau Holle im deutschsprachigen Raum („Frau“ als ehrerbietiger Begriff für eine Göttin): Holle (ihr Baum ist der umfassend heilende Hollunder) als Göttin der Ungeborenen, der Verstorbenen, der den Toten Geborgenheit Gebenden, der Anführerin der Wilden Jagd in den Raunächten, der Heilenden usw. Die Frau u.a. als weise und unabhängige Alte, im Patriarchat als „Hexe“ verteufelt, die Magie im Alltag webt durch ihren reinigenden Besen und ihren transformativen Kessel. All das sieht man übrigens auch in den Animes von Studio Ghibli, aktuell im neuesten in den Kinos laufenden Werk „Der Junge und der Reiher“.

„Wir essen, schlafen und erträumen uns das Leben. Doch müssen wir uns davor hüten, den Traum eines anderen zu träumen. Jeder lebt seinen eigenen Traum, und den respektieren die anderen. So, wie man selbst deren Träume respektiert, ohne sie mit eigenen Vorstellungen auszuschmücken. Die Träume überschneiden sich und stimmen sich allmählich aufeinander ab. Das müssen sie, sie können nicht anders.“ (S. 291) Ganz klar hier der Appell, jede Person so leben und sein zu lassen, wie sie ist und leben möchte. „Jeder einzelne Fehler wurde mir verziehen, jede Marotte toleriert und eins nach dem anderen in Pluspunkte umgewandelt. Langsam, aber sicher löste sich alles in Wohlgefallen auf.“ (S. 301) Aus Fehlern kann man lernen und so mancher Umweg hält einen bunten Strauß an Erfahrungsblumen bereit. Yoshimoto lässt ihre Figuren ihre Erfahrungen machen und Schlüsse daraus ziehen, die sie weiter durch das Leben tragen.

Weitere Werke

Banana Yoshimoto hat u.a. an Büchern geschrieben: Kitchen (ihr bekanntester Roman), Erinnerungen aus der Sackgasse, Tsugumi, Federkleid, Eidechse, Moshi Moshi, N.P., Amrita, Sly, Dornröschenschlaf, Hard Boiled Hard Luck.

Fazit

Banana Yoshimoto hinterlässt als Abschiedsgeschenk an ihre Leser*innen ein Buch, das in bekannter Leichtigkeit trotz Schicksalsschlägen der Figuren daherkommt – und das eine Neuerung bietet: Sie wagt sich mit Erfolg und in ihrer ganz eigenen Interpretation an das Genre der Phantastik heran.


Genre: Entwicklungsroman, Mystery, Phantastik
Illustrated by Diogenes

Sing a bit of Harmony

Sing a bit of Harmony

Die KI Shion soll im Feldversuch beweisen, dass KIs im täglichen Leben nicht auffallen. Deshalb soll sie auf Anordnung der Forscherin Mitsuko, die sie entwickelt hat, in eine Highschool gehen. Was Mitsuko nicht weiß: Ihre Tochter Satomi, Streberin und Außenseiterin der Klasse, kennt das Projekt ihrer Mutter und weiß sofort, dass es sich bei Shion um eine KI handelt. Shion, die offen und authentisch ist, sorgt mit ihrem extrovertierten und seltsamen Verhalten für Aufsehen in der Klasse Satomis und schon bald kommen noch mehr Schüler hinter das Geheimnis Shions: Frauenliebling Gocchan, dessen Freundin Aya, Technik-Nerd Toma und Judoka Thunder finden ebenfalls heraus, dass Shion eine KI ist. Aber Satomi beschwört ihre Klassenkameraden, den anderen nichts zu erzählen – ihre alleinerziehende Mutter würde sonst ihren Job verlieren. Allerdings hat sie in Aya eine engstirnige und unberechenbare Klassenkameradin, der es eine Freude wäre, Satomi eins auszuwischen. Um Haaresbreite entgeht Shion einer Entdeckung, als sie der angeschlagenen Beziehung zwischen Aya und Gocchan auf die Sprünge hilft und Aya Satomi und Shion deshalb danken will. Auch Satomi selbst hilft Shion, indem sie die Freundschaft zwischen ihr und Toma wieder kittet. Und für Thunder ist sie eine gute Trainingspartnerin. Allerdings hat das Grüppchen um Shion nicht mit Mitsukos missgünstigem Vorgesetzten Saijo und ihrem Untergebenen Nomiyama gerechnet: In der männerdominierten Welt der Technik sind Frauen nicht gern gesehen und so versuchen sie alles, um Mitsuko zu diskreditieren.

