Schmetterling aus Staub

SchmetterlingDie Stadt, in der die 16-jährige Mika lebt, gleicht dem Paradies: Blumen blühen überall, die Menschen lächeln einander freundlich an und die Sonne scheint 365 Tage im Jahr. Dennoch ist Mika nicht glücklich. Seit sie vor acht Jahren am staatlich angeordneten Persönlichkeitstest teilnehmen musste, ahnt sie, dass die Realität außerhalb von Seelenheide ganz anders aussieht, als sie das Fernsehen glauben machen will. Ihre Vermutung bestätigt sich, als eines Tages ein fremder Junge auf der Mauer in ihrem Garten sitzt. Aaron gehört zu den »Risi­kos«, die als Kinder von ihren Eltern getrennt werden, weil sie sich zu Freidenkern entwickeln könnten. Die Regierung hat Angst vor ihnen, nennt sie Verbrecher und sperrt sie ein. Aaron konnte fliehen und will nun das System stürzen, das ihn und Tausende andere aussortiert hat. Mika ist vom ersten Moment an fasziniert von Aaron und begibt sich mit ihm auf die gefährliche Mission. Doch schon bald muss sie sich nicht nur mit Kopfgeldjägern auseinandersetzen, sondern auch mit Janna, die bei dem Test zum »Machtmenschen« erkoren wurde.

Die Geschichte spielt im Jahr 2250 und wird aus der Ich-Erzählperspektive der 16 jährigen Mika erzählt. Vor ca. 70 Jahren wurde Deutschland von einer Infektion heimgesucht, die großen Teilen der Bevölkerung das Leben gekostet hat und die Bevölkerungszahl Deutschlands drastisch minimiert hat. Ein Diktator, der sich selbst „Caesar“ nennt, bekam die Herrschaft über Deutschland und schuf das neue „Alemania“. Seitdem ist Alemania vom Rest der Welt abgeschottet und hat nichts mehr mit dem eigentlichen Deutschland gemeinsam.

Alemania besteht nun aus 4 Sektoren, nämlich aus „Seelenheide“, aus „Geistfurt“, „Machthall“ und „Sturmbruch“. Der Rest des Landes ist unbewohntes Ödland und die 4 Sektoren sind durch Mauern abgeschottet und liegen weit voneinander entfernt, so dass es keine Berührungspunkte zwischen den Sektoren gibt. Den Menschen ist es strengstens untersagt Ihre jeweiligen Sektoren zu verlassen. In Seelenheide leben die „Harmoniemenschen“, die Arbeiterschicht in der die Menschen Bauern sind oder auf Obstplantagen arbeiten. Sie sollen immer glücklich sein und sind einzig und allein dazu da um glückliche und zufriedene Nachkommen zu zeugen, die wiederum glückliche aber kleingehaltene Bauern werden. Wissen wird Ihnen verwehrt, sie sollen nicht denken, nichts hinterfragen denn dazu gibt es schließlich die Gelehrten aus Geistfurt. Diese Menschen fristen Ihr einsames Leben in Laboratorien oder Bibliotheken um Alemania mit neuem Wissen und Erfindungen zu versorgen, glücklich sind sie jedoch nicht.

Die Menschen in „Machthall“ sind kalthartzig, zielstrebig und wie schon der Name sagt Machtbesessen. Diese Gruppe von Menschen sind Caesars bevorzugte Bevölkerungsschicht und sie bekommen vom ihm Vieles dass den anderen Schichten verwehrt wird wie z.b Partys und Alkohol. Diese Machtmenschen sind Caesars Soldaten, Leibwächter und sein innerer Kreis, der ihm dabei hilft das System aufrecht zu erhalten.

Der Dorn im Auge der Nation sind die „Risikos“ aus Sturmbruch. Es sind abenteuerlustige Freidenker die es gilt auszurotten. Sturmbruch ist verfallen und dem Rest Alemanias werden seit Jahrzehnten die schlimmsten Geschichten über die Risikomenschen erzählt. Sturmbruch selbst ist noch einmal unterteilt und zwar in die „Frauenstadt“ und die „Männerstadt“ denn selbstverständlich möchte Caesar nicht dass sich die Risikos fortpflanzen und neue Risikokinder zur Welt bringen. Schwangere Risikofrauen werden sofort getötet.

