Heimat: Moabit

Tarantino-like wird diese Moabit-Geschichte aus dem Kommissar-Gereon-Rath-Universum im verruchten Berlin der 1920er aus drei Perspektiven erzählt: aus der von Adolf I. (Winkler) von Moabit, dem Schränker, der des Gefängniswärters und der seiner Tochter, Charlotte „Lotte Charly“ Ritter, auch bekannt als die Freundin des Kriminalkommissars. Adolf Winkler gehört dem Ringverein Berolina an und wird kurz vor seiner Entlassung Opfer eines Mordanschlages. Er gehört noch zur alten Garde der Kriminellen und hat ein gewissey Ganovenehrgefühl: „Dass die Berolina niemals mit Zuhältern und Drogenhändlern zusammenarbeiten wird. Dass ihr, wenn der Venuskeller so gut läuft, eben das Schutzgeld verdoppeln müsst.“, ordnet er aus dem Knast heraus seinen Berolina-Ringbrüdern an. Aber auch er ist ein Auslaufmodell, so wie man es aus einigen Mafiafilmen kennt, die ebenfalls von der Ehrhaftigkeit der ersten Generation der „ehrenwerten Gesellschaft“ überzeugt sind.

Babylon Berlin

„Fällst in die Finsternis, die so gnädig lockt und dir Erlösung von allen Schmerzen und Sorgen verspricht.“, räsoniert Winkler und will nichts von Marlow, dem „Dr. M.“, der mit Kokain und Morphium handelt, wissen will. „Berolina macht keine Geschäfte mit Drogenhändlern“, beharrt Adolf I. und die drei Jahre in Moabit hat er gerne für die Berolina abgesessen. Aber auch der „Wächter“, Ritter, ist ein Gefangener. Er wohnt im Anbau am Gefängnis  und fühlt sich jeden morgen als „träte ich meine Strafe an sobald ich meinen Arbeitsplatz betrete (…) und wir Wärter sehen in unserer Schicht den Himmel kaum öfter als die Gefangenen“. Sein Kollege Kleinschmidt hat ein lachses Verständnis der Dienstvorschriften und so dürfte es auch kein Zufall sein, dass der grad aufs Klo muss, als Winkler am Gefängniskorridor überfallen wird.

Sex and Crime

Kat Menschiks letzte Literaturillustration 2018

„Ich habe noch nie viel erzählt. So gut es geht versuche ich, die kalte brutale Welt des Gefängnisses nicht mit nach Hause zu nehmen, in die Nähe meiner Familie zu lassen“, was gar nicht so einfach ist mit einer Dienstwohnung die direkt an die Gefängnismauer grenzt. Und so wird unweigerlich auch seine Tochter in die düstere Welt des Verbrechens mit hineingezogen. Aber sie hat noch die Wahl auf welcher Seite sie stehen möchte: auf der des Gesetzes oder der der Gesetzesbrecher. „Knastlotte“, wie sie von ihrer reichen Freundin Greta scherzhaft genannt wird – weil sie ja beim Gefängnis wohnt – schleicht sich nächtens gerne davon, geht tanzen, studiert tagsüber. Und eines Nachts beobachtet sie eine Szene, die ihr Leben verändern wird: „Eine neue Wirklichkeitszusammensetzung, eine gnadenlose unerbittliche Wirklichkeit die es nicht juckt, wenn man sie nicht wahrhaben will, die einfach nur da ist und verlangt, dass man es mit ihr aufnimmt.

Zwanziger Jahre

Das Graphic Design von Kat Menschik, die Werbeplakate und Werbeinserate aus alten Zeitungen, Porträts von Damen und Herren, Luxuartikel, einen Raben, die Gefängnismauer in knallbunten Farben abbildet, macht die vorliegende Geschichte nicht nur zu einem Leseabenteuer, sondern auch zu einem visuellen Genuss der Sonderklasse.

Kafka illustriert von Kat Menschik

Die Autoren:

Volker Kutscher, geboren 1962, arbeitete nach dem Studium der Germanistik, Philosophie und Geschichte zunächst als Tageszeitungsredakteur, bevor er seinen ersten Kriminalroman schrieb. Heute lebt er als freier Autor in Köln. Mit dem Roman »Der nasse Fisch«, dem Auftakt seiner Krimiserie um Kommissar Rath im Berlin der Dreißigerjahre, gelang ihm auf Anhieb ein Bestseller, dem bisher fünf weitere folgten. Die Reihe ist inzwischen in viele Sprachen übersetzt.

Das neueste Buch von Kat Menschik

Kat Menschik ist freie Illustratorin. Ihr Gartenbuch ‘Der goldene Grubber. Von großen Momenten und kleinen Niederlagen im Gartenjahr’ (2014) wurde zum fulminanten Dauerseller und unter die 25 schönsten Bücher des Jahres gewählt. Seit 2016 gestaltet Kat Menschik bei Galiani ihre eigene Buchreihe, in der zuletzt Volker Kutschers ‘Moabit’ (2017) und Edgar Allan Poes ‘Unheimliche Geschichten’ (2018) erschienen. Gemeinsam mit Tilman Spreckelsen veröffentlichte sie 2018 ‘Der Held im Pardelfell’.

Kat Menschik/Volker Kutscher:
Moabit
Illustrierte Buchreihe
Galiani-Berlin
88 Seiten, Leinen
ISBN 978-3-86971-155-3
2017
Deutschland  18,00 €/Österreich 18,50 €


Genre: Krimi, Sex and Crime, Zwanziger
Illustrated by Galiani

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