Segen und Fluch der Technik, ethische Fragen zur intelligenten Technik

Die KI wird in diesem Anime sehr technikfreundlich dargestellt. Japan ist ein Land, das Technik generell sehr aufgeschlossen und optimistisch gegenübersteht. Die Animes spiegeln das wider, z.B. auch im Manga und Anime „Astro Boy“, der Kultstatus genießt. KIs werden meist menschlich dargestellt, als Lebewesen, wobei direkt oder indirekt die Frage gestellt wird, ob sie dann auch menschliche Rechte genießen sollen bzw. ob sie als menschlich anzusehen sind. Dieser Anime bejaht die Frage, denn das Grüppchen um Satomi hat gute Erfahrungen mit der KI gemacht, die anderen helfen will. Die KI zeigt eigenen Willen, verhält sich sozial und erfüllt damit für die Teenager menschliche Kriterien. Ausgereift ist sie allerdings noch nicht, denn sie verhält sich nicht unauffällig menschlich. Die KI wird nur von den Männern um Forscherin Mitsuko als bedrohlich angesehen.

Im Anime wird aber auch deutlich, wie abhängig Technik machen kann. Der SF-Anime zeigt deutlich einen Alltag, für den Roboter und intelligente Technik selbstverständlich sind und den man im Umkehrschluss ohne diese Technik so ohne Weiteres nicht mehr bewältigen kann. Was, wenn diese Technik ausfällt? Oder sich gar gegen einen wendet?

Frauen- und Männerbild

Die Frauen in diesem Anime sind unterschiedlich, ähnlich wie in der Realität. Mitsuko sticht hervor, weil sie alleinerziehende Mutter ist und trotzdem Karriere macht. Synchronsprecherin Sayaka Ohara bringt es auf den Punkt: „ […]die Karrierefrau, die in der von Männern domminierten Gesellschaft herumgeschubst wird und dennoch aus Überzeugung alles gibt.“ Dass Ohara sagt, es sei „sehr leicht“ für sie, sich in Mitsukos Situation hineinzuversetzen, spricht Bände. Der Anime spiegelt hier die unschöne Realität wider, dass Frauen immer noch mehr leisten müssen als Männer und trotzdem nicht anerkannt werden. Sie werden jeden Tag diskriminiert und müssen mehr kämpfen, mehr arbeiten, mehr stemmen und mehr aushalten als Männer – was sie im Umkehrschluss extrem stark macht. Und sich deshalb automatisch die Frage stellt, ob Männer unter solchen Bedingungen überhaupt noch bestehen würden, denn sie sind solche permanenten Härten im Leben nicht gewohnt. Schön, dass im Anime nicht die missgünstigen, intriganten, diskriminierenden Männer gewinnen, sondern die Frau und insgesamt die Menschlichkeit.

Mitsukos Tochter Satomi muss ebenfalls sehr stark sein: Sie stemmt den Alltag weitgehend ohne die Mutter und sorgt haushaltstechnisch sogar für sie mit, ist vernünftig, strengt sich für gute Noten in der Schule an und ist deswegen und wegen ihres introvertierten Charakters Außenseiterin. Sie muss also wie ihre Mutter viel aushalten und generiert daraus ebenfalls große Stärke, die sie für den Alltag aber auch für ihre Überzeugungen und im Kampf gegen den Großkonzern nutzt. Ihr Äußeres ist nicht klischeehaft weiblich, sondern androgyn bis männlich. Das unterstreicht noch ihre Andersartigkeit, die sie positiv einsetzt.

