Small World

Small World. Konrad Langs Welt schrumpft und wird immer kleiner. Er vergisst seine Brieftasche im Kühlschrank, er verirrt sich im Dickicht der realen Welt, und eines Tages übergießt er feuchtes Kaminholz mit Benzin, um es leichter entzünden zu können. Das hat er zwar schon öfter gemacht, doch diesmal liegt das Holz noch neben dem Kamin, und die luxuriöse Ferienvilla seiner Chefin und Gönnerin Elvira Senn auf Korfu wird bald darauf zum Raub der Flammen. Nun ist es nicht mehr zu verbergen: Konrad Lang hat Alzheimer, und die Krankheit schreitet mit erschreckender Geschwindigkeit voran.

Je stärker die Krankheit Langs Gedächtnis zerstört, desto stärker reist er in seiner Erinnerung von der Gegenwart in die Vergangenheit. In Schüben wird er in seiner Gedankenwelt immer jünger. Bald betritt der Kranke Katakomben seiner Erinnerung, die zuvor unerreichbar und verschüttet schienen. Dazu tragen Fotositzungen bei, in denen er mit Bilddokumenten seiner Kindheit konfrontiert wird.

Diese Entwicklung wiederum beunruhigt die Grande Dame der Schweizer Hochfinanz, die mit ihm seit Kindheitstagen verbunden ist und für seinen Lebensunterhalt und Pflege aufkommt. Ein geheimnisvolles Band scheint zwischen beiden gespannt. Schlummert ein düsteres Geheimnis in den Kindheitserinnerungen des Patienten, welche die millionenschwere Seniorin Elvira Senn fürchtet?

Einfühlsam und kenntnisreich beschreibt der Schweizer Autor den Prozess des Verfalls seines Protagonisten sowie die Reaktionen seiner Umwelt auf seinen Krankheitsverlauf. Der Autor erzählt seine Geschichte präzise und flüssig. Dass die Geschichte um das Schrumpfen der Welt des Konrad Lang schließlich in eine Kriminalgeschichte mündet, gibt der feinen Lektüre eine spezielle Note und macht sie doppelt spannend.

„Small World“ ist der erste Roman, den Suter verfasste. Er begann damit eine von ihm als „neurologische Trilogie“ bezeichnete Reihe, die mit “Die dunkle Seite des Mondes“ fortgesetzt und mit “Ein perfekter Freund“ abgeschlossen wurde. Zwischen den drei Bänden bestehen keine inhaltlichen Zusammenhänge, jeder kann für sich gelesen werden.


Genre: Kriminalliteratur
Illustrated by Diogenes Zürich

Ein Gedanke zu „In hora mortis

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