Franziskus von Assisi

Der Heilige Franziskus in einer umfangreichen Biographie

Franziskus von Assisi: Eine „zeitgemäße“ Darstellung des Lebens und Wirkens von Franziskus liegt im Interesse des Autors, der den „Gaukler Gottes“ auch gerne mit seinem Spitznamen „Poverello“ anspricht, was so viel bedeutet wie der „kleine Arme“. Denn die Darstellung des Heiligen habe sich kontinuierlich – je nach den geistigen und sozio-ökonomischen Rahmenbedingungen – geändert: von der chevalaresken Tradition als Troubadour und Christus-Ritter bis hin zum Kirchenkritiker und Vorläufer von Martin Luther oder wehrloses Opfer päpstlicher Machtpolitik. Franziskus wurde aber nicht nur von den Faschisten funktionalisiert, sondern auch von den 68ern oder der Befreiungstheologie. Zeit also, sich dem echten Franziskus zu widmen.

Franziskus: Der sanfte Rebell

Franziskus von Assisi (1181–1226), geboren als Giovanni di Pietro di Bernardone wurde als Sohn wohlhabender Eltern geboren. Sein Vater hatte ein Tuchgeschäft und gehörte dem reichen Bürgertum, nicht aber dem Adel an. Ein Bürgerkrieg zwischen den minores und den maiores prägte die Jugend des jungen Heiligen, der sich alsbald als Ritter seine Sporen verdienen wollte. Die zweite Phase seines Lebens sei aber von einem allmählichen Bekehrungsprozess gekennzeichnet gewesen, in dem er sich den Aussätzigen und Randständigen der Gesellschaft zuwendete und ein mythisches Erlebnis in der Kirche San Damiano ihn schließlich überzeugte, sein Leben Gott zu widmen. Dieter Berg unterscheidet insgesamt fünf Phase im Leben des Poverello, die er mit Quellen und historischen Methoden untersucht hat.

Methodisch aufschlussreiche Studie

Methodisch handle es sich bei dieser Biographie um eine Kombination von einem biographischen Längsschnitt und problemorientierten Querschnitt, wie Dieter Berg selbst vorausschickt. Den Hauptteil des Werkes bilden systematische Ausführungen zu wesentlichen Aspekten des Lebens und Wirkens von Franziskus sowie seiner Zielsetzungen. Dieter Berg bettet den Poverello aber auch in seine Zeit ein, denn er war nicht der einzige, der die Amtskirche reformieren wollte. Robert von Arbrissel, Peter von Bruys oder Heinrich von Lausanne und Arnold von Brescia hatten ähnliche Anliegen wie Franziskus und wandten sich genauso wie er gegen Reichtum und Macht und forderten zu einem Leben nach dem Vorbild der Urkirche auf. Petrus Waldes aus Lyon etwa verteilte seinen Besitz an Arme mit dem Erfolg, dass er wie viele andere Laiengruppen etwa die Humiliaten, Katharer oder Waldensern von der Kirche als Ketzer exkommuniziert wurde. Eine „Phänomenologie der Häresie“ wurde 1184 festgelegt und Papst Innozenz (1198-1216) schuf die Päpstliche Inquisition.

Weitere Einzelheiten zum gesellschaftlichen und historischen Umfeld sowie Franziskus’ Schrifttum, Existenz und Charisma sowie der Weiterentwicklung des Ordo Minorum erfährt man in dieser lesenswerten Biographie von Dieter Berg über Franziskus, nach dem sich auch der jetzige amtierende Papst benannt hat. Ein Kapitel beschäftigt sich auch mit Franziskus’ Nachleben in Film und TV.

Dieter Berg
Franziskus von Assisi. Der sanfte Rebell.
Originalausgabe
Geb. mit Schutzumschlag.
Format 15 x 21,5 cm
298 S. 34 Abb.
ISBN: 978-3-15-011146-8
Reclam Verlag


Genre: Biographien, Religion
Illustrated by Reclam Verlag

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