Aya kommt anfangs mit ihrer Eifersucht und ihrer ablehnenden Haltung Satomis und Shions gegenüber unsympathisch daher, aber sie hat für ihr Verhalten ihre Gründe. An ihr sieht man, dass man nicht nur die Maske oder Fassade eines Menschen beurteilen soll.

Saijo und Nomiyama sind typische Vertreter eines patriarchalen Männerbildes: destruktiv, skrupellos, machtgierig im Fall Saijos, dessen schwaches Ego eine starke, kompetente Frau nicht ertragen kann. Lieber sieht er einen unfähigen Mann wie Nomiyama anstelle einer fähigen Frau auf einer zentralen Position, damit seine eigene nicht gefährdet wird. Nomiyama kann es nicht verkraften, dass er von einer Frau übertrumpft worden ist und will sich mithilfe Saijos an ihr rächen, indem er sie in Misskredit bringt und stürzt. Die beiden sind das Paradebeispiel für asoziales, machismohaftes Verhalten.

Gocchan ist ein Frauenschwarm, weil er gut aussieht. Aber er selbst findet das nicht so gut, denn er möchte nicht aufgrund seines Äußeren beurteilt werden, sondern aufgrund dessen, was er ist. Er befürchtet, dass seine Freundin Aya aber genau das tut: „Ich komme mir vor wie ihr Designertäschchen!“ Nachdem er erkannt hat, dass Aya ihn nicht so oberflächlich betrachtet, wie er befürchtet, ist er ihr ein liebevoller Freund. Er erleidet eigentlich genau das, was Frauen alltäglich passiert: Sie werden nur nach ihrem Äußeren beurteilt und nicht nach dem, was sie innerlich sind. Frauen werden auch darauf getrimmt, sich für ihr Äußeres zu interessieren: Mode, Schminke, Figur. Die Reduktion auf das Äußere schadet Menschen, und Gocchan ist zurecht nicht gewillt, das mitzutragen.

Toma als Technik-Nerd hat ebenfalls eine Außenseiterposition: Er entspricht nicht dem gutaussehenden Sportler und ist damit nicht männlich genug für eine patriarchale Gesellschaft. Dafür ist sehr sozial und lösungsorientiert, was seiner Umgebung und v.a. Satomi zugutekommt. Er hat sich seine eigene soziale Bubble gesucht und gefunden, also seine Nische in einer Welt, in der er nicht viel zählt. Er steht für die Männer, die in einer patriarchalen Gesellschaft ebenfalls unter einem destruktiven Männerbild leiden.

Thunder ist gutmütig. Er entspricht dem Sportlertyp, wenn er auch nicht gutaussehend ist, und ist nicht so intelligent. Insgesamt hat er aber ein gutes Herz, was letztlich zählt.

Musik als Ausdruck der Gefühle und als Heilung

Der Anime ist ein wenig wie ein Musical konzipiert. Es kommen viele vom Text und von der Melodie her herzerwärmende Songs vor, die die Situation und die innere Gefühlslage der Figuren treffen. Dadurch werden sie sich selbst mehr bewusst und dessen, was sie wirklich wollen. So geschieht mit ihnen Veränderung und Heilung. Musik und Kunst allgemein wird im realen Leben gern als Therapie für psychisch kranke Menschen eingesetzt.

Wer Disneyfilme mag, wird wohl auch diesen Anime mögen, wobei trotz der Musik immer noch die Handlung im Vordergrund steht.

Weiterentwicklung der Charaktere und soziale Beziehungen

Alle Charas entwickeln sich im Laufe der Story positiv weiter, weil sie ihre Stärken und ihr authentisches Ich entdecken, ebenso das Ich der anderen. Sie lernen sich und die anderen zu schätzen, kritisch und menschlich zu sein und ihre eigene Haltung zu entwickeln und durchzusetzen, auch gegen Widerstände von außen und gegen Selbstzweifel. Damit sind sie Vorbild für sich entwickelnde Teenager. Auch die Romantik kommt nicht zu kurz, ebenso die Probleme, die man vor und während einer Beziehung haben kann. Ebenso werden Freundschaften geknüpft und vertieft. Harmonie, Fürsorge, Einstehen für andere, Empathie sind große Themen.

Technisches und Extras

Sprachen: Deutsch, Japanisch, Untertitel Deutsch

Laufzeit: 110 Minuten

Blue Ray

Extras: 16-seitiges Booklet (u.a. Infos zum Film, Interview mit Yasuhiro Yoshiura, Vorstellung der Charas), 1 Poster, 2 Artcards

FSK: ab 6 Jahren

Fazit

Spannender SF-Anime inklusive Romantik, ethischen Fragen und einem starken Frauenbild.


Genre: Romantik, Science-fiction
Illustrated by Crunchyroll, Yasuhiro Yoshiura

Micky Maus Magazin (MM) 16

Inhalt

Dagobert Duck „Der verlorene Schatz“: Dagobert will nach dem zweiten Teil der Schatzkarte des Augustus suchen. Ihm dicht auf den Fersen sind Klaas Klever, mit dem er eine Wette abgeschlossen hat, und die Panzerknacker. Dagoberts und Donalds Suche führt alle Beteiligten nach Deutschland in die Städte Berlin und Köln und endet mit einer Überraschung.

Donald Duck „Supernavi“: Donald will Daisy mithilfe von Daniel Düsentriebs Supernavi finden. Ob das gut geht?

Tick, Trick und Track „Die Kraftprobe“: Die Drillinge und ihr Freund Ole treten gegen die beiden Kraftprotze der Schule an.

Donald Duck „Voller Tatendrang“: Auf einem Camping-Urlaub entdeckt Donald seinen Tatendrang.

Minnie Maus „Starker Stubentiger“: Minnie Maus‘ Freundin, die Tierärztin ist, sorgt sich um ihre neueste Patientin, denn die Tigerdame will trotz guter Behandlung nicht genesen.

Donald Duck „Donald und die Detektive“: Donald nimmt einen Job als Babysitter eines verwöhnten Bengels an. Das ist nicht so einfach wie gedacht, birgt aber für alle ein Abenteuer und eine positive Überraschung.

Die Ducks in Deutschland

Das Magazin wartet nicht nur mit vielen Abenteuergeschichten auf, sondern auch mit einer Geschichte, die in Deutschland spielt. Das ist das Besondere dieses Heftes. Ein wenig erinnert die Geschichte an „80 Tage um die Welt“, aber das Muster, dass Dagobert mit Rivalen wettet, ist schon aus anderen Geschichten bekannt. Die Wette als Klassiker verspricht Spannung, und die ist im Comic gegeben.

Mehr Abenteuer mit Mädchen und Frauen! Diversität sichtbar machen!

Wie schon ersichtlich, spielen Frauen und Mädchen nur eine marginale Rolle in diesem Band des Magazins. Meistens stellen Jungen und Männer die Hauptfiguren – schon die schiere Anzahl der Comics mit Donald, Dagobert und den Drillingen spricht für eine Fokussierung auf männliche Fans. Nur ein einziges Abenteuer ist Minnie Maus gewidmet. Dabei könnte man, wenn man wollte, durchaus genügend Geschichten um die weiblichen Hauptfiguren stricken (z.B. um Klarabella, Oma Duck oder Daisy), um so ein ausgewogenes Verhältnis herzustellen. Sollte als Gegenargument kommen, dass männliche Leser nicht so viele „Frauengeschichten“ lesen wollen – Leserinnen müssen sich schon seit Jahrzehnten mit dem Männerüberschuss im Comic arrangieren! Außerdem wäre wünschenswert, wenn sowohl männliche als auch weibliche Protagonist*innen weniger Rollenklischees transportieren und sich gegenüber der immer schon vorhandenen natürlichen (die Natur strotzt geradezu vor Diversität/Vielfalt!) und damit auch menschlichen Diversität öffnen würden.

