Das Ende der Klassik

Der nach eigener Aussage diktaturerfahrene Autor beschreibt sein Versteckspiel in einer Gesellschaft, die klassische Musik verbietet. Er versucht die tausend Augen, von denen er sich beobachtet fühlt, hinters Licht zu führen, indem er sich abschottet. In einem nicht näher bezeichneten Versteck hört er heimlich Mozart und versucht auf diese Weise, der geistmordenden neuen Musik zu entkommen, mit der der Staat seine Bürger beschallen lässt.

Henry schreibt eindringlich, fast getrieben, bisweilen im Stakkato. Er hört verbotene Musik, er macht sich verbotene Gedanken, er widersteht staatlicher Willkür. Er verwendet weiterhin die »alte« Sprache und widersetzt sich dem staatlichen Bemühen, alle diskriminierenden Begriffe durch vermeintlich positive zu ersetzen.

Ein nahezu eremitisches Dasein lässt ihn die lebende Stille hören, die in uns ist. Er versteht Musik als Sprache ohne Worte, als universale Sprache, die jeder verstehen kann. Schönheit, Harmonie und Stille erfüllen ihn.

Wie ein aus der Zeit gefallener Dr. Faust irrt er durch die Straßen. Er lernt eine Frau kennen, die ihm gesteht, eine Oboe zu besitzen und darauf zu spielen. Er ist sich jedoch unsicher, ob sie eine Agentin ist, die ihn in eine Falle locken möchte.

Staatsdiener durchsuchen bald darauf seine Wohnung. Sie entdecken nichts. Der Erzähler zieht sich in seinen Bau zurück und hört Arien aus der »Zauberflöte«. Er hofft auf den Tag, an dem die Macht der Herrschenden zerbricht und Mozart wieder unter freiem Himmel gehört werden kann.

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Genre: Dystopie
Illustrated by Galabuch

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