Im Alter von 8 Jahren müssen alle Kinder Alemanias zur „Selektion“, einem psychologischen Test, bei dem festgestellt werden soll, was für eine Persönlichkeit sie entwickeln werden. Ein Kind, welches z.b aus einer Harmoniefamilie stammt, aber eher Tendenzen zum Machtmenschen hat, wird somit aus der Familie herausgenommen und einer Familie in Machthall zugeteilt.

Als die kleine Mika zur Selektion muss, da wissen sie und Ihre Harmonieeltern eigentlich, dass Mika kein Harmoniemädchen ist aber Mika hat verstanden was zu tun ist um bei Ihren geliebten Eltern bleiben zu dürfen und gibt bei der Selektion unehrliche Antworten…!

Nun ist Mika 16 Jahre alt und nicht glücklich in Seelenheide denn Sie möchte mehr als glücklich Pfannkuchen essen, sie möchte Abenteuer erleben, das Land bereisen oder einfach nur wissenschaftliche Artikel veröffentlichen. Eines Tages sitzt dann der Risikojunge Aron auf Ihrer Mauer und Aron hat Genug von diesem System und möchte Caesar stürzen…!

Ich muss sagen, dass ich begeistert bin! Eine wirklich tolle, detailliert ausgedachte und spannende Dystopie! Ich persönlich mag es sehr gerne wenn eine Geschichte aus der Ich-Erzählperspektive erzählt wird, man so richtig intensiv mit dem Erzähler mitfiebern kann und das ist hier auf jeden Fall gegeben!

Meiner Meinung nach hat sich die Autorin von der großartigen „Delirium Trilogie“ von Lauren Oliver inspirieren lassen, denn vor allem zu Anfang, gibt es doch deutliche Parallelen, die sich im Laufe der Geschichte aber immer mehr verlieren! Ich möchte jetzt aber Nichts unterstellen und es ist auch nur mein persönliches Empfinden…!

Ein bisschen etwas hat mich aber schon gestört! In der Geschichte ist Alemania vom Rest der Welt völlig abgeschottet, die Bevölkerung weiß Nichts über die Geschehnisse der übrigen Welt oder über die Vergangenheit und altes Wissen, ja sogar Fremdsprachen sind im Laufe der Jahre völlig in Vergessenheit geraten. Das ist ja alles schön und gut aber die Figuren benutzen immer wieder mal Sprichwörter und Redewendungen die sie eigentlich gar nicht mehr kennen dürften und das hat mich ein klein wenig gestört, halt weil der Rest so gut durchdacht ist. Vielleicht bin ich mittlerweile aber auch zu empfindlich und hier geht einfach der „Endzeitpingel“ mit mir durch…!

Von Anna Palm habe ich bereits „die Selbstvergessenen“ gelesen, was mir auch gefallen hat, mit „Schmetterling aus Staub“ aber nicht zu vergleichen ist, denn dieses Buch ist noch ein paar Klassen besser.

Ein wirklich tolles Buch, das ich auf jeden Fall weiterempfehlen kann!

Die 1995 in Aachen geborene Anna Palm ist Schülerin an einem Gymnasium in Neuss. „Schmetterling aus Staub“ ist nach Ihrem Debütroman „Ellen, Schutzengel“ und „Die Selbstvergessenen“ ihr drittes Buch.


Genre: Dystopie, Kinder- und Jugendbuch
Illustrated by Schwarzkopf & Schwarzkopf

4 Gedanken zu „Schmetterling aus Staub

  1. Ich finde eh, dass es im Genre Dystopien öfter mal Parallelen gibt zu anderen Büchern, denke aber auch, dass es nicht so störend ist. Zumal wenn es sich im Laufe des Buches verliert. Wahrscheinlich braucht man für kein anderes Genre so viel Phantasie und dass sich eine Schriftstellerin, zumal wenn sie so jung ist, von anderen Büchern inspirieren lässt, kommt bestimmt öfter vor.

    Hört sich auf jeden Fall spannend an. Würde ich lesen 🙂

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