Ein Anfang ist in diesem Band immerhin schon durch einen Rollstuhlfahrer gemacht. Natürlich wäre mehr in dieser Hinsicht ein Gewinn für die schon immer vielfältige Gesellschaft (auch wenn sich z.B. Homosexuelle früher und auch heute noch aufgrund von Strafverfolgung und Diskriminierung nicht outen konnten, aber es gibt sie seit Menschengedenken), deren Akzeptanz und deren Abbildung im Comic. Was „Die Kraftprobe“ schön zeigt: Menschen mit Handicap sind nicht behindert, werden aber von der Gesellschaft behindert. Und der angeblich Behinderte hat trotz Vorurteilen seine Stärken – auch körperlich. Dass das hervorgehoben wird, ist wichtig, denn Menschen mit Handicap kompensieren ihre Schwächen so, dass andere Sinne, Körperteile usw. zu ihren Stärken werden. In diesem Fall sind es die muskulösen Arme des Rollstuhlfahrers, die ihm einen Vorteil verschaffen. Ebenfalls gezeigt wird in diesem Comic, dass auch gegenüber den körperlich Starken Vorurteile herrschen können nach dem Motto „dumm, stark, wasserdicht und destruktiv“: Die körperlich starken Zwillinge sind entgegen aller Erwartungen gute Verlierer und erkennen die Stärken anderer an. Solche Comics würde ich mir mehr wünschen, denn sie transportieren mit leichter Hand und spannend Werte wie in diesem Fall u.a. Akzeptanz und Vielfalt und räumen Vorurteile aus.

Das Abenteuer mit Minnie stellt Tiere in den Mittelpunkt: Tiergerechte Haltung und das Eingehen auf die Bedürfnisse der Tiere kommt allen Beteiligten zugute. Dass auch Tiere einsam sein können und Gefühle haben, wird hier schön gezeigt. Der Mensch muss weg vom Speziesismus (d.h. der Mensch sieht sich als Maß aller Dinge und alle anderen Wesen sind ihm untergeordnet) hin zu einer ganzheitlichen, die Umwelt als Ganzes begreifenden Denkweise, wenn dieser Planet – und damit auch der Mensch! – überleben soll. Mehr Comics in Richtung Umweltbewusstsein und sozialem, kritischem Verhalten und Denken täten not, denn auch Comics übertragen Werte, sowohl konstruktive als auch destruktive, die die Kinder beim Lesen bewusst oder unbewusst adaptieren. Die Verlage stehen also durchaus in einer gesellschaftlichen Verantwortung und täten gut daran, nicht nur an Gewinnmaximierung zu denken.

Sonstiges

„Das Supernavi“ nimmt unkritische Technikgläubigkeit aufs Korn. „Donald und die Detektive“ zeigt das Dilemma Erwachsener auf: Geldverdienen hat im Notfall Vorrang vor Versprechen an die Kids und Pubertierende sind schwer zu händeln. Allerding zeigt das Abenteuer auch, dass Zusammenhalt u.a. in kritischen Situationen einiges bewirken kann.

Das Magazin wartet als Extra mit vier Reisespielen auf. Abwechslung bietet es durch die Rätselcomics „Der Wollpullover“ und „Flucht auf dem Motorrad“, Witze, dem Enten-Kurier, witzigem, informativem, kuriosem Extra-Wissen und Basteltricks.


Genre: Comic, Comic-Magazin
Illustrated by Egmont Ehapa

Yashahime – Princess Half-Demon

Dämonenjagd

Einige Jahre sind vergangen, seitdem Kagome, Inuyasha und ihre Freund*innen nach dem Jubel der vier Seelen gesucht haben. Die Kinder der Gruppe sind mittlerweile Teenager und über die Zeiten verstreut. Dämonenjägerin Sango und der Mönch Miroku sind Eltern von mehreren Kindern.  Kagome und Inuyasha haben Moroha bekommen, die jetzt Dämonen jagt. Inuyashas Halbbruder Sesshomaru hat Zwillingstöchter, die bei einem Waldbrand getrennt worden und je in einer anderen Zeit aufgewachsen sind. Towa lebt jetzt in Japan, kann sich aber an ihre Vergangenheit erinnern. Ihre Zwillingsschwester Setsuna dagegen bleibt im mittelalterlichen Japan und ist jetzt wie Moroha eine Dämonenjägerin. Sie erinnert sich nicht mehr an ihre Schwester. Towa dagegen lebt bei Kagomes jüngerem Bruder, und dessen Familie. Aber eines Tages kehrt sie durch Zufall in ihre Zeit zurück und gerät in einen Kampf mit ihrer Schwester. Auch wenn sich das Missverständnis schließlich klärt, bleibt Setsuna gegenüber Towa kühl und misstrauisch. Trotzdem schließen sich die drei Mädchen zusammen, da sie jeweils einen Seelenkristall hüten, der von den Dämonen sehr begehrt ist. Außerdem will Towa Setsuna ihre Erinnerungen und Träume zurückbringen. So erleben die drei Dämonenjägerinnen – die selbst Halb- oder Vierteldämonen sind – ein Abenteuer nach dem anderen.

Die Mangaka

Die Anime-Serie ist die Fortsetzung der Anime-Serie „Inu Yasha“ aus den 80ern, die aber immer noch beliebt ist. „Inu Yasha“ basiert auf einer gleichnamigen Manga-Vorlage der Mangaka Rumiko Takahashi, die als erste Frau im Shonen-Manga-Bereich (Shonen = Jungen) Fuß fassen konnte. Takahashi hat mehrere Serien und kürzere Mangas kreiert, die v.a. in den 80ern ihren Anfang nahmen wie „Ranma ½“, „Maison Ikkoku“, „Mermaid Saga“ und „One Pound Gospel“. Erfolgreichen Mangas folgen Animes oder Anime-Serien, so auch hier. Takahashi hat eine größere Themenbreite; diese reicht von Horror/Sagen bis zu (Situations-)Komik im Alltag oder in Fantasywelten. Sagen oder Fantasy spielen bei ihr immer wieder mal eine große Rolle im Setting. Ihre Mangas, eigentlich für Jungen konzipiert, werden aber auch gern von Mädchen gelesen.

Frauen- und Männerbild

Hier verbirgt sich aber ein großer Stolperstein: Der Topos des lüsternen Alten, der in den 80ern und 90ern für „Humor“ gesorgt hat – auf Kosten der Mädchen und Frauen. Dieser ist ebenso in Dragonball zu finden (Herr der Schildkröten) und auch in „Detektiv Conan“ (Rans Vater). Diese Art des Humors ist kritisch zu betrachten, denn er geht, wie schon geschrieben, auf Kosten des weiblichen Geschlechts, das damit verobjektiviert und zudem sexuelle Belästigung massiv verharmlost wird. Anders ausgedrückt: Er hat in Mangas und auch sonstwo nichts mehr zu suchen! Im Fall von „Inu Yasha“ und „Yashahime“ kommt dieser Lüstling in Form eines Flohdämons daher. Leider hat Rumiko Takahashi wohl nie diesen kritischen Topos hinterfragt und sich den Gegebenheiten für Mangaka angepasst – vielleicht auch des Erfolgs und Geldes wegen, denn sie verwendet alle Topoi, die damals für Jungenmanga angesagt waren.

Es sagt schon einiges über das Frauenbild in Japan aus, wenn Shojo-Manga (Manga für Mädchen) kein so hohes Ansehen genießen wie Shonen-Manga und Mangaka sich vom Shojo-Bereich in den Shonen-Bereich „hocharbeiten“, unter anderem um mehr Geld zu verdienen. Zu denken geben sollte in diesem Zusammenhang auch, dass Mangas für Jungen ein Männerbild transportieren, das v.a. dem männlichen Ego dient, z.T. sehr destruktiv ist, in jedem Fall aber körperliche Stärke, Wettbewerb, Kämpfe und auch Gewalt in den Vordergrund rückt. Das Soziale kommt v.a. in Form der Sidekicks und Bewunder*innen vor, ist also de facto nicht sehr sozialtauglich. Frauen werden gern verobjektiviert und als Sexobjekte dargestellt. In Shojo-Mangas dagegen spielt das Soziale umfassend eine Rolle, ebenso die psychologischen Vorgänge der Figuren – sie taugen damit deutlich mehr als Vorbild als die Jungenmanga. Männer/Jungen sind in Mädchenmanga sozialer eingestellt und auch deutlich hübscher und deutlich weniger bemuskelt als in Jungen-Manga. Dasselbe gilt natürlich für die Anime-Ableger dieser Manga.

Ansonsten stehen in „Yashahime“ die Mädchen im Fokus – dabei aber eher weniger im Fokus des männlichen Fanblicks, sondern in ihren je eigenen Charaktereigenschaften und Fähigkeiten. Das ist gut so, denn Frauen und Mädchen sind eben nicht vorrangig für den männlichen Blick gedacht, sondern eigenständige Wesen, die unter der Verobjektivierung leiden bis hin zu Gesundheitsstörungen und Selbstmordgedanken. (Wer wird schon gerne beschnitten in ihrer Wertigkeit, ihren Fähigkeiten und ihrem Charakter, nur um auf Äußerlichkeiten reduziert und bloß als Sexualobjekt gesehen zu werden?)

Die Hauptfigur Towa muss noch extra gegen Klischees ankämpfen: Sie kleidet sich wie ein Junge und denkt nicht daran, sich in das Korsett schnüren zu lassen, das die Gesellschaft für Mädchen und Frauen vorgesehen hat. Körperlich starke Mädchen? Geht gar nicht! Towa dagegen macht mehr als deutlich: Klar geht das! Und wer’s nicht glauben will, kriegt eins aufs Maul. Setsuna ist ebenfalls umfassend stark, überlegt, kalt und klug – alles Eigenschaften, die Frauen und Mädchen gern abgesprochen werden. Und Moroha benimmt sich „undamenhaft“ – das Wort allein signalisiert schon das Beschneiden dessen, was Weiblichkeit eigentlich ausmacht: das Umfassende, das „Gute“ wie das „Schlechte“ und alle Schattierungen dazwischen.

In diesem Anime sind Frauen sowohl auf der „guten“ als auch auf der „bösen“ Seite; die Kämpfe werden oft zwischen Frauen geführt, die Männer spielen insgesamt eine eher untergeordnete Rolle (zumindest in den Folgen, die mir vorliegen). Selbst der lüsterne Dämon hat zum Glück bis jetzt keine großen Auftritte. Da ist frau liebend gern undamenhaft, bedeutet das doch, endlich das eigene Selbst zu finden und dem Selbst freien Lauf zu lassen! Auch dem zerstörerischen Selbst, denn Frauen werden v.a. von den negativen Emotionen und dem Ausdruck dessen ferngehalten – sie sollen keine positive Aggressivität und damit Durchsetzungskraft entwickeln. Die drei jungen Frauen hier besitzen sie, und das tut einer weiblichen Zuschauerin mehr als gut…

Sonstiges

Ansonsten wird ein Fantasy-Mittelalter der japanischen Art geboten: Mittelalter verbindet sich mit der japanischen Sagenwelt und geht außerdem eine gelungene Beziehung mit Action, Abenteuer und Comedy ein. Die erste DVD (Episode 1-6) wird mit Booklet, einer Box und einem Poster geliefert. FSK 12. Wahl zwischen mehreren Sprachen möglich. In Japan veröffentlicht 2020.

Fazit

Sehenswert, wenn man Funtasy (Comedy und Fantasy) mag.


Genre: Abenteuer, Comedy, Fantasy
Illustrated by Crunchyroll

Lustiges Taschenbuch (LTB) 573: Traumreise

„Auf nach Tiki Tok“: Donald will endlich Urlaub und aus dem verregneten Entenhausen heraus. Eine dergestaltige Anfrage an Onkel Dagobert geht allerdings naxh hinten los: Er soll statt Urlaub zu nehmen Luxusreisenden zur Hand gehen. Die aber haben allerlei lästige Sonderwünsche. Auch die Panzerknacker wollen ein Stück vom Luxuskuchen. Weiterlesen


Genre: Comic
Illustrated by Egmont Ehapa

Lustiges Taschenbuch Sonderband Sommer 13

Urlaubsfeeling?

