Kaiserstraße

Der Mord an Rosemarie Nitribitt ist der Einstieg in die »Kaiserstraße«. Der Junge Leo Böwe wird von nun an von dem Klang des Namens Nitribitt verfolgt. Er setzt sich fest in sein Gehirn. Leo Böwe beginnt eine Karriere als Waschmaschinenvertreter in der Wirtschaftswunderzeit der 50er Jahre. Er lernt, dass »der Verkauf erst dann beginnt, wenn der Kunde NEIN sagt«. Jule, seine zehnjährige Tochter, entstanden in einer enttäuschenden Ehe, sieht im Fernsehen den erschossenen Benno Ohnesorg und beschließt: Papi, wenn ich groß bin, erschieße ich dich auch.

Dieses Buch, gedacht als Streifzug durch das bundesrepublikanische Deutschland, ist an verschiedenen geschichtlichen Daten jüngster deutscher Vergangenheit festgemacht: 1957, 67, 77, 89, 99 und zeigt eigentlich sehr schön die Veränderung seiner Bürger, die Waschmaschinen verkaufen lernen müssen und schließlich sich selbst.

Leo Böwe, die zentrale Figur in den parallel erzählten Geschichten, beginnt seinen Aufstieg im Adenauerdeutschland und vertritt gewissermaßen die Träume aller (wahrscheinlich hofft die Autorin es). Es ist eine knappe Prosa, gut und flott erzählt, nur die Personen gehen doch farblos durchs Leben und könnten besser mit Stoff ausgefüllt werden. Hinter den flotten Sprüchen mancher Personen zeigt sich eigentlich nur stumme Resignation. So ist es doch bestimmt nicht gelaufen — in der BRD. Interessant ist das Buch auch in anderer Hinsicht noch, es zeigt doch dem ehemaligen DDR-Bürger ein bisschen die Lebenssituationen im anderen Deutschland.


Genre: Romane
Illustrated by dumont Köln

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