„Ferien mit Pipo“: Onkel Dagobert gibt Donald und Daisy den Stoffpinguin Pipo mit, ein Kuscheltier eines wichtigen Klienten, das auf Reisen gehen soll. Anfangs ist Donald nicht begeistert, aber er entwickelt sich schnell zu einem begeisterten Influencer. Aber dann wird der kleine Pinguin von einem Adler entführt!

„Am falschen Ende gespart …“: Donald hat wie immer kein Geld, will aber trotzdem in Urlaub fahren. Also gibt er seine wenigen Kröten dem günstigsten Unternehmen. Ob das wirklich eine gute Idee war?

„Heimliche Helden im Hotel“: Dussel und Donald sollen für Onkel Dagobert in einem seiner Luxushotels als „Bübchen für alles“ auf Probe arbeiten. Pleiten, Pech und Pannen begleiten seitdem die beiden Unglücksenten – aber als Glück im Unglück.

„Ein Meer an (Un-)Glücksfällen: Die Panzerknacker wollen Gustavs Glück ausnutzen. Also investieren sie viel Geld, damit Gustav am Strand bleibt und ihnen mit einem teuren Fund Reichtum beschert. Allerdings ist das Glück nicht so zuverlässig, wie die Panzerknacker es gern hätten.

„Verschwendete Ferien“: Steuerschulden bei gut gefüllten Konten veranlassen Onkel Dagobert zu drastischen Maßnahmen – Urlaub und dabei Geld verprassen. Mit beidem hat es der Geizhals aber ganz und gar nicht. So entwickelt sich der Urlaub anders als geplant.

Fragwürdiger Humor und wieder reine Manpower

8 Deutsche Erstveröffentlichungen von 16 Geschichten: 50% neue Geschichten sind eine ganz gute Ausbeute für den Band. Extras: Mit Reliefprägung auf dem Cover und Postkarte.

Das Thema Urlaub wird enger und weiter gefasst, sodass man Abwechslung beim Lesen hat. Spannung und Humor kommen gerade für jüngere Leser*innen nicht zu kurz. Allerdings beruht der Humor oft auf dem Prinzip der Schadenfreude: Donald und Dussel müssen mit dem nicht besonders sozialen Verhalten anderer Figuren und Pechsträhnen dafür herhalten, dass die Leser*innen etwas zu lachen haben. Mein Sohn (11) findet das „asozial“, Donald werde manipuliert und ausgenutzt, was ihn beim Lesen nicht froh stimmt. Ich finde, er hat Recht. Humor sollte eigentlich auf dem Prinzip beruhen, dass man freundschaftlich gemeinsam lacht und nicht darauf, dass andere über einen lachen. Da Geschichten bewusst wie unbewusst einen Lerneffekt erzeugen und Kinder aus Vorbildern lernen (auch bzgl. Medien, egal welcher Art) ist das m.E. der falsche Lerneffekt, der damit erzielt wird. Mein Sohn sieht das Ganze kritisch, weil er auch so erzogen worden ist, dass er Dinge hinterfragt. Aber es gibt genügend andere, die sich darüber keine Gedanken machen und unkritisch alles konsumieren, was ihnen vorgesetzt wird. Ob das Geschäftemachern gefällt oder nicht: Nicht nur das Geld darf beim Verkauf eine Rolle spielen. Die soziale Verantwortung ist mindestens ebenso wichtig!

Das Gleiche lässt sich auch über Rollenklischees sagen: Darüber habe ich in anderen Rezensionen zu den LTBs schon einiges geschrieben. Es geht (nicht nur) heutzutage einfach nicht mehr, dass die LTBs Frauen und Männer klischeehaft darstellen und Frauen fast immer nur eine Randerscheinung in der Story sind…


Genre: Comic
Illustrated by Egmont